Kriminalität

Kanton Tessin wehrt sich gegen Hobby-Jäger

«Das geht überhaupt nicht», sagt Francesco Maggi (58), Leiter der Tessiner Sektion des WWFs. «Jäger haben in Erholungs- oder Wohngebieten nichts zu suchen. Sie sind viel zu gefährlich.» Bürger sollten sich nicht bedroht fühlen müssen.
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Es ist Samstag, 28. September, kurz vor Mittag. Vorletzter Tag der Hochjagd in Vicosoprano GR. Eine Gruppe Hobby-Jäger treiben Hirsche aus dem Unterholz einem Fluss entlang. Eine Hirschkuh springt in Richtung Fussball-Platz. In der Schusslinie trainiert die Junioren-Mannschaft des AC Bregaglia. Es knallt. Ein Hobby-Jäger verfehlt wieder das Wildtier. Die Kugel bohrt sich in den Rasen. Schock auf dem Spielfeld! Wie leicht hätte sie eines der Kinder treffen können? Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft im Kanton Tessin.

Dass die Hobby-Jagd nicht nur für die Gejagten tödlich sein kann, zeigen immer wieder Meldungen in den Medien. Wie zum Beispiel aus dem Wallis am 30.9.2019: Am frühen Montagmorgen, zirka um sechs Uhr früh, stürzt ein Jäger bei Blatten-Naters 200 Meter tief in eine Schlucht. Sein Begleiter alarmiert die Air Zermatt. Für den 60-Jährigen kommt jedoch jede Hilfe zu spät. Er stirbt vor Ort.

Oder, Hobby-Jäger hält seinen besten Freund für ein Wildschwein und erschiesst ihn. Zwei Wochen zuvor hatte ein anderer Mann auf der Pirsch seinem Begleiter versehentlich in die Hand geschossen. Ende Januar hatte ein Amateur-Jäger im Aargau drei zahme Wollschweine für Bachen gehalten und abgeknallt. Dies sind ein paar Meldungen, die es überhaupt in die Medien geschafft haben.

Hobby-Jäger zielen auf Kollegen und Unbeteiligte – und erlegen auch mal Haustiere. Einer schiesst dieses Jahr mitten in der Stadt Chur vom Trottoir aus auf ein Wildtier. Jeder zehnte Hirsch wird dazu zum Beispiel in Graubünden nur angeschossen statt erlegt. Und immer ist alles aus Versehen und wird kleingeredet.

Aber die Zahlen und Fakten, neben der ganzen Tier- und Menschenquälereien, sind schockierend:

Kanton Tessin wehrt sich gegen Hobby-Jäger
Stand 2017

Wie gefährlich sind Hobby-Jäger?

Die IG Wild beim Wild führt zudem zeitnah eine schwarze Liste mit kriminellen Aktivitäten der Hobby-Jäger in der Schweiz, welche HIER eingesehen werden kann.

Nach dem schockierenden UNO-Bericht zum Artensterben im Frühling 2019 fällt der Blick auf die Schweiz. Der Anteil der bedrohten Arten ist in keinem Land der Welt so gross wie in der Schweiz. Über ein Drittel der Pflanzen, Tiere und Pilzarten gilt als bedroht. Es sind immer auch diese rechten Kreise aus Hobby-Jägern und Bauernvertretern mit ihrer schäbigen Lobbyarbeit, die über die Politik und Gesetze dafür Verantwortlich sind.

Sollten wir, da es sich auch um die Biodiversität handelt, nicht die Hobby-Jagd verbieten und wenn eine Regelung für eine Art wirklich notwendig ist, dies von professionellen Wildhüter erledigen lassen?

Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates und nicht an Hobby-Jäger-Banden delegiert, die zum Spass Wildtiere erschiessen, ist die IG Wild beim Wild überzeugt.

Das Töten von Tieren im Rahmen einer Freizeitbeschäftigung hat nichts im 21. Jahrhundert zu suchen und sollte auch strafrechtlich geahndet werden.

Laut Tierschutzgesetz (Art. 26 TSchG) muss ein “vernünftiger Grund” für das Töten eines Tieres vorliegen – bei der Jagd auf viele Wildtiere wie zum Beispiel auf Füchse handelt es sich jedoch lediglich um die Befriedigung eines blutigen Hobbys. Für Füchse gibt es keine rechtliche Abschussplanung. Die Tiere dienen den Hobby-Jägern als lebendige Zielscheibe, denn es besteht weder aus wild biologischer noch aus gesundheitlicher Sicht ein Grund für die massenhafte Bejagung der Beutegreifer.

