Der Eurasische Luchs tauchte Ende der 1970er Jahre im französischen Jura wieder auf, als Folge der Ausbreitung von Luchsen aus der Karpatenregion, die Anfang der 1970er Jahre in der Schweiz wieder angesiedelt wurden.
Seitdem ist der Zustand dieser Population nur unzureichend bekannt. Eine Schätzung in einer Studie geht von einer Zahl zwischen 120 und 150 Individuen aus.
Gelegenheitsbeobachtungen und Monitoring deuten darauf hin, dass es kaum Verbindungen zu den Populationen in Deutschland oder in anderen Teilen der Schweiz gibt. Vierzig Jahre nach dem Comeback in Frankreich könnte man eine höhere Zahl von Individuen erwarten, aber eine mögliche Inzuchtdepression sowie Bedrohungen wie Wilderei und Kollisionen mit Autos könnten die geringe Zahl der beobachteten Individuen erklären und zu einem erneuten Aussterben der Art in dieser Region führen.
Forscher haben 23 Mikrosatellitenmarker und 78 DNA-Proben verwendet, die zwischen 2008 und 2020 gesammelt wurden, um den genetischen Zustand der französischen Jura-Bergluchspopulation zu bestimmen. Die Ergebnisse zeigen eine äusserst geringe genetische Vielfalt. Beim Vergleich mit der Ausgangspopulation (Karpaten) ist der Inzuchtgrad sehr beunruhigend. Diese Ergebnisse gehören zu den niedrigsten, die für den Eurasischen Luchs ermittelt wurden.
Um das Aussterben zu verhindern, das nach unserer Schätzung in etwa 30 Jahren eintreten wird, empfehlen die Wissenschaftler die Einführung neuen genetischen Materials. Obwohl die Wiederansiedlung umstritten ist, sind Lösungen wie der Ersatz gewilderter Luchse und der Austausch von verwaisten Luchsen zwischen Pflegezentren gute erste Massnahmen zur Stärkung der Population. Dies ermöglicht ein schnelles Eingreifen, während gleichzeitig Lösungen für eine nachhaltigere Erhaltung untersucht werden.
300 Luchse in der Schweiz
In der Schweiz leben gemäss den neusten Schätzungen des Bundesamts für Umwelt (Bafu) rund 300 Luchse. Davon leben rund 200 in den Voralpen und Alpen, und rund 100 in den Jurawäldern. Auch im Mittelland wurden jüngst mehrere Luchse gesichtet. Die Luchspopulation hierzulande ist damit die grösste im Alpenraum.
Um den Aufbau neuer Populationen in den Nachbarstaaten zu unterstützen und die Vernetzung zu fördern, beteiligt sich die Schweiz an Wiederansiedlungsprojekten im benachbarten Ausland, wie etwa in Italien, Österreich oder zuletzt in Deutschland. Dazu wurden Luchse in der Schweiz eingefangen und umgesiedelt.