Biodiversität

Es Burebüebli mahn i nit

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In der Schweiz wird die Wolfsjagd seit Langem heiss diskutiert.

Der Wolf ist ein Beutegreifer und jagt bevorzugt wildlebende Huftiere. Seine Hauptbeutetiere in der Schweiz sind der Rothirsch, die Gämse und das Reh. Auch Wildschweine, einige Nagetiere und einige Kleinsäuger gehören in sein Beuteschema.

Die Präsenz von Wölfen im Land hat in den vergangenen Jahren zugenommen, was zu einer Herausforderung für Landwirte, Viehzüchter und Naturschutzbehörden geworden ist. Dies hat zu hitzigen Debatten über den Umgang mit dieser Situation geführt.

Im Jahr 2020 gab es in der Schweiz insgesamt 11 Wolfsrudel und etwas mehr als 100 Wölfe. Aktuell sind in der Schweiz 32 Rudel und rund 300 Wölfe nachgewiesen. 2019 rissen Wölfe in der Schweiz 446 Nutztiere. 2022 waren es 1’480 Risse.

Tierschutzorganisationen und Naturschützer lehnen die Jagd auf Wölfe ab. Sie argumentieren, dass es sich, um eine geschützte Tierart handelt und der Rückgang der Weidetierbestände hauptsächlich auf andere Faktoren wie unzureichende Herdenschutzmassnahmen zurückzuführen ist. Gegner der Wolfsjagd warnen auch vor den negativen Auswirkungen auf das Ökosystem, da Wölfe wichtige Rolle bei der Regulierung von Wildtierbeständen spielen und entsprechend für einen gesunden Wald.

Der Wolfsbestand reguliert sich ab einer bestimmten Anzahl in einem Gebiet von selbst und wächst nicht mehr weiter an, sondern dehnt sich länderübergreifend aus. Zu den Regulationsmechanismen gehören vermehrte Revierkämpfe, eine erhöhte Jungtiersterblichkeit oder ein begrenztes Nahrungsangebot.

Die Anzahl Risse sind nicht vom Wolfsbestand abhängig, sondern von den Herdenschutzmassnahmen. So gab es in der Vergangenheit Jahre mit besonders vielen Schäden trotz tiefem Wolfsbestand. Der grösste Teil der getöteten Nutztiere werden auf ungeschützten Alpen gerissen.

Zahlenmässig hat der Wolf für die Sterblichkeit der auf Schweizer Alpweiden gehaltenen Schafe eine untergeordnete Bedeutung. So werden nur 6 % aller Todesfälle während des Alpsommers durch den Beutegreifer verursacht. Krankheit und Unfälle wie Abstürze, Steinschlag oder Blitzschlag sind die weitaus häufigeren Todesursachen. Vor dem Auftauchen des Wolfes verendeten jährlich 10‘000 Schafe
(Bericht Pro Natura Magazin) auf den Alpweiden, weil sie unbehirtet abstürzten, verirrten, im Hudelwetter erfroren oder verhungerten. Seit dem Auftauchen des Wolfes und der eigentlich traditionell notwendigen Behirtung sterben nur noch 3‘000 Schafe bei der Alpung in den Kantonen Wallis und Graubünden, ohne Wolfsrisse. Unter dem Strich retten Wölfe also mehr Schafe, als sie in ungenügend geschützte Herden reissen.

Die Wolfsjagd in der Schweiz ist willkürlich

Der ständige Ausschuss der Berner Konvention hat am 29. November 2022 in Strassburg auf Antrag der Schweiz beraten, ob der Status des Wolfes von heute «streng geschützt» auf «geschützt» heruntergestuft werden soll. Dieser Antrag wurde jedoch abgelehnt. Damit behält der Wolf international den Schutzstatus «streng geschützt». Eine stärkere Regulierung mit vermehrten Abschüssen bleibt in den Unterzeichnerstaaten der Berner Konvention damit untersagt.

Weder das BAFU noch Bundesrat Albert Rösti können dies respektieren. Auch der Volkswille wird mit den Füssen getreten, der sich klar gegen dieses Vorgehen via Volksabstimmung geäussert hat.

Wie dement ist Bundesrat Albert Rösti?

