Jagd

Brasilien: Trotz Jagdverbot bewaffnet Bolsonaro die Bevölkerung

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Seit in Brasilien der rechtspopulistische Jair Bolsonaro Präsident ist, sind täglich über 200 Jagdscheine ausgestellt worden – und das, obwohl die Jagd in dem südamerikanischen Land eigentlich verboten ist.

Die Bewaffnung der brasilianischen Bevölkerung ist eines der wichtigsten Aushängeschilder des Bolsonarismus, und um dieses Wahlversprechen in die Tat umzusetzen, hat die Regierung die Vergabe von Lizenzen an Hobby-Jäger beschleunigt.

In zwei Jahren und acht Monaten haben die Behörden 193’539 Bescheinigungen für Hobby-Jäger ausgestellt. Damit darf theoretisch lediglich das aus Europa eingeführte Wildschwein erlegt werden.

Mit dem Amtsantritt Bolsonaros ist die Erteilung von Jagdgenehmigung somit sprunghaft gestiegen. Während zwischen 2016 und 2018 etwa 56’400 Lizenzen ausgestellt wurden, sind allein zwischen Januar und August dieses Jahres bereits 75’289 Jagdscheine erteilt worden. Das ist ein Anstieg von 243 %. Die Zahl der legalisierten Hobby-Jäger Brasiliens ist damit auf 250’000 gestiegen.

Seit Bolsonaro im Amt ist, hat er bereits 37 Dekrete erlassen und Gesetzesprojekte eingereicht, mit denen der Zugang zu Waffen erleichtert und die Kontrolle reduziert wird. Etliche davon wurden von der Justiz blockiert.

Durchgesetzt hat Bolsonaro hingegen, dass ein Hobby-Jäger inzwischen 30 Waffen besitzen darf, darunter auch Schnellfeuergewehre. Jeder Killer kann zudem bis zu 90’000 Munition pro Jahr kaufen. Was ihm erlaubt, 246 Schuss pro Tag und an jedem Tag des Jahres zu verschiessen. Vor Bolsonaros Erlass waren zwölf Waffen pro Person und 6’000 Munition erlaubt.

Wieviele europäische Wildschweine es in Brasilien gibt, ist unbekannt. Ihre Bejagung zur Bestandspflege ist 2013 freigegeben worden. Die Jagd sollte eine der wichtigsten Bekämpfungsmethoden sein, aber die steigende Zahl von Hobby-Jägern schlägt sich nicht in einer Verringerung der Wildschweinbestände im Land nieder. Im Gegenteil: Tatsächlich geändert hat das an der Situation nicht viel. Ihre Verbreitung hat sich sogar erhöht. Bis 2016 gab es in 563 Gemeinden vor allem im Süden und Südosten Brasiliens Wildschweine. 2019 sind sie offiziell bereits in 1’536 Gemeinden registriert worden, darunter auch Gemeinden in der Amazonasregion im Norden des Landes.

Anstatt die Ausbreitung des Wildschweins zu kontrollieren, verbreiten einige Hobby-Jäger das Wildschwein sogar illegal im ganzen Land.

Die geringen Abschussquoten lassen zudem zweifeln, ob das Wildschwein der Hauptgrund für einen Antrag auf einen Jagdschein ist. In den sozialen Netzwerken gibt es immer mehr Gruppen, in denen auch Fotos von anderen erlegten Wildtieren geteilt werden.

Nachforschungen haben ergeben, dass die Menschen die Wildschweine als Vorwand nutzen, um sich zu bewaffnen und die verbotene Sportjagd auszuüben. Für andere Gruppen ist die Wildschweinjagd ein Vorwand, um sich zu bewaffnen.

«Stellen wir uns einen Tag vor, an dem das Wildschwein in Brasilien kein Problem mehr ist. Wird die Armee diese Waffe einsammeln? Wird sie diesen Personen die Zulassung entziehen? Mit anderen Worten: Brasilien schafft Situationen, in denen es sehr schwierig ist, zurückzukehren«, so Ivan Marques, Mitglied des brasilianischen Forums für öffentliche Sicherheit.

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