Inmitten wachsender Sorge von Klima- und Tierschützern um die Eisbären lässt Russland erstmals die gesamte Population auf seinem Staatsgebiet zählen.
Ziel des grössten Monitorings der Geschichte sei es, einen Überblick über die Lage der bedrohten Beutegreifern zu bekommen. Ferner sollen Bedingungen geschafft werden, damit sich die Population der Eisbären erholt. Das teilten der Kreml und das Ministerium für Naturschutz in Moskau mit. Der Eisbär, der zu den grössten Raubtieren an Land gehört, ist in nördlichen Polarregionen heimisch.
Der Lebensraum erstreckt sich auf der Fläche des Arktischen Ozeans, an den fünf Länder grenzen – neben Russland sind das die USA, Kanada, Norwegen und Grönland, das zu Dänemark gehört. Russland will nach Angaben des Ministeriums mit der Zählung in der Region Tschukotka im äussersten Nordosten Sibiriens beginnen. Geplant seien dann Zählungen vom Flugzeug aus in den Randmeeren des Nordpolarmeers und schliesslich in der Barentssee und auf Franz-Josef-Land.
Das Forschungsprojekt werde sich bis 2023 hinziehen, hiess es. Durch die Eisschmelze in der Arktis infolge der Erderwärmung warnen Klima- und Tierschützer immer wieder davor, dass sich der Lebensraum für die Eisbären verkleinere. Zuletzt berichteten russische Behörden, dass die Tiere sich auf der Suche nach Futter immer weiter auch in von Menschen bewohnte Gebiete bewegten.
Die Bewohner des russischen Dorfes Ryrkaipij am Ufer der arktischen Tschuktschensee beispielsweise haben die vergangenen Jahre regelmäßig Alarm geschlagen, weil die Eisbären der Siedlung gefährlich nahe kommen. Patrouillen mussten losgeschickt werden, um die Tiere von den Häusern zu verscheuchen. Im Februar 2019 hatten sich auf der Inselgruppe Nowaja Semlja über Wochen sogar an die 50 Eisbären in der Nähe von Menschen aufgehalten. Daraufhin riefen die Behörden den Notstand aus. Später gelang es, die Tiere zu vertreiben.