Albert Rösti 2021

Albert Rösti 2023

Seit der Wolf 1995 in die Schweiz zurückgekehrt ist, ist es noch nie zu Angriffen auf Menschen gekommen. Im Vergleich dazu, hat die Hobby-Jagd im Jahr 2023 bereits mehr Menschenleben gefordert, als die Hand Finger hat. Dazu kommen jährlich hunderte Verletzte. Und im militanten Hobby-Jäger-Milieu werden von den Kantonen jährlich tausende Anzeigen und Bussen verhängt, weil Hobby-Jäger der Verantwortung nicht gewachsen sind.

Was kostet die Jagd auf den Wolf?

Die Urner Sicherheitsdirektion hat in diesem Jahr bereits zweimal eine Abschussverfügung für einen «schadenstiftenden Wolf» erlassen – erfolglos. Dies bestätigte Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti in einer Fragestunde des Landrats. Dort verriet er auch, dass die Jagd bisher 50’000 Franken gekostet hat – im Vergleich zu den 45’000 Franken, welcher der letzte Abschuss 2016 verschlang. Nun sollen in der Schweiz zwei Drittel der Population willkürlich massakriert werden. Dies kann Kosten von weit über 10 Millionen Franken verursachen.

Die Ressourcen werden indessen also lieber in die zeit- und kostenintensive Wolfsjagd gesteckt, als in den sinnvollen Herdenschutz. Eine Strategie, die dem Zusammenleben von Mensch und Tier diametral widerspricht.

Der Landwirtschaft ist mit dem Abschuss ganzer Rudel nicht gedient, da sofort neue Wölfe einwandern und ohne Herdenschutz wieder Schäden anrichten, vielleicht sogar noch mehr.

Wer also Vorbilder sucht, sollte nach Italien schauen. Dort leben fast 2’000 Wölfe, die meisten im Apennin, andere in den Alpen. Auch hier gibt es ein ständiges Ringen vor allem von Viehalter und Naturschützer. Schon früh wurde ein intensives Monitoring etabliert, und die Politik hat bisher Versuchen widerstanden, die Konflikte mit Waffengewalt zu lösen.

So hat die italienische Regierung einen 22-Punkte-Managementplan verabschiedet, in dessen Zentrum Herdenschutzmassnahmen stehen. „Es ist nicht notwendig, Wölfe zu töten“, betonte der damalige Umweltminister Sergio Costa bei der Vorstellung des Plans, „ein Zusammenleben mit dem Wolf ist möglich“.

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3 Kommentare

  1. Guten Tag
    Ich habe ihre artikel aufmerksam durchgelesen und als sehr spannend empfunden. Jedoch frage ich mich ob mit gewissen zahlen nicht leicht übertrieben wurde. Können sie mir sagen, woher die zahl mit den 10000 verendeten Schafen auf den Alpen stammt? Intressant wäre natürlich auch zu wissen was das in % der gesömmerten Schafe bedeutet?
    Mit freundlichen grüssen
    Ueli

  2. «Die Ressourcen werden indessen also lieber in die zeit- und kostenintensive Wolfsjagd gesteckt, als in den sinnvollen Herdenschutz.»
    Ein gewisser Teil der Nutztierhalterschaft ist offensichtlich trotz Direktzahlungen zu bequem und inkompetent, um solide Zäune aufzustellen und Herdenschutzhunde zu halten. Es spricht nicht für diese Branche, dass sie ihr herbeigeredetes Problem mit den Wölfen einfach mit einem Massaker an diesen Tieren lösen wollen.
    Dass diese Sache erst jetzt weithin bekannt wurde, lässt vermuten, dass die SVP und ihre Marionette Rösti – wohl zu Recht – befürchteten es könnte sie Stimmen kostet, wenn sie noch vor den Wahlen zu laut zum Wolfs-Halali blasen.
    Diesen Menschen scheint nicht klar zu sein, dass der Wolf ein mythisches Tier ist und dass man ihn – wenn überhaupt – nur mit grossem Respekt töten darf. Wer den Film «Dersu Uzala» von Akira Kurosawa gesehen hat, weiss, was ich meine. Wer solche Tiere ohne Not tötet, wird früher oder später dafür zahlen.

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