Hobby-Jäger und Politiker sowie Jagd- und Naturbehörden befürchten bei so vielen Waschbären die Übertragung des Waschbär-Spulwurmes Baylisascaris procyonis.
Im Hinblick auf die damit assoziierte Zoonose „Baylisascariasis“ (auch Baylis-Askariose genannt) mit vermeintlich schlimmen Folgen für die Infizierten wird nun für eine noch intensivere Bejagung der Waschbären aus allen Himmelsrichtungen plädiert.
Besonders die Gruppe des Projektes ZOWIAC der Uni-Frankfurt trägt in den Medien sehr stark zu dieser Gefahr der Zoonosen gerade durch die Waschbären bei.

Und diese Berichte in den Medien über „ZOWIAC“ werden durch Politiker und Hobby-Jäger gerne übernommen und verbreitet.
Siehe dazu die CDU-Landtagsabgeordnete von Baden-Württemberg und Jägermeisterin in Göppingen Sarah Schweizer neulich in der Zeitung „Schwäbische“. Und in Langgöns/Hessen die Hobby-Jägerin Ulrike Cavael, die meint, dass deswegen „eine jagdlich artgerechte Tötung der Waschbären“ gerechtfertigt wäre.
Es ist längst wissenschaftlich erwiesen, dass die Waschbär-Jagd wie auch die Fuchs-Jagd die Reproduktion ankurbelt, dazu die Altersklassen und die Sozialstrukturen zerstört. Der Versuch, Waschbären durch Bejagung zurückzudrängen, gilt inzwischen auch in Deutschland als aussichtslos und grandios gescheitert.

Ich kenne keinen einzigen Wissenschaftler oder Jagdexperten, der ernsthaft glaubt, den Tieren mit jagdlichen Mitteln Einhalt gebieten zu können. Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass der Waschbär sich bei uns wohl fühlt und wir ihn nicht regulieren können. Insofern müssen wir uns mit ihm arrangieren.
Dr. Ulf Hohmann, Wildbiologe und Waschbär-Experte
Hobby-Jäger bzw. Schwurbler tragen also nicht zu einer Entschärfung etwaiger Probleme bei, sondern sind immer auch die Ursache etwaiger Gefährdungen für die Bevölkerung, was nicht nur seit der Tollwut und deren Bekämpfung unlängst bekannt ist.
Waschbär-Spulwurm und Baylisascariasis bzw. Baylis-Askariose
Nach Angabe des CDC sind bis 2018 in USA weniger als 25 klinische Infektionen mit Baylisascaris procyonis erfasst worden, dieses bei mindestens 5-10 Millionen Waschbären (vielleicht sogar 20 Millionen in Nordamerika) und 330 Millionen Einwohnern.
Interessant sind die Zahlen in einem neueren Artikel von 2021 aus Amerika über Baylisascariasis, die zeigen, dass bis 2021 WELTWEIT nur 50 klinische Fälle von Baylisascariasis registriert wurden.
Auch interessant, sogar essenziell in dieser Studie wurden 317 Mitarbeitern von Wildtierauffangstationen in den USA und Kanada in der Zeit 2012-2015 untersucht, die häufig Kontakt mit Waschbären hatten. Diese Personen hatten keine Symptome einer Wurminfektion und von deren Komplikationen.
In deren Blut wurden Antikörper gegen Baylisascaris procyonis getestet, die einen Beweis dafür liefern, dass diese Personen in direktem Kontakt mit dem Waschbär-Spulwurm gewesen waren. Unter diesen Personen wurden 24 positiv auf diesen Antikörpern getestet, obwohl Infektionssymptome nicht vorlagen. Also asymptomatische Wurminfektion!
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass subklinische Infektionen durch den Waschbär-Spulwurm möglich sind, diesen allerdings muss dadurch nicht unbedingt eine schwere/klinische Erkrankung folgen.
Die Quintessenz ist, dass eine Infektion mit dem Waschbär-Spulwurm Baylisascaris procyonis oft unentdeckt bleibt und nicht gefährlich ist und nicht tödlich verläuft, wie es hingegen oft behauptet und zurzeit von Jagdverbänden und Medien überall verbreitet wird.
Diese Erkenntnisse sind auch sehr wichtig im Hinblick auf die einen Zeit lang vernachlässigte wichtige Rolle der Würmer beim Aufbau einer Immunität, insbesondere als „Resistenz zu Allergien und zu immunologischen Erkrankungen“.
Es scheint, dass der menschliche Körper vielleicht die Würmer und bestimmte Bakterien braucht, um sein Immunsystem zu trainieren.
Es handelt sich um die so genannte Hygiene-Hypothese. Danach lässt sich die rasante Zunahme allergischer Erkrankungen in der westlichen Welt unter anderem auf die verbesserten Hygienebedingungen zurückführen.
