Jagd

Das Geschäftsmodell ist weiterhin Tierquälerei

Schalenwildbestände werden seit Jahrzehnten mit der Gewaltkultur in Graubünden nicht wirklich reguliert, sondern dezimiert und die Geburtenrate stimuliert. Jagd bedeuted nicht weniger Wild sondern mehr Geburten.
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Aufgrund der hohen Schalenwildbestände wird der Jagddruck in Graubünden beim Hirsch- und Rehwild erneut stark erhöht.

Da insbesondere auch das Reh bei den Wald-Wild-Konflikten eine entscheidende Rolle einnimmt, muss der Rehbestand in Graubünden stärker jagdlich genutzt werden. Mit einer attraktiven Jagd sollen die jagdlichen Zielsetzungen durch die Bündner Jägerinnen und Jäger erreicht werden, schreibt das Amt für Jagd und Fischerei am 6.7.2021.

Der Gesamtabschuss beim Hirschwild im Jahr 2020 konnte im Vergleich zum Abschussplan leicht übertroffen werden. Ausserdem war beim Rothirsch im letzten Winter ein überdurchschnittlich hoher Fallwildabgang zu verzeichnen. Infolgedessen konnte der Hirschbestand weiter auf 16 000 Tiere reduziert werden (2020: 16 300). In der Surselva ist feststellbar, dass der Rehbestand aufgrund der schneereichen Winter und der Präsenz von Luchs und Wolf sehr stark abgenommen hat. Dasselbe gilt in diesem Gebiet für das Gämswild. Für das Stein- und Gämswild geben erst die noch laufenden Sommerzählungen beziehungsweise Herbstzählungen einen zuverlässigen Aufschluss über die Bestandshöhe, laut dem Amt.

Man weiss heute, dass es in Graubünden und anderswo in erster Linie wie in einem Reisebüro ums Organisieren von attraktiven Jagden geht, welche vom Amt für Jagd und Fischerei geplant werden. Der Mensch wird vom Amt mehr und mehr zum Raubtier degradiert und die Wildtiere zu Nutz- und Zuchttieren. Gäbe es genügend Beutegreifer wie zum Beispiel Füchse oder Wölfe, hätte man nicht dermassen hohe herangezüchtete Reh- und Hirschwildbstände, die, um es mit der abnormalen Sprache der Hobby-Jäger auszudrücken: “gedeihen”.

Obwohl die Bündner Jagdbehörden das Abschusssoll seit Jahren stetig erhöhen, wird die Hirschpopulation immer grösser. 

Das Bündner Jagdsystem funktioniert in der Form seit Jahrzehnten nicht zufriedenstellend, sonst hätten die Hirschbestände in den letzten Jahren kaum um 5’000 zugenommen. Aufgrund der grossen Probleme der seit Jahrzehnten überhöhten Wildbestände, die zum Beispiel in 60 % der Prättigauer Wälder die natürliche Verjüngung verunmöglichen, ist die Rückkehr des Wolfes sehr zu begrüssen und notwendig.

Weiterhin konsequente Regulation der Schalenwildbestände

Die Beurteilung des Schalenwildeinflusses auf die Waldverjüngung durch die Forstorgane zeigt, dass die Probleme insbesondere in den Gebieten Prättigau/Herrschaft, Churer Rheintal, Schanfigg, Domleschg/Heinzenberg sowie teilweise auch in der Mesolcina/Calancatal und in Mittelbünden immer noch sehr gross sind (Situationsbeschreibung www.awn.gr.ch) und eine Reduktion des Wildtierbestandes erfordern. Es ist Aufgabe der Jagd, die Schalenwildbestände in diesen Gebieten zu reduzieren. Andere Massnahmen wie Wildschutzzäune und Einzelbaumschütze können nur ergänzend wirken. Auf der diesjährigen Jagd sind auf dem gesamten Kantonsgebiet insgesamt 5565 Hirsche zu erlegen (2020: 5560 Hirsche). Die Regulation erfolgt, mit zielorientierter Gewichtung für die einzelnen Waldregionen, insbesondere über den Abschuss der weiblichen Tiere. Der Plan ist erfüllt, wenn mindestens 3177 weibliche Tiere erlegt worden sind (2020: 3154). Zudem ist in gewissen Waldregionen auch der Reh- und Gämsbestand verstärkt zu bejagen, schreibt das Amt.

Stärkere Bejagung der Wildschweine in der Mesolcina

Die Wildschweinbestände in der unteren Mesolcina nehmen stark zu und verursachen grosse Konflikte im Kulturland. Es werden daher verschiedene Massnahmen eingeleitet, um den Bestand zu stabilisieren und einen weiteren Anstieg zu verhindern. Die im letzten Jahr eingeführten Radioaktivitätsmessungen bei erlegten Wildschweinen werden fortgesetzt.

Dank des intensiven Monitorings ist belegt, dass die Bestände des Niederwilds, insbesondere des Feldhasen und des Birkwilds, in Graubünden gesund sind und die Arten nach wie vor sehr gut gedeihen.

Hannes Jenny, stellvertretender Vorsteher Amt für Jagd und Fischerei Graubünden

Gäbe es weniger Problemjäger, die Naturnutzungsgedanken hegen, könnten sich auch wieder mehr normale Menschen dem Naturschutzgedanken widmen – Menschen, die Arten mit Respekt, Anstand und Fairness pflegen und Wildtiere nicht zum Spass abschlachten. Jagd ist immer auch eine Form von Krieg gegen Lebewesen, wo die negativen Eigenschaften im Menschen aufleben.

Jeder zehnte Hirsch wird in Graubünden nur angeschossen statt erlegt. Bündner Hobby-Jäger haben inerhalb von fünf Jahren insgesamt 56’403 Hirsche, Rehe, Gämsen und Wildschweine erlegt. In 3’836 Fällen wurden diese Tiere aber von den Schützen lediglich angeschossen, laut der Sendung Rundschau vom SRF. Davon wurden 1’600 angeschossene Tier nicht gefunden, entkamen mit der Schusswunde, lebten weiter oder verendeten. Fehlschüsse mit Verletzungsfolge für das Tier sind in Graubünden bei Jagd auf Hirsche am häufigsten.

Es ist in der Tat so, dass die gewaltverherrlichende Bündner Jagd bei den ehrenwerten Jägern und Experten seit Jahrzehnten weit über die Kantons- und Landesgrenze ein unrühmliches Ansehen geniesst und in der Kritik ist.