Umwelt

Initiative für sauberes Trinkwasser

Pestizide und viel zu grosse, durch Futtermittelimporte künstlich erhöhte Tierbestände verursachen in der Schweiz grosse Umwelt- und Wasserprobleme.

Eine Million Menschen werden derzeit mit pestizidbelastetem Trinkwasser beliefert, das den Lebensmittelhöchstwert überschreitet, teils bis zu 20-fach. Auch die Nitratgehalte des Grundwassers im ganzen Mittelland sind deutlich erhöht. Nitrat im Trinkwasser auch unterhalb des Grenzwerts erhöht die Darmkrebs-Gefahr. Es sind deshalb Massnahmen beim Hauptverursacher Landwirtschaft angezeigt. Die Summe des gesamten Giftcocktails, welche der Schweizer Bauer auf Feldern entsorgt, setzt auch den Wildtieren massiv zu. Von allen Ländern Europas werden in der Schweiz pro Hektare am meisten Pestizide ausgetragen.

Wissenschaft und Bundesämter warnen, dass auch die Ökologie der Gewässer und die Biodiversität durch Pestizide und Überdüngung stark gefährdet sind. Von den gesetzlich verankerten Umweltzielen erreicht die Landwirtschaft bis heute kein einziges vollständig. In Zukunft sollen Überdünung, Pestizid- und Antibiotikaeinsatz nicht mehr durch den Steuerzahler subventioniert werden.

Mit der Gülle kommen Krankheitserreger auf die Felder. Der Verdacht wiegt schwer: Milchkühe, Zuchtschweine oder Pferde, aber auch Wildtiere, wie Rehe, Wildschweine oder Hasen könnten sich seit Jahren mit hochinfektiösen Bakterien angesteckt haben. Mit Antibiotika kontaminierte Gülle kann nach der Ausbringung auf dem Feld die Bakteriengemeinschaften im Boden stören und zur Erhöhung der Häufigkeit und Übertragbarkeit von Antibiotikaresistenzen führen.

Auch bei wildlebenden Tieren häuft sich in besorgniserregendem Ausmass die Diagnose Krebs durch Umweltgifte, wie Überdüngung, Anreicherung der Böden mit Schwermetallen, Pestizide, erhöhte Phosphorgehalte in Gewässern, Belastung des Wassers mit Nitrat, Pflanzenschutzrückstände im Trinkwasser usw.

Schädliche Subventionen umlenken

Gleichzeitig subventioniert die Schweiz ihre Landwirtschaft mit rund 3,5 Milliarden Franken an Steuergeldern jährlich. Der grösste Teil der Subventionen – nicht weniger als 82 % – fliesst in die besonders schädliche, mit Importfutter künstlich erhöhte Tierproduktion. Mit dem Nährwert des Importfutters könnte die halbe Schweizer Bevölkerung ernährt werden.

Daher setzt die Trinkwasserinitiative bei den Subventionen an. Statt weiterhin Umwelt-, Klima- und Wasserschäden zu fördern, sollen die Steuergelder eine zukunftsfähige pestizidfreie Landwirtschaft ermöglichen.

Das Ziel ist eine Landwirtschaft, die dauerhaft für gesunde Nahrungsmittel und sauberes Trinkwasser sorgt, ihre Umwelt- und Klimaziele erreicht und die Gewässerschutzgesetze einhält. Das ist seit Jahrzehnten nicht der Fall.

Initiantin Franziska Herren

Biobauern unterstützen Initiative

Stellvertretend für die zahlreichen Unterstützerbauern äusserten sich Biobauer Markus Bucher und Biowinzer Roland Lenz anlässlich einer Medienkonferenz. Sie betonten, dass das Knowhow für eine nachhaltige, gewässerschonende Produktion längst bereitstehe und von Tausenden von Bäuerinnen und Bauern seit Jahrzehnten angewendet wird. «Die Trinkwasserinitiative bedeutet für mich ein gigantisches Entwicklungspotential für Landwirte und nachgelagerte Betriebe sowie für Forschung und Bildung» sagte Bucher. Roland Lenz ergänzte, dass hohe Produktivität und Ökologie kein Widerspruch seien: «Unsere Rebberge sind lebendige Orte, auf denen sich einheimische Pflanzen und Tiere wohlfühlen und die Biodiversität für uns arbeitet.»

