Im Jahr 2015 wurde in Deutschland ein Jagdhund versehentlich getötet. Er erlitt bei einer Wildschwein-Treibjagd schwere Schussverletzungen.
Hobby-Jäger fanden den schwerverletzten Hund 650 Meter entfernt von den nächsten postierten Wildtierkillern. Da der Besitzer des Hundes einen gesetzlichen Anspruch auf eine finanzielle Entschädigung für seinen Verlust hatte (die mehrere tausend Euro betragen kann), gab kein Hobby-Jäger freiwillig zu, für die Tötung des Hundes verantwortlich zu sein.
Bei einer Notoperation des Hundes fand der Tierarzt jedoch Wildschweinhaare in der Wunde des Hundes. Dies legte nahe, dass die Kugel zuerst ein Wildschwein und dann den Hund traf. Der Jagdhund verstarb später an den Folgen seiner Verletzung.
Diese Enthüllung ermöglichte es, den Fall weiter zu untersuchen. War es plötzlich möglich, das Verbrechen zu lösen? Eine innovative Forschungsstudie beschreibt, wie innovative Techniken eingesetzt wurden, um die Antwort zu finden.
Mit genetischem Profiling den Täter finden
Die Forscher sammelten die Wildschweinhaare, die in der Wunde des Hundes gefunden wurden, zusammen mit Muskelproben von den 19 Wildschweinen, die an diesem Tag erlegt wurden. Da die Hobby-Jäger Aufzeichnungen darüber führten, wer jedes der 19 erlegten Tiere erlegt hatte, führten sie ein individuelles genetisches Profiling durch, um diese Haare einem bestimmten Wildschwein zuzuordnen und so den Verantwortlichen für den Abschuss des Hundes zu identifizieren.
Dazu extrahierten sie DNA aus den Gewebeproben und genotypisierten die 19 erlegten Wildschweine. Dasselbe taten sie für die unbekannte Haarprobe, die bei dem Hund gefunden wurde. Alle Proben wurden anhand von 13 Short Tandem Repeat (STRs) Markern genotypisiert. Nach dieser Prozedur konnten die Forscher die Haar-DNA-Probe erfolgreich mit einer der 19 Wildschwein-Gewebeproben abgleichen. Sie waren in der Lage, mit 99,97%iger Sicherheit zwischen verschiedenen Individuen zu unterscheiden. Daher waren die Ergebnisse zuverlässig und ermöglichten die Identifizierung des Hobby-Jägers, der für die Tötung beider Tiere verantwortlich war.
Das Potenzial zur Verfolgung von Wildtierverbrechen
Ähnlich wie bei menschlichen Fällen kann die individualspezifische genetische Profilerstellung in der Wildtierforensik ein mächtiges Werkzeug zur Aufklärung von Wildtierverbrechen darstellen. In einer Studie wurde beispielsweise das DNA-Profiling verwendet, um Blutflecken auf dem Messer eines Verdächtigen mit einem illegal getöteten Wildschwein in Verbindung zu bringen. Ausserdem können genetische Marker sehr nützlich sein, um illegale Tierprodukte in Fällen zu identifizieren, in denen eine Identifizierung anhand morphologischer Merkmale nicht mehr möglich ist.