Tierwelt

Kühe in der Türkei tragen jetzt VR-Brillen

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Ein türkischer Landwirt schickt seine Kühe auf die virtuelle Weide.

Die danken es ihm mit mehr Milch. Tierschützer sehen die VR-Brillen dennoch kritisch.

Was einst als lustiger Werbespot in der Schweiz begann, ist nun offenbar Realität geworden: Kühe bekommen in umgeschnallten Virtual-Reality-Brillen saftige grüne Wiesen vorgespielt und sollen damit zu einer besseren Milchproduktion angeregt werden. Die Dystopie der Appenzeller Werbung aus dem Jahr 2017 wurde zwei Jahre später zunächst in Russland in die Tat umgesetzt. Aktuell experimentiert aber offenbar auch ein türkischer Bauer damit.

Weiden, die niemals leergefressen sind, immer grün, immer saftig. Das ist eine Welt, die Izzet Kocak seinen Kühen bietet – allerdings als Simulation. Denn der türkische Landwirt trickst seine Kühe aus. Mit Virtual-Reality-Brillen gaukelt er ihnen vor, dass sie nicht im Stall stehen, sondern unter freiem Himmel. Dazu gibt es Musik von Beethoven und Mozart auf die Ohren. Den Tieren scheint das zu gefallen – sie geben literweise mehr Milch.

Auf die echte Weide kämen die Tiere zwar weiterhin, doch zwei Kühe kommen obendrauf in den Genuss, weitere 20 Minuten am Tag auf der virtuellen Weide zu grasen. Und es scheint sich ein Effekt einzustellen. Der Landwirt berichtet, dass die Milchproduktion der Kühe, die aktuell die VR-Technik testen, um fünf Liter angestiegen sei. Doch Kocak gehe es nicht nur um das Mehr an Milch, er hofft auch auf eine Qualitätsplus. 

Keine Alternative zur echten Wiese

Zu Kocaks Kuhherde gehören insgesamt 180 Tiere. An zwei davon testet er das System aktuell. In den kommenden Wochen sollen drei weitere Tiere dazukommen. Seine Idee ist nicht neu. In Russland hatte das Landwirtschaftsministerium VR-Brillen schon vor rund zwei Jahren an Kühen getestet. 

Das Ministerium berief sich damals auf Studien, die gezeigt hätten, dass Kühe, wenn sie sich wohl fühlen, die Atmosphäre ruhig und positiv ist, mehr und auch bessere Milch produzieren. Und tatsächlich berichtete das russische Ministerium, dass die emotionale Stimmung der Herde in den Test-Betrieben angestiegen sei. Auch die VR-Brillen, die Kocak nutzt, stammen aus Russland.

Tierschützer stehen dem Konzept aber kritisch gegenüber. Die Methode dürfe nicht bedeuten, dass man Tiere in Käfige einsperre, warnte der Chef der türkischen Tierrechtsgruppe Haytap, Ahmet Kemal Senpolat. Das sei «Folter» und eine Verletzung der Tierrechte.

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