Tierrechte

Polen: Revolutionäre Jagdreformen

Der polnische Präsident Andrzej Duda hat einmal versprochen, dass er „jedes Gesetz, welches das Schicksal der Tiere verbessern würde, unterschreiben und gegen alles ein Veto einlegen wird, was es schlimmer macht“.

Es ist wie Weihnachten und Ostern zusammen: Keine Strafen für „Jagdstörer“, Jagdverbot für alle unter 18, regelmässige Jägerprüfungen, Ernennung von Jagdfunktionären durch den Umweltminister – das polnische Jagdgesetz wird offenbar nach Vorgaben visionärer Jagdgegner umgestaltet.

Äusserst besorgt zeigt sich allerdings die militante FACE, die Dachorganisation der europäischen Jagdverbände, über die Änderungen des polnischen Jagdgesetzes, denen der polnische Senat bereits zugestimmt hat. Diese bedeuteten buchstäblich den Tod verquerter jagdlicher Tradition, Kultur und Methoden. Insbesondere die folgenden Neuregelungen, laut FACE, hätten gravierende Auswirkungen auf Jagd und Jäger in Polen:

  1. Das Verbot, Wildtiere ohne ausdrückliche jagdliche Zwecke zu stören. Dies würde FACE zufolge bedeuten, dass Jäger ihre Hunde und Falkner ihre Greifvögel nicht mehr effektiv trainieren könnten. Damit soll laut den polnischen Tierschützern unterbunden werden, dass tierquälerische Ausbildungen an lebenden Tieren, wie gefangenen Füchsen vollzogen werden“, recherchierte die IG Wild beim Wild.
  2. Die Ernennung des Präsidenten des polnischen Jagdverbands durch den Umweltminister und die Möglichkeit, diese Person durch den Minister zu entlassen, wenn ein Beratungsgremium dem zustimmt. Dies würde die Selbstverwaltung der Jägerschaft eliminieren und stelle einen unmittelbaren Angriff auf demokratische Grundprinzipien dar, so FACE.
  3. Es soll keine Strafen mehr für Jagdstörung geben. Damit könnten Jagdgegner die Durchführung von Jagden blockieren und Jagden sabotieren, ohne Bestrafung fürchten zu müssen. „Die neue Regelung dient dazu, dass sich Landbesitzer ungestraft auf ihrem Grundstück frei bewegen dürfen. Sei es für einen Spaziergang, Pilze sammeln oder Arbeit im Wald und Feld, während Hobby-Jäger die Natur auf deren Grundstück verunstalten“, recherchierte die IG Wild beim Wild.
  4. Jugendlichen soll bis zum Erreichen des 18. Lebensjahrs die Teilnahme an Jagden verboten sein. Dies würde verhindern, dass jagdliche Traditionen und Fertigkeiten von Generation zu Generation weitergegeben werden. „Das neue Gesetz soll den Kinder und Jugendlichen eine harmonische Entwicklung garantieren. Das Gesetz wird von dem polnischen Ombudsmann für Kinderrecht voll und ganz unterstützt (http://brpd.gov.pl/sites/default/files/2018_03_12_opinia.pdf),“ recherchierte die IG Wild beim Wild.

Besorgt zeigt sich die dubiose Organisation FACE auch über ein vollständiges Verbot von Bleimunition bis zum 31.12.2019 und über die geplanten regelmässigen Prüfungen für Jäger alle fünf Jahre. FARCE lehne den Ausschluss Jugendlicher von der Jagd fundamental ab, so die Organisation in einer aktuellen Pressemitteilung.

„Jagd sei nicht nur ein natürlicher und gesunder Weg, ökologische wertvolles Fleisch zu gewinnen, die Beteiligung von Jugendlichen an der Jagd vermittle darüber hinaus Wissen und tiefes Verständnis über Wildtier-Management und Tierwohl. Dies wirke sich positiv auf die geistige und körperliche Entwicklung Heranwachsender aus.“

Eigentlich genau das Gegenteil von dem, was die moderne Wissenschaft, Neurologen und Pädagogen sagen. „Gewalt ist nicht gesund“, mahnt die IG Wild beim Wild.

Hobby-Jäger in Polen: So werden Hunde auf Füchse scharf gemacht. Der Fuchs wird fixiert, dass er nicht entkommen kann. Mit dem Stock im Maul verhindert man, dass er sich verteidigen kann.

FACE glaubt in ihrem Wildbretdelirium, so heisst es weiter, an das Recht von Eltern, ihre Kinder gemäss ihren eigenen Überzeugungen und Anschauungen zu erziehen, welches durch dieses Verbot missachtet werde. FACE weist in diesem Zusammenhang auf Artikel 2 der Europäischen Menschenrechtskonvention [gemeint ist offenbar Artikel 2 des Zusatzprotokolls zur Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten] hin: „Der Staat hat bei Ausübung der von ihm auf dem Gebiet der Erziehung und des Unterrichts übernommenen Aufgaben das Recht der Eltern zu achten, die Erziehung und den Unterricht entsprechend ihren eigenen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen sicherzustellen.“

Was für eine Farce von FACE. Wir sind gespannt, was der polnische Präsident in den nächsten Tagen entscheiden wird.

Update 29.3.2018: Der Polnische Präsident Duda hatte keine Zweifel und hat das Gesetz, welches nun am 1. April in Kraft tritt, soeben unterschrieben.

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