Tierwelt

Auch Delfine können an Alzheimer erkranken

Die Alzheimer-Krankheit ist eine häufige neurodegenerative Störung, die vor allem ältere Menschen betrifft und zu Gedächtnisverlust, Verwirrung und Vergesslichkeit führt.

Eine neue Studie, die im European Journal of Neuroscience veröffentlicht wurde, hat jedoch Hinweise darauf gefunden, dass auch andere Tierarten an dieser schwächenden Krankheit leiden können. Durch postmortale Untersuchungen an 22 Zahnwalen (Odontocetes) – einer Gruppe von Walen, zu der auch Delfine, Schweinswale und andere Walarten mit Zähnen gehören – entdeckten die Experten in den Gehirnen von drei Delfinarten, die an der schottischen Küste gestrandet waren, Anzeichen der Alzheimer-Krankheit.

Die Wissenschaftler untersuchten Exemplare von fünf Arten: Risso-Delfine, Langflossen-Grindwale, Weißschnauzendelfine, Schweinswale und Große Tümmler. „Wir haben die ganzen Gehirne untersucht, um Läsionsprofile zu erstellen, die weitere Marker für die Alzheimer-Krankheit enthalten“, sagte der Hauptautor der Studie, Mark P. Dagleish, ein Experte für anatomische Pathologie an der Universität Glasgow.

Die Analyse ergab, dass drei alte Delfine – ein Langflossen-Grindwal, ein Weißschnauzendelfin und ein Großer Tümmler – Hirnläsionen aufwiesen, die mit der Alzheimer-Krankheit beim Menschen in Verbindung gebracht werden. Genauer gesagt schienen diese Tiere Phospho-Tau und Gliazellen angesammelt und Amyloid-Beta-Plaques gebildet zu haben, d. h. die Verklumpung eines Proteins, das in den Gehirnen von Menschen vorkommt, die an dieser Krankheit leiden.

Laut Dagleish sind diese Ergebnisse „der erste Nachweis, dass Tiere die mit der Alzheimer-Krankheit verbundenen Läsionen spontan entwickeln“, von denen die Wissenschaftler annahmen, dass sie sich nur beim Menschen entwickeln können. Die ähnliche Neuropathologie der gealterten Delfine und der an Alzheimer erkrankten Menschen deutet zwar darauf hin, dass auch diese Meeressäuger für die Krankheit anfällig sind, doch könnte eine eindeutige Diagnose nur gestellt werden, wenn auch deutliche kognitive Defizite festgestellt werden – was bei postmortalen Studien natürlich unmöglich ist.

„Das gleichzeitige Auftreten von Amyloid-beta-Plaques und hyperphosphorylierter Tau-Pathologie in den Gehirnen von Odontocetes zeigt, dass diese drei Arten spontan eine AD-ähnliche Neuropathologie entwickeln. Die Bedeutung dieser Pathologie für die Gesundheit und letztlich den Tod der Tiere ist noch nicht geklärt. Sie könnte jedoch zu den Ursachen für das unerklärliche Stranden bei einigen Odontocetenarten beitragen und unterstützt die Theorie des ‚kranken Anführers‘, wonach gesunde Artgenossen in einer Schale aufgrund des starken sozialen Zusammenhalts stranden“, so die Autoren abschließend.

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