Demnach ist jede Fuchsjagd ein klarer Verstoss gegen das Tierschutzgesetz, weil es am vernünftigen Grund mangelt. Es gibt seit mehr als 30 Jahren mindestens 18 Wild-biologische Studien, die beweisen: Fuchsjagd reguliert nicht und taugt auch zur Seuchenbekämpfung nichts. Im Gegenteil!

Kanton Tessin handelt

Nach den vielen dilettantischen Vorfällen mit Hobby-Jägern hat der Kanton Tessin jetzt ein erstes Massnahmepaket geschnürt.

Hobby-Jäger müssen fortan während der Hochjagd immer leuchtend orangefarbene Westen tragen.

Auf den Ebenen nördlich von Bellinzona sowie der Riviera und im Bleniotal darf nur noch von 7 bis 9 Uhr geschossen werden und nicht mehr bis 14 Uhr.

Der Mindestabstand zu Häusern, Strassen, Campingplätzen, Naturlehrpfaden usw. liegt nicht mehr bei 50 Metern, sondern muss 200 Meter betragen. 

Diese Korrekturen werden für die Spätherbstjagd auf Hirsche und Rehe sowie für die Winterjagd auf Wildschweine wirksam, die am 23. November beginnt.

Für die Jagdsaison 2020 beabsichtigt der Kanton Tessin ausserdem, ein zweites Massnahmenpaket zu implementieren, wie ein Alkoholverbot oder regelmässige Sehtests für ältere Semester analog zu den Autofahrer.

Naturkatastrophe Hobby-Jäger

Der Anteil der bedrohten Arten ist in keinem Land der Welt so gross wie in der Schweiz. Über ein Drittel der Pflanzen, Tiere und Pilzarten gilt als bedroht. Die Schweiz ist europaweit beim Ausscheiden von Schutzflächen für die Biodiversität ebenfalls Schlusslicht. Es sind immer auch diese Kreise aus Hobby-Jägern mit ihrer Lobbyarbeit, die über die Politik, Medien und Gesetze seit Jahrzehnten dafür verantwortlich zu machen sind. Sie sind es, die zeitgemässe, ethische Tierschutz-Verbesserungen notorisch blockieren und den seriösen Tier- und Artenschutz sabotieren. Hobby-Jäger wehren sich regelmässig gegen mehr Nationalpärke in der Schweiz, weil es ihnen eben nicht um Natur, Biodiversität und Artenschutz oder Tierschutz geht, sondern um ihr perverses, blutiges Hobby zu pflegen.

