Unkultur

Schimpansen nach Ausbruch aus Gehege in niederländischem Zoo erschossen

PETA fordert Ende der Zoo-Gefangenschaft von Menschenaffen

Zwei Schimpansen wurden gestern im niederländischen Tierpark Amersfoort erschossen, nachdem sie aus ihrem Gehege entkommen waren.

Mike und Karibuna konnten laut einem Medienbericht vermutlich ausbrechen, da ein Mitarbeiter das Tor nicht richtig verschlossen hatte. PETA kritisiert scharf, dass der Zoo behauptet, es sei aufgrund der Eile keine Alternative gewesen, die Menschenaffen zu betäuben, obwohl sie sich sogar noch auf dem Zoogelände befanden. Angesichts dieses Vorfalls weist die Tierrechtsorganisation erneut darauf hin, dass die Gefangenschaft von Menschenaffen in zoologischen Einrichtungen nicht artgerecht möglich ist und mit erheblichen Gefahren für Tiere und Menschen einhergeht. Im Rahmen der Kampagne „Menschenaffen raus aus Zoos“ fordert PETA ein generelles Zucht- und Importverbot für die nächsten Verwandten des Menschen. Mit einer Petition auf der Kampagnenwebsite appelliert die Organisation an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Gefangenhaltung und Zurschaustellung der sensiblen Wildtiere schnellstmöglich auslaufen zu lassen.

Es ist ein Verbrechen, Menschenaffen einzusperren. Sie sind unschuldige Gefangene, die frei sein wollen und in Zoos gezwungen sind, ein tristes Dasein unter mangelhaften Haltungsbedingungen zu fristen. In ihrer Verzweiflung versuchen sie deshalb immer wieder, aus ihren Käfigen zu entkommen. Ausbrüche oder tödliche Unfälle sind nur vermeidbar, wenn die Tiere nicht mehr für schaulustige Besucher gefangen gehalten werden.

Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsindustrie

Immer wieder werden teilweise tödliche Fluchtversuche von Menschenaffen oder Unfälle in Zoos bekannt. Erst im Oktober verletzte Schimpansenmann Lutz im Tiergarten Straubing einen Mitarbeiter durch die Gitterstäbe hindurch. Im September 2019 entkamen zwei Schimpansen im Zoo Magdeburg aus dem Gehege. Im September 2015 brachen im Duisburger Zoo zwei Orang-Utans aus. Nur einer der beiden wurde betäubt, der andere erschossen. Im Juni 2015 brachen drei Schimpansen aus einem Zoo auf Fuerteventura aus – nachdem sie drei Menschen zum Teil schwer verletzten, wurden zwei der Tiere erschossen. Bei einem Ausbruchversuch aus einem Zoo auf Mallorca im Mai 2015 wurde ein Tier wurde erschossen, das andere kurz darauf tot aufgefunden. Im Juli 2012 konnten fünf Schimpansen im Zoo Hannover über einen umgeknickten Baum ihrem Gehege entkommen, wobei ein Mädchen leicht verletzt wurde.

Menschenaffen in Gefangenschaft erleben Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit

Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans sind dem Menschen laut renommierten Primatologen wie Professor Dr. Volker Sommer derart ähnlich, dass sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation in Gefangenschaft erkennen. Laut Sommer können die intelligenten Tiere Zustände wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erleben. [1] Wissenschaftlichen Studien zufolge leiden Menschenaffen in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen [2]. Ihr psychisches Leid äussert sich durch Selbstverstümmelung, extreme Zurückgezogenheit, permanentes Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers bis hin zum Verzehr der eigenen Exkremente. Zum Teil verabreichen Zoos den Tieren sogar Psychopharmaka, damit sie die lebenslange Gefangenschaft überhaupt ertragen. Während Gerichte in den USA und Argentinien den nächsten Verwandten des Menschen schon gewisse Grundrechte zugesprochen haben, werden die sensiblen Tiere in Deutschland nach wie vor zur Belustigung der Zoobesucher in enge, karge Gehege gesperrt. Laut einer von PETA in Auftrag gegebenen INSA-Meinungsumfrage vom April 2020 befürwortet die relative Mehrheit der Befragten ein Ende der Zucht und Haltung von Menschenaffen in deutschen Zoos.

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