Der Plan soll Meilensteine und Ziele enthalten, um so Anreize hin zu tierfreien, menschenbasierten Methoden und weg von Tierversuchen zu bieten.
Das EP betonte, der Aktionsplan solle nicht in der Verantwortung einiger weniger liegen, sondern von einer auf hoher Ebene angesiedelten dienststellenübergreifenden Arbeitsgruppe erstellt werden. Alle wichtigen Generaldirektionen der Kommission und EU-Agenturen müssen daran beteiligt sein und die Gruppe solle mit Mitgliedstaaten und den entsprechenden Interessenvertretungen im Austausch stehen, um wirklich greifbare Veränderungen erzielen zu können. Ebenfalls anerkannt wurde die Notwendigkeit, tierfreie Methoden in Forschung und in allen Innovationsinitiativen vorrangig zu finanzieren und entsprechende Ausbildungsmaßnahmen zu ergreifen.
Jedes Jahr werden in EU-Laboren fast 10 Millionen Tiere zu invasiven Experimenten verwendet, darunter Affen, Hunde, Katzen, Kaninchen, Mäuse und Ratten. An dieser enormen Grössenordnung hat sich in den vergangenen 10 Jahren kaum etwas verändert.
Das EP räumt zwar ein, dass es bereits europäische Initiativen zur Reduzierung und Verbesserung der Verwendung von Tieren gibt. Doch es stellt auch fest, dass es bisher keinen aktiven, koordinierten Ansatz gibt, mit dem Tierversuche reduziert und schließlich komplett ersetzt werden könnten.
Mit der Forderung nach einem EU-weiten Aktionsplan mit ambitioniertem Zeitrahmen und verschiedenen Meilensteinen setzt das EP ein klares Zeichen. Es möchte den Ausstieg aus Tierversuchen zu jeglichen wissenschaftlichen Zwecken aktiv vorantreiben.
Meinungsumfragen zeigen, dass die Abschaffung von Tierversuchen für die Bürgern der EU Priorität hat: Fast drei Viertel (72 %) stimmen der Aussage zu, dass die Europäische Kommission verbindliche Ziele und Fristen zum Ausstieg aus Tierversuchen festlegen sollte. Das spiegelt sich auch in einer kürzlich gestarteten Europäischen Bürgerinitiative mit dem Titel Save Cruelty Free Cosmetics – Commit to a Europe without Animal Testing wider: In nicht einmal drei Wochen kamen bereits über 119.000 Unterschriften zusammen.
Auch über 100 führende Persönlichkeiten aus der Wissenschaft sowie die European Consensus Platform on Alternatives unterstützten den Entschliessungsantrag. Sie vertreten die Auffassung, dass ein Aktionsplan den Übergang zu einer tierfreien Wissenschaft durch gemeinsame Prioritäten, die Zuweisung von Geldern und multidisziplinäre und stellenübergreifende Zusammenarbeit erleichtern würde.
„Die Abstimmung stellt einen historischen Moment für die Tierschutzbewegung dar. Endlich wurde die Forderung der Bürgerinnen und Bürger Europas, Tierversuche auslaufen zu lassen und zu einer humanrelevanten Wissenschaft überzugehen, gehört. Bei fortschrittlichen, auf der menschlichen Biologie basierenden Methoden geht es nicht nur um Tierschutz – sie sind auch von fundamentaler Bedeutung zum Erreichen der Ziele der EU in Sachen Umweltschutz und menschlicher Gesundheit. Die heutige Abstimmung des Parlaments bringt uns an allen drei Fronten voran“, so der Kommentar der NGOs.
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Die Wissenschaft entwickelt immer mehr hochmoderne tierfreie Modelle wie Organe auf Computerchips, stoffwechselbasierte Ansätze und Computermodelle. Diese bergen ein enormes Potenzial, Tiere zu ersetzen und gleichzeitig die Forschung zu verbessern. Trotzdem bleiben die Zahlen an zu wissenschaftlichen Zwecken genutzten Tieren weitestgehend gleich. Die Defizite tierbasierter Modelle sind bestens dokumentiert, während sich moderne tierfreie Modelle als bahnbrechende Technologien erweisen. Sie können unser Verständnis menschlicher Krankheiten signifikant voranbringen, denn die Daten, die sie hervorbringen, basieren auf der menschlichen Biologie. Das birgt enorme Vorzüge für die öffentliche Gesundheit, wenn es um die Vermeidung wie auch die Heilung von Krankheiten geht. Die neuen Modelle können zudem die Bewertung von Chemikalien beschleunigen und die Misserfolgsquote in der Medikamentenentwicklung verringern. Außerdem stehen moderne tierfreie Methoden für einen neuen, aber bereits boomenden Markt für innovative Produkte und Dienstleistungen mit einer jährlichen Wachstumsrate von 12 %.
Die amerikanische Environmental Protection Agency hat sich bereiterklärt, ihre Forderungen nach Säugetierstudien und die entsprechende Finanzierung bis 2025 um 30 % zu reduzieren und bis 2035 gar keine Studien an Säugetieren mehr zu verlangen und zu finanzieren. Dieser Entscheidung folgte ein strategischer Fahrplan, der genau aufzeigt, wie Produktsicherheitsprüfungen in Zukunft ohne Tierversuche stattfinden sollen.