Die Hypothese, dass der Waschbär durch Prädation lokale Bestände naturschutzfachlich relevanter Tierarten beeinträchtigen kann, konnte anhand der vorliegenden Ergebnisse aus dem Gebiet des Müritz Nationalparks nicht bestätigt werden.
Die Dissertation ist Teil eines mehrjährigen, integrierten Forschungsprojektes. Die Studie entlastet die Waschbären erneut von dem negativen Image, welches ihnen besonders von Hobby-Jägern fälschlicherweise aufgedrückt wurde. Es zeigt sich, dass es für die regelrechten Hetzkampagnen gegen diese intelligenten Tiere sowie für die intensive und grausame Bejagung keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Der regelrechte Vernichtungsfeldzug der Hobby-Jäger mit ihrem Jägerlatein gegen die Waschbären wurde einmal mehr ad absurdum geführt.
Berechnungen zur Höhe bzw. Relevanz der Prädation ergaben, dass die Wirbeltierspezies überwiegend in sehr geringen Mengen entnommen wurden und zu den Arten gehören, die im Untersuchungsgebiet eine hohe bzw. überdurchschnittlich hohe Abundanz aufweisen. Die meisten im Gebiet vorhandenen geschützten Arten gehörten nicht zum Beutspektrum der Waschbären. Auch in Zukunft ist im Müritz-Nationalpark aufgrund der dokumentierten Populationsstruktur (Population nahe der carrying capacity) und mangelnder Nahrungsspezialisierung nicht von einem negativen ökologischen Einfluss auszugehen. Die Resultate der Nahrungsanalysen sprechen für eine hochgradig opportunistische Nutzung der im Gebiet vorhandenen Nahrungsressourcen.
Ich kenne keinen einzigen Wissenschaftler oder Jagdexperten, der ernsthaft glaubt, den Tieren mit jagdlichen Mitteln Einhalt gebieten zu können. Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass der Waschbär sich bei uns wohl fühlt und wir ihn nicht regulieren können. Insofern müssen wir uns mit ihm arrangieren.
Dr. Ulf Hohmann, Wildbiologe und Waschbär-Experte
Die Vermutung, dass der Einfluss des Waschbären auf einzelne Arten in einem anthropogen stärker beeinflussten Lebensraum aufgrund eines geringeren vorhandenen Angebots grösser ist, konnte ebenfalls nicht belegt werden. Das Nahrungsangebot in der Kulturlandschaft der nordostdeutschen Tiefebene stellt keine begrenzende Ressource für Waschbären dar.
In einem Artikel der Basler Zeitung vom 4.9.2021 klärt auch der Wildtierexperte Darius Weber über Waschbären auf: «Sie sind weder nützlich noch schädlich noch dramatisch».
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