Die Elefantenpopulation sei mittlerweile ausreichend gross und beeinträchtige die Landwirtschaft, erklärte das Umweltministerium in Gaborone am Mittwoch. Der Entscheid dürfte aber bei Artenschützern für Kritik sorgen.
Die Jagd auf Elefanten war in dem im südlichen Afrika gelegenen Land erst 2014 unter dem damaligen Präsidenten Ian Khama verboten worden. Im vergangenem Jahr trat dessen Nachfolger Mokgweetsi Masisi sein Amt an – und binnen weniger Monate begann eine Überprüfung der Entscheidung.
«Konflikte zwischen Menschen und Elefanten»
Dabei hätten sich die befragten Experten für eine Aufhebung ausgesprochen, erklärte das Umweltministerium weiter. Zur Begründung verwies die Behörde auf eine steigende Zahl der «Konflikte zwischen Menschen und Elefanten» und deren Folgen für das Einkommen von Bauern.
Botswana hat mit rund 135’000 Tieren die grösste Elefantenpopulation in Afrika. Einige Experten gehen sogar mehr als 160’000 Exemplaren aus, fast dreimal so viele wie vor 30 Jahren. Die Tiere leben in nicht umzäunten Naturparks und dringen auch auf die Felder von Bauern vor, wo sie Schäden anrichten. Die Aufhebung des Jagdverbots dürfte der regierenden Demokratischen Partei (BDP) bei der Parlamentswahl im Oktober vor allem in ländlichen Gebieten weitere Stimmen bringen.
Auch wenn die Zahl der Elefanten sich in einigen Gebieten Afrikas erhöht hat, ist sie nach Angaben des Internationalen Naturschutzverbands IUCN innerhalb des vergangenen Jahrzehnts insgesamt um rund 110’000 auf 415’000 gefallen.
Zur geplanten Aufhebung des Jagdverbotes in Botswana kommentiert die Artenschutzorganisation Pro Wildlife:
„Wir bedauern es außerordentlich, dass die Regierung Botswanas angekündigt hat, das seit 2014 geltende Jagdverbot aufzuheben. Die Trophäenjagd auf geschützte Arten wird vor allem dazu führen, dass sich einige wenige Jagdveranstalter bereichern. Sie leistet nachweislich weder einen Beitrag zur Armutsbekämpfung, noch eignet sie sich zur Reduzierung vermeintlich überhöhter Wildbestände. Die Stimmungsmache gegen Elefanten und andere Wildtiere durch Botswanas neuen Präsidenten scheint darauf abzuzielen, bei den Neuwahlen im Oktober Wählerstimmen zu gewinnen“.
Pro Wildlife Sprecherin Daniela Freyer.
Die Regierung nennt als Gründe für die Aufhebung des seit 2014 geltenden Jagdverbots angeblich wachsende Konflikte zwischen Kleinbauern und Tieren, sowie die Notwendigkeit zur Generierung von Einkommen für die Landbevölkerung.
Botswana galt unter seinem bisherigen Präsidenten Ian Khama als Vorreiter im Wildtierschutz. „Der Reichtum an Natur und Tieren ist Botswanas größtes Kapital und wir appellieren an die Regierung, dies nicht aufs Spiel zu setzen. Elefanten und andere Wildtiere dürfen nicht zum politischen Spielball werden“, so Freyer. “Der Safari-Tourismus ist eine zunehmend wichtige Einnahmequelle und bringt insgesamt deutlich mehr Geld und Arbeitsplätze als Großwildjagd oder Handel mit Elefantenfleisch und Elfenbein“, so Freyer. Laut Informationen der Weltnaturschutzorganisation IUCN schafft der Safari-Tourismus in Botswana 39 mal mehr Arbeitsplätze als die Großwildjagd – im ganzen Land verdienten im Jahr 2009 nur 1.000 Menschen an der Jagd. Im Vorfeld der Entscheidung hatte sich die Regierung von Trophäenjägern beraten lassen und vornehmlich Gemeinden angehört, in denen die Jagd früher erlaubt war. Gemeinden, die vom Tourismus profitieren und die wachsende Tourismusbranche wurden offenbar außen vor gelassen.
Botswanas neue Regierung will nicht nur das Jagdverbot aufheben. Sie versucht zudem derzeit gemeinsam mit drei Nachbarstaaten, das internationale Handelsverbot für Elfenbein zu Fall zu bringen, das seit 2008 gilt. „Es ist fatal, dass Botswana als ehemaliger Musterknabe im Artenschutz seine bedrohten Arten jetzt mit einem Preisschild versehen will“, so Freyer.
In Botswana lebt mit etwa 130.000 Tieren die größte Elefantenpopulation der Welt. Der Bestand der Savannenelefanten ist in sieben Jahren um 30 Prozent zurückgegangen, in Botswana waren es 15 Prozent in fünf Jahren. Früher galten die Bestände im südlichen Afrika als stabil und verschont von der Wildereikrise. Verschiedene wissenschaftliche Berichte belegen allerdings in den vergangenen Jahren einen Anstieg von Wilderei und illegalem Elfenbeinhandel, darunter auch im Norden Botswanas. Im August 2018 hatten Berichte der Organisation „Elephants Without Borders“ über die Wilderei von mindestens 88 Elefanten für weltweites Aufsehen gesorgt. Zwischenzeitlich wurden diese Erkenntnisse von renommierten Experten verifiziert. Präsident Masisi hatte die Berichte damals vehement dementiert, seine Behörden entzogen der Organisation Forschungslizenzen und versuchten, ihr die Verbreitung der Wilderei-Berichte zu verbieten.
Verschiedene wissenschaftliche Studien zu Löwen belegen zudem, welch fatalen Auswirkungen die Großwildjagd hat. Auch in Botswana hat sie in der Vergangenheit zu einem Zusammenbruch der Bestände geführt. Die Löwenjagd ist dort deshalb (mit einer Unterbrechung) bereits seit 2001 verboten. „In ganz Afrika sind die Wildtierbestände großer Säugetiere stark rückläufig. Die Wiedereinführung der Jagd ist vor diesem Hintergrund unverantwortlich“, so Freyer. “Schleierhaft bleibt auch, wie Botswanas Regierung die angekündigte „ethische Jagd“ sicherstellen will. Tiere alleine aus Gier nach Trophäen abzuschießen entbehrt jeglicher Ethik – nach deutschem Tierschutzgesetz ist dies illegal. Zudem dominieren in Afrikas Jagdindustrie seit Jahrzehnten Korruption und Missmanagement“, so Freyer abschließend.