Bildung

Mehr Wildschweine trotz Abschuss mit Nachtsichtvorsatzgerät

Technische Hilfsmittel sollen die Jagd auf Wildschweine erleichtern. Doch die Population wächst weiter.
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Hobby-Jäger dürfen mit Nachtsichtgeräten auf Wildschweinjagd gehen.

Seit rund zehn Jahren können die Kantone dafür Ausnahmebewilligungen erteilen. Im Kanton Aargau haben nach Angaben des Kantons rund 100 Personen eine solche Bewilligung, im Kanton Solothurn rund 150. Die sogenannten Nachtzielgeräte sind Vorsätze für das Zielfernrohr am Gewehr und enthalten ein Nachtsichtgerät. Damit können Hobby-Jägerinnen und Jäger nachts Wildtiere leichter erlegen.

Trotz des Hilfsmittels, das die Nacht zum Tag macht, gibt es in den beiden Kantonen nicht weniger Wildschweine. Die Zahl der Tiere hat sogar zugenommen. Das sei kein Widerspruch, sagt die Solothurner Jagd- und Fischereiverwalterin Silvia Nietlispach. «Das sind keine Wundermittel», sagt sie über die Nachtsichtzielgeräte. «Wildschweine sind sehr intelligente Tiere. Sie zu bejagen ist eine Herausforderung.»

Nachts wird im Wald nicht geschossen

Hobby-Jägerinnen und Jäger nutzen die Nachtsichtgeräte vereinzelt, wenn sie in der Dunkelheit auf Wildschweinjagd gehen. Sie kommen zum Einsatz, wenn ein Wildschwein auf einem Feld oder am Waldrand geschossen wird. Sie sollen auch helfen festzustellen, ob es sich bei einem Tier um eine Bache mit Frischlingen handelt, die nicht geschossen werden darf.

«Wildschweine richten Schäden an, auch in der Landwirtschaft. Aber vor allem im Wald richten sie keinen Schaden an», sagt der Solothurner Jagdvorsteher Nietlispach. Deshalb werden die Tiere dort nachts nicht gejagt. Nur auf den Feldern, wo sie Schaden anrichten, werden sie gezielt geschossen.

Nicht Schädlinge, sondern Wildtiere

Ähnlich wie im Kanton Solothurn klingt es auch im Kanton Aargau. Dort wurden letztes Jahr rund 1200 Wildschweine erlegt. Zu den Nachtsichtgeräten sagt Erwin Osterwalder, Fachspezialist Jagdkoordination: «Solche Hilfsmittel können helfen, gezielte Abschüsse zu machen und die Wildschweine zu vergrämen». Wildschweine sind keine Schädlinge, sondern Wildtiere.

«Wir gehen nicht davon aus, dass durch die Zulassung solcher Geräte bei der Jagd die Wildschweinpopulation signifikant reduziert werden kann. Auch Wildschweine lernen. Wenn man sie zehn oder zwanzig Jahre lang gleich bejagt, wird der Erfolg immer geringer. Man muss sich ständig anpassen, weil sie sich auch ständig anpassen.

Dieses und nächstes Jahr rechnet Osterwalder wieder mit mehr Wildschweinen im Aargau. «Die Tiere hatten praktisch den ganzen Winter über Nahrung im Wald.» Vor allem dank der vielen Eicheln seien sie gut über die Runden gekommen und hätten sich vermehren können.

Bald mit Schalldämpfer?

Laut Silvia Nietlispach diskutieren Bund und Kantone derzeit über die Zulassung weiterer technischer Hilfsmittel. Das neue Jagdgesetz hätte dies geregelt. Doch das Gesetz wurde an der Urne abgelehnt. Die Lockerung betrifft den Einsatz von Schalldämpfern.

Der Vorteil von Schalldämpfern aus jagdlicher Sicht: Weil die Schüsse leiser sind, könnten mehrere Tiere gleichzeitig aus einem Rudel geschossen werden. Heute ist es laut Nietlispach sehr aufwändig, eine Ausnahmebewilligung für einen Schalldämpfer zu erhalten. Eine einfachere Regelung wäre auch aus Sicht des Kantons Solothurn wünschenswert, schreibt SRF.

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.