Und genauso ist bei den meisten Personen, die den Waschbär-Spulwurm haben: sie merken es kaum oder gar nicht. Und falls krank, kann man diese Infektion – wie mit fast allen Würmern – gut behandeln.
Die grosse Aufregung wegen des Waschbär-Spulwurmes ist angesichts der so wenigen Fälle weltweit sehr übertrieben.
Mehrwert:
- Auch Waschbären haben ein Recht auf Leben
- Der Umgang mit „invasiven“ Arten – eine kritische Analyse aus biologischer und rechtlicher Sicht
- Neozoen
- Basel will Waschbären töten
- Waschbären sind keine Gefahr
- Offener Brief an Katrin Schneeberger vom BAFU
- Streichung des Waschbären von den Listen der sogenannten invasiven Arten
- Fakten statt Jägerlatein über Waschbären
- Amt für Jagd und Blödsinn im Kanton Aargau will Waschbär abschiessen
Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild
Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.
4 Kommentare
waschbären abschießen wegen darmwürmern: das kann man machen, ist aber das falsche ziel, denn (1) sinnvoller ist doch, die jagd auf die würmer selbst zu eröffnen = bejagung der würmer mit schrot und kugel, oder (2) noch besser: man sollte alle wirklichen und möglichen habitate der waschbären vernichten = tabula rasa, denn dann hat man die eh mörderisch-milliardenfach infektiösen habitate + die neophyten-waschbären + die waschbärenwürmer gleichzeitig vom hals – ich empfehle: großflächiges abbrennen ganzer landstriche zur grund-desinfektion, und danach versprühen von scharfen desinfektionsmitteln darauf, denn nur so ist man wirklich sicher, und das abbrennen ganzer landstriche ist ja gottlob schon ins werk gesetzt (über 90% aller waldbrände durch absichtliche menschgemachte brand-legungen)
nachtrag: es gibt für mensch bei bestimmten erkrankungen sogar medizinisch bestimmte wurmei-klassen als käufliche präparate, welche solche krankheiten (wie morbus-cron und ähnliche) abmildern oder heilen können, da der damit erzeugte darmwurmbesatz „passager“ ist, also therapeutisch (mir sind mehrere fälle bekannt, bei denen die wirkungen dieser therapie geradezu verblüffend waren) – ähnlich mit würmern = wurmeiern, die man als mensch von haus- oder wild- tieren aufnimmt, zb beim beerenessen im wald: allermeist keine gefahr, weil das dann latent und passager (selbst-limitierend) abläuft. / die ganze wildtiere-wurmgefahren-angelegenheit ist wirklich nur jäger“latein“, um deren blutiges „“handwerk““ schein-zu-begründen = das ist wie „alle wildtiere gehören ausgerottet, weil ich über einen igel auf dem waldweg stolpern und mir beim hinfallen dann das genick brechen könnte“ = (kölsches platt:) blöde verzähl = unsinn, auch bzgl würmern
wie oben richtig erwähnt, hat der darmwurm-besatz neugeborener und junger säugetiere, und daher auch menschen und haustiere/“nutztiere“/kulturfolger-tieren, wichtige funktionen im rahmen immunologischer grundprogrammierung (interferone etc) der lebewesen, ist also KEIN unfall oder versehen der natur, sondern „evolutionäre absicht“. weshalb es grundlegend falsch ist, zb welpen der haustiere usw alle naselang zu „entwurmen“, da der anfänglich stärkere wurm-besatz mit zunehmendem lebensalter (in wochen gemessen) von alleine bis zu resten oder null abnimmt, wenn das körpereigene immunsystem langsam die eigen-kontrolle übernimmt. / die wurmeier für die neugeborenen werden dazu übers nestmaterial oder direkt über die mutterzitzen beim milchsaugen aufgenommen (regelrecht „verimpft“ also), weshalb es für die neugeborenen wichtig ist, dass auch erwachsene noch ein paar eiererzeugende würmer im darm tragen / ein übermässiger darmwurm-besatz bei älteren tieren nach der jugendphase deutet auf grundlegende immunprobleme bei den tieren hin, weshalb der frühkindliche „schutzschirm“ (interferone-produktion der würmer) kompensatorisch dann wieder hochgezogen wird / = darmwürmer bei jungen tieren u jungmensch wichtig und richtig, bei älteren individuen stärkerer wurm-befall: da sind die darmwürmer dann nur symptom für immunprobleme (meist basis-immun-problemen), eine „wurmkur“ greift dann also deutlich zu kurz.
Es ist allgemein bekannt, dass Bejagung langfristig nicht nicht den Bestand reduziert, sondern einfach nur die Reproduktionsrate erhöht (sofern Territorium und Nahrungsangebot das zulassen). Durch diesen vermehrten Energieaufwand plus die multiplen Stressoren der Bejagung wird das Immunsystem aller Individuen geschwächt, was die Verbreitung diverser Krankheiten massiv begünstigt.