Wussten Sie…

  • dass in der Schweiz unschuldige Jungwölfe liquidiert werden?
  • dass Hobby-Jäger bei der Beurteilung der Wildbretqualität lügen und dass verarbeitetes Wildfleisch laut der WHO wie Zigaretten, Asbest oder Arsen krebserregend ist?
  • dass laut Studie nirgendwo die Bleibelastung der Steinadler und Bartgeier höher ist, als in den Schweizer Alpen, wegen der Munition der Hobby-Jäger?
  • dass die Waidgerechtigkeit der Hobby-Jäger dem Tierschutzgesetz diametral widerspricht, eine Fata Morgana ist?
  • dass Jagd Krieg ist, wo man tierische Konkurrenten einfach liquidiert?
  • dass es unzählige illegale und nicht gekennzeichnete Hochsitze in unserer Natur gibt, die zum Teil so morsch sind, dass sie eine Gefahr für Kinder darstellen, Menschen zu Tode kommen können?
  • dass Jahr für Jahr unzählige Menschen durch Jägerwaffen getötet oder verletzt werden, teilweise so schwer, dass sie im Rollstuhl sitzen oder ihnen Glieder amputiert werden?
  • dass in der Schweiz jährlich rund 120’000 völlig gesunde Rehe, Hirsche, Füchse, Murmeltiere und Gämsen meist sinnlos gekillt werden?
  • dass es wegen der Hobby-Jäger heute kaum mehr möglich ist, mit den Wildtieren in Harmonie zu leben, Wildtiere zu sehen?
  • dass Schrotladungen Hasen wie kleine Kinder aufschreien lassen und “geschossenen” Rehen und Hirschen die Innereien zerfetzen, damit sie auf der Flucht Spuren für die Nachsuche hinterlassen?
  • dass die Behauptung der Hobby-Jäger, die grausamen Wildtier-Massaker seien notwendig, um Tierbestände zu regulieren, wissenschaftlich widerlegt sind?
  • dass Hobby-Jäger offen zugeben, dass es bei der Jagd um die “Lust am Töten” und “die Freude am Beute-Machen” einer krankhaften Passion geht?
  • dass Hobby-Jäger keinen sechsten Sinn haben und dennoch regelmässig behaupten, sie schössen nur kranke und schwache Tiere, was natürlich in der Praxis nicht stimmt?
  • dass Hobby-Jäger ins Ausland zur Trophäenjagd fahren, fern aller Arten- und Jagdschutzbestimmungen, und dass es sogar Schweizer-Hobby-Jäger-Reiseveranstalter für solch debile Jagdvergnügen gibt?
  • dass die überwiegende Mehrheit keine legitimierten Berufsjäger sind, sondern die Jagd als Hobby-, Sport- und Freizeitvergnügen ausüben, was nicht sittlich ist und eigentlich dem Tierschutzgesetz widerspricht?
  • dass 99.07 % der zivilisierten Menschen in der Schweiz keine Hobby-Jäger sind, also nur 0.3 % Hobby-Jäger Freude an diesen blutigen Aktivitäten haben?
  • dass diese Wildtierkiller nicht anhand wissenschaftlicher Rechtfertigungen jagen?
  • dass geschützte Arten eigentlich nicht ins Jagdrecht gehören, weil Hobby-Jäger mit dem Artenschutz überfordert sind und immer wieder auf der roten Liste stehende Tiere, wie Luchs, Wolf, Feldhase, Rebhuhn, Wachtel, usw., aus Spass abschiessen?
  • dass Hobby-Jäger bestimmte Tierarten gezielt dezimieren, um keine Konkurrenz zu haben für ihr widernatürliches Verhalten (Fuchs, Luchs, Wolf, Greifvögel, usw.)?
  • dass das Wild stirbt, bevor der Hobby-Jäger auch nur einen einzigen Schuss abgeben kann, es dies zu verhindern gilt und das wohl der zentrale Gedanke der Hege und Pflege sowie Jagdplanungen ist?
  • dass bei den Wildschweinen (und Füchsen) normalerweise nur die Leitbache Junge bekommt, aber aufgrund ihres Abschusses alle weiblichen Tiere innerhalb der Rotte sich fortpflanzen und wir auch deshalb eine Wildschweinschwemme haben?
  • dass die Weidetiere – Hirsche, Rehe, usw. – ursprünglich hauptsächlich tagaktiv auf Feldern und Wiesen lebten, wie Ziegen, Schafe, Kühe, usw., und nicht im Wald?
  • dass der Wolf für die Gesunderhaltung der wilden Huftiere langfristig lebenswichtig ist, weil er zum Beispiel mit unglaublicher Präzision kranke oder schwache Tiere erbeutet und dadurch den Hobby-Jägern hoch überlegen ist?
  • dass Füchse nach der sinnlosen Jagd meist im Abfall landen?
  • dass Füchse heute hauptsächlich gejagt werden, damit es mehr Hasen, usw. für die Hobby-Jäger in der Bratpfanne hat? Dass sich der Fuchs aber zu über 90 % nicht von Hasen ernährt, einen gesunden Hasen gar nie erwischt?
  • dass man gegen Hobby-Jäger im Tierschutz nicht nur mit Sanftmut, Strassenfesten, Gebetsketten, usw. vorgehen kann (auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil)?
  • dass Hobby-Jäger mit dem Jägerlatein eine respektlose Verhöhnung von Lebewesen betreiben?
  • dass es verpönt ist, Hochwild an der Fütterung oder während der Paarungszeit zu erschiessen, der Hobby-Jäger aber keine Skrupel hat, dies beim Beutekonkurrenten Fuchs zu tun?
