Kunterbunt

Inkompetenz hat ein Gesicht

Vergangenes Jahr wurden nur halb so viele Nutztiere in Graubünden gerissen als im Vorjahr. Ein überraschender Trend, wenn man dabei die im Gegenzug höhere Anzahl Schafe sowie Wölfe im Kanton bedenkt.
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Das Büro der Berner Konvention, ein Organ des Europarats, kritisiert die Handhabung der Wolfspopulation in der Schweiz als «äusserst besorgniserregend» und «willkürlich».

Die neuen Jagdbestimmungen, geleitet von Bundesrat Albert Rösti (SVP), haben heftige Kontroversen ausgelöst.

Die Berner Konvention fordert die Schweiz auf, ihre Definition von «ernsthaften Schäden», die durch Wölfe verursacht werden, zu klären und einen aktualisierten Bericht über die Wolfspopulation vorzulegen. Die Tötung von über 50 Wölfen im letzten Winter, ohne jeglichen Nachweis von Schafsangriffen, hat Bedenken ausgelöst. Denn wie der «Tages-Anzeiger» mit Berufung auf Daten des Kantons Wallis berichtet, hatte kein einziges der 50 geschossenen Tiere ein Schaf gerissen. Dies gehe aus DNA-Proben hervor, die bei gerissenen Tieren entnommen würden und eine Zuordnung zu einem bestimmten Wolf erlaubten.

Die schnellen Änderungen in den Jagdbestimmungen für Wölfe haben interne Kritik hervorgerufen. Rechtliche Konflikte sind sowohl mit der Berner Konvention als auch mit dem Schweizer Jagdrecht aufgetreten. Mehrere Beschwerden gegen die Abschussanordnungen für Wölfe in den Kantonen Graubünden und Wallis liegen beim Bundesverwaltungsgericht.

Das Schweizer Jagdgesetz selbst widerspreche direkt der Verordnung, die unter anderem die komplette Ausrottung eines Rudels erlaube, sobald ein Tier des Rudels einen Schaden verursacht habe. «Bei einer geschützten Art wie dem Wolf muss grösste Zurückhaltung geübt werden», besagt diese. Bundesrat Albert Röstis Verordnung sei «gänzlich inkompatibel mit dem Jagdgesetz».

Obwohl die Verordnung des SVP-Bundesrates laut dem Bundesamt für Justiz also im direkten Konflikt mit mehreren in der Schweiz gültigen Gesetzgebungen steht, soll ab September 2024 das Massaker wieder aufgenommen werden.

Die Statistik des kantonalen Amtes für Jagd und Blödsinn Graubünden zeigt zudem, dass wenn der Wolf zuschlägt, oftmals die Schafe nicht ausreichend geschützt wurden.

Eine weitere Zahl aus der Statistik ist dabei besonders pikant: 83 Prozent der gerissenen Schafe und Ziegen seien nicht ausreichend geschützt gewesen. 58 Tiere hätten sogar ihr Leben verloren, da keinerlei Herdenschutzmassnahmen im Vorfeld getroffen wurden.

Dass man in den letzten Wochen vermehrt Wölfe in Siedlungsnähe hatte, ist eine Folge der unkontrollierten Abschüsse. Das sind alles Jungwölfe, die zerstreut wurden durch das unwissenschaftliche Zerschiessen ihres Rudels.

Mehrwert

1 Kommentar

  1. Bundesrat Rösti gehört – wie er in diesem Statement bei Telezüri deutlich macht – zu der Fraktion «alle Grossraubtiere liquidieren in der Schweiz». Auf sein Befehl hin wurden dann auch 23 Wölfe abgeschossen. (Waren es noch mehr? Es gibt ja auch immer illegale Wilderei) Ein heimisches, geschütztes Tier wird einfach auf einmal das Existenszrecht abgesprochen.
    Eigentlich ein Verfassungsbruch, der auch im In- und Ausland kritisiert wird.
    Was ist eigentlich das Problem, dieses grundsätzlich scheue Tier nicht zu dulden? Er ist halt ein Karnivore…(verträgt wohl Broccoli nur schlecht*g), und muss sich stetig Nahrung verschaffen, wobei 8 von 10 seiner Bemühungen Tiere zu reissen fehlschlagen. Es ist, wie für alle Wildtiere, ein hartes Leben – viele Individuen kommen nicht durch. Sind 300 Wölfe in der Schweiz wirklich viel? Das ist grad mal 0.0033 Prozent von «unsererem Bestand». Und nur 6 % der Schafe, die verenden gingen auf Risse durch Raubtiere zurück – der Rest seien natürliche Todesursachen, wie Abstürze usw. Aber wenn wieder mal ein Wolf der «Täter» war, dann schreit man auf. Klar ist das schmerzhaft für den Tierhalter. Aber wenn man die Relationen sieht?

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