Unkultur

Alkoholisierter Hobby-Jäger bedroht Fahrradfahrer mit Waffe

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Die Debatte über die Regeln für den Alkoholkonsum im Bereich der Jagd wird wiederbelebt, nachdem ein Radfahrer von einem Hobby-Jäger im Kanton Neuenburg mit der Waffe bedroht wurde.

Roger Pogialli machte mit seinem MTB am Nachmittag, den 17. November 2018, eine Tour in Chaumont. Kurze Zeit später sieht er einen Hobby-Jäger, laut Schätzung rund 25 – 30 Jahre alt, der mit seiner Waffe planlos in den Wald zielt. Als ihn der Hobby-Jäger bemerkte, richtete er die Waffe auf Roger Pogialli und nahm ihn mehrere Sekunden lang ins Visier. Der Hobby-Jäger soll eine penetrante Alkoholfahne gehabt haben und Roger Pogialli Todesangst.

Wir befürworten es nicht, wenn es wirklich so passiert ist“, sagt Jean-Francois Sunier, Präsident der Jägervereinigung Neuenburg. “Es ist sehr bedauerlich, dass dieser Radfahrer die Polizei nicht informiert hat”, schreibt das Westschweizer Fernsehen.

Sollen wir Gesetze erlassen?

In der Schweiz verbietet oder beschränkt kein Bundes- und Kantonsrecht den Alkoholkonsum auf der Jagd, ausser im Kanton Zürich.

Wenn wir den Blutalkoholspiegel für Autofahrer oder Bootsfahrer begrenzen, sollten wir das auch für diejenigen tun, die mit einer Waffe in den Händen im Wald spazieren gehen, findet jedoch Nationalrätin Adèle Thorens.

Hobby-Jäger trinken nicht selten schon vor der Treibjagd bzw. Gesellschaftsjagden. Oder während den Pausen wird zwischen den Treibern die Volksdroge gereicht. Bei der Ansitzjagd ist der Flachmann bei vielen Jäger ein guter Begleiter. Tee mit Rum oder Rum mit Tee, Weisswein, Bier usw. sorgen auch für Exzesse während der Jagd. Die IG Wild beim Wild hat auch schon kiffende Hobby-Jäger auf der Jagd beobachtet.

In der Vergangenheit wurde der Alkoholkonsum der Hobby-Jäger auch zum Beispiel vom Schweizer Tierschutz (STS) und sogar dem Berner Jagdverband thematisiert. Dieser hat seine Waidmänner vor der Jagd dazu aufgerufen, „beim Alkoholgenuss zurückhaltend zu sein“. Der Grund: Die Zahl der Fehlschüsse, die eine Nachsuche erforderlich machen, häufen sich.

Jagd hat eine Menge Probleme verursacht, aber noch keine gelöst

Insbesondere ältere Semester unter den Hobby-Jäger brauchen hochprozentiges Zielwasser aus dem Flachmann, um einen ruhigen Finger (Nervosität, Tremor usw.) am Abzug zu haben. Schweizweit monieren viele Hobby-Jäger selber, dass auf der Jagd viel zu viel getrunken wird.

Sowohl die Treffsicherheit der Hobby-Jäger, der Alkoholkonsum, wie auch die vielen Jagdunfälle an sich geben Anlass zur Sorge, mahnt Carl Sonnthal von der IG Wild beim Wild. Warum kommt es zu so vielen Jagdunfällen? Sehen die schlecht ausgebildeten Hobby-Jäger so schlecht oder sind einfach so viele alkoholisiert?

In den Jahren 2011 – 2015 wurden insgesamt 1’526 Verletzte durch Jagdunfälle durch die Unfallversicherungen registriert. Dazu mindestens ein gutes Dutzend Todesfälle und dies nur innerhalb der Jägerschaft!

Forderungen der IG Wild beim Wild:

Jagdunfälle Schweiz und Tote
Stand 2017

Die Grenze, ab der ein Hobby-Jäger für den Umgang mit Waffen unter Alkoholeinfluss als waffenrechtlich unzuverlässig gilt, sollte aus Sicht der IG Wild beim Wild bei 0,0 Promille Blutalkohol gezogen werden, wie das beim Militär- oder Polizeidienst auch der Fall ist.  Bei der Polizei oder Militär werden aus gutem Grund die älteren Semester nicht mehr in bewaffnete Einsätze mit gefährlichen Schusswaffen geschickt. Wer auf die Jagd geht, der geht zum Töten. Niemand darf im alkoholisierten Zustand mit einer Waffe hantieren oder gar schiessen. Wer alkoholabhängig ist, dem muss der Jagd- und Waffenschein umgehend entzogen werden. Nach Jagdunfällen sind obligatorische Alkoholtest einzuführen. Zusätzlich braucht es nach dem Vorbild von Holland medizinisch-psychologische Gutachten für Hobby-Jäger sowie auch eine Altersbegrenzung nach oben. Die grösste Altersklasse bei den Hobby-Jägern ist 65+, jene mit Alters-, Seh-, Konzentrations- und Reaktionsschwächen sowie Ausbildungs- und Trainingsdefiziten und genau die trinken auch Alkohol, damit sie einen ruhigen Finger haben oder trinken nicht und machen Fehlschüsse, was mit enormem Tierleid verbunden ist. Anders sind die vielen Fehlschüsse und Nachsuchen nicht zu erklären.