Schweizer Tierproduktion stark von Importfutter abhängig

Derzeit verursache die Schweizer Landwirtschaft mit ihren Futtermittelimporten 100’000 Tonnen überschüssigen Stickstoff, was zur flächendeckenden Überdüngung von Gewässern und Landschaft und rapidem Artenschwund führt. Der natürliche Ausgleich zwischen Tierzahl und Futterfläche ist für die Bodenbildung zentral.

Schweizer Bauern sind nebenbei auch noch die grössten Feinstaubsünder – mit 37 Prozent aller Feinstaubemissionen. Jährlich fordert der Feinstaub 3’700 Todesopfer und Gesundheitskosten von 4,2 Milliarden Franken in der Schweiz (Quelle: BAFU).

Antibiotikaresistenzen grösste gesundheitliche Bedrohung der Bevölkerung

Antibiotikaresistenzen sind gemäss Eidgenössischer Fachkommission für biologische Sicherheit die grösste Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung in der Schweiz. Ohne Antibiotika ist keine Intensivmedizin möglich und viele Krankheiten lassen sich nicht mehr bekämpfen. Durch den übermässigen Einsatz von Antibiotika in der intensiven Tierhaltung nehmen Resistenzen immer mehr zu und werden mit der Gülle auf Äckern und Wiesen ausgebracht. Prophylaktische Antibiotikagaben sind bei tierschutzgerechter Haltung und angepasstem Management unnötig. Der prophylaktische Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung muss aufhören.

Initiative ist klimarelevant

Die Trinkwasserinitiative ist nicht nur klimatauglich, sondern sie spielt auch eine wichtige, vielleicht zu wenig bekannte, Rolle im Klimaschutz. Durch eine landwirtschaftliche Produktion, die die Ressource Trinkwasser wesentlich weniger belastet, gelangen letztendlich auch weniger Treibhausgase in die Atmosphäre.

Klimaforscher Thomas Stocker

Was der Bauernverband auch verschweigt: Die Folgekosten der Pestizide für Umwelt und Gesundheit müssen heute von der Allgemeinheit getragen werden.

Über die Trinkwasser- und Pestizidinitiative wird die Bevölkerung am 13. Juni 2021 abstimmen können. Die IG Wild beim Wild empfiehlt 2 x JA.

2 Kommentare

  1. Wir mögen es nicht, wenn in den Kommentaren Fake-News oder Kaffesatzlesen verbreitet wird. Offenbar haben Sie die Initiative (noch?) nicht richtig verstanden. Schade, und dies von einem „Biobauer“.

  2. Schweizer Biobauer Antwort

    Ich teile die Sorgen um die Umwelt. Das Problem bei der Trinkwasserinitiative ist einzig und allein, dass sie kein einziges Umweltproblem lösen wird. Im Gegenteil, ihre Umweltwirkung ist negativ. Einerseits weil die intensiven Schweizer Betriebe auf die Direktzahlungen verzichten werden und dann auch den ökologischen Leistungsnachweis nicht mehr einhalten müssen. Zu diesem gehört, dass sie mindestens 7 Prozent ihrer Fläche für die Förderung der Biodiversität einsetzen oder einen geschlossenen Nährstoffkreislauf aufweisen. Anderseits wird es verschiedene Kulturen in der Schweiz nicht mehr geben. Diese müssen wir dann importieren, was unseren – mit 75% bereits sehr hohen! – konsumbedingten Umweltabdruck im Ausland weiter verschlechtern wird.

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