  • dass in manchen Kantonen Hobby-Jäger nur des zarten Fleisches eines Jungtieres wegen auf die Jagd gehen?
  • dass Hobby-Jäger trächtige Mutterkühe vor ihren Jungtieren erschiessen oder nur Jungtiere während der Aufzuchtzeit (Nach-Sonderjagd)?
  • dass Hobby-Jäger die Umwelt, Natur, Mensch und Tier mit ihrer Munition vergiften?
  • dass Bestialität, Barbarei, Grausamkeit, Blutvergiessen und sinnlose Qualen kein Kulturgut sein können in einer zivilisierten Gesellschaft?
  • dass Hobby-Jäger jährlich rund 10’000 Rehkitze erschiessen?
  • dass Hobby-Jäger im strengen Winter hungernde Tiere mit Futter anlocken, nur um sie hinterhältig und feige erschiessen zu können?
  • dass Hobby-Jäger scharf gemachte Hunde in Höhlen hetzen, um Füchse und Dachse zu eliminieren (Baujagd)?
  • dass Hobby-Jäger friedliche Lebewesen in Kastenfallen locken, in denen sie unter Umständen tagelang leiden und auf ihren Killer warten müssen oder den Tieren oft einen stundenlangen Todeskampf bereiten (Fallenjagd)?
  • dass Hobby-Jäger friedliche Wildtiere beim Schlafen oder Sonnen feige mit hochmodernen Präzisionswaffen aus dem Hinterhalt meucheln oder verletzen?
  • dass Hobby-Jäger Auszeichnungen, Fellmärkte, Preisverleihungen für den Trophäenkult, Trophäenschauen, Pelzhandel, usw. unterstützen?
  • dass Hobby-Jäger minderjährigen Schulkindern Schusswaffen in die Hände drücken und mit ihnen das Töten üben?
  • dass Hobby-Jäger ihre qualvollen Taten oft in der Einsamkeit ausführen, was Tierquälereien fördert?
  • dass Hobby-Jäger viele Wildtiere nur schwer verletzen und die Opfer oft stundenlang unter enormen Qualen und Angst leiden, bis ein Schweisshund sie findet und sie erschossen werden?
  • dass Hobby-Jäger (ausser der Vivisektion) den Tieren am meisten Qualen und Missbrauch zufügen, auch durch die Art des Tötens?
  • dass die jägerliche Tier- und Naturliebe sich nicht am Dasein des geliebten Objekts erfreut, sondern vielmehr darauf abziehlt, das geliebte Wesen mit Haut und Haar zu besitzen, und darin gipfelt, es durch den Akt des Tötens zur Beute zu machen?
  • dass Hobby-Jäger Verbissschäden geradezu fördern durch den Jagddruck, insbesondere auf Beutegreifer wie Fuchs, Luchs und Wolf?
  • dass Hobby-Jäger für asoziales, unethisches und unchristliches Verhalten Tür und Tor öffnen?
  • dass Hobby-Jäger der Bevölkerung normale natürliche Tierbeobachtungen und Interaktionen vorenthalten?
  • dass es kein grösseres und mit Munition verseuchtes Quälprodukt gibt als Wildbret?
  • dass es schweizweit keine einheitliche Regelung gibt, was Sehtest, Schiesspraxis, usw. der Hobby-Jäger betrifft?
  • dass es keinen psychologischen Wesenstest für Hobby-Jäger gibt?
  • dass es kein Alkoholverbot gibt für Hobby-Jäger, wenn sie mit ihren Waffen auf Tiere schiessen?
  • dass Hobby-Jäger in schulische Einrichtungen eindringen, um ihr Jägerlatein und ihre Gewalt den Kindern aufzuschwätzen?
  • dass ein Gericht in Bellinzona unlängst bestätigt hat, das Jagdvereine praktisch alles was grausam, unnötig und herzlos ist, fördern?
  • dass der Verein «Jagd Schweiz» in erster Linie Respektlosigkeit und eine Gewaltkultur kultiviert – genau das Gegenteil, wonach ein kultivierter Mensch in unserer Gesellschaft streben sollte.
  • dass allein im Kanton Graubünden jedes Jahr über 1’000 Anzeigen und Bussen gegen Hobby-Jäger verhängt werden?
  • mehr Fakten statt Jägerlatein finden sie HIER

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.

1 Kommentar

  1. Koller Stefan Antwort

    Genau, es wäre gut man würde gezielter und objektiver Sachverhalte beurteilen. Leider ist es euch auch nicht gelungen. Viele Argumente sind undifferenziert, plakativ, unausgewogen und zum Teil wirklich an den Tatsachen vorbei geschaut. Das dient der gemeinsamen Lösungsfindung nicht. Letztendlich wollen wir uns nicht bekämpfen, sondern Ziele verwirklichen, die das Zusammenleben von Natur, Tier und Mensch in ein harmonisches miteinander führt. Einseitige Ansichten sind nicht förderlich, sondern verhärten Fronten. In allen Bereichen gibt es Diletanten und Personen mit Fachkenntnissen. Biodiversität ist tiefgründig und von vielen Faktoren beeinflusst. Würde mir da ein vermehrtes konstruktives Miteinander von Naturschutz, Naherholungsbedürftigen Verbänden, Wirtschaft, Armee, Forst, Landwirtschaft und Jagd wünschen.

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