Erst vor wenigen Tagen beschloss ein Schweizer Orientierungslaufteam, die Idee eines Ausflugs in die Wälder des Trentino aufzugeben – eben aus Angst vor gefährlichen Begegnungen mit Bären.
Obwohl es in der Schweiz keine einheimische Population gibt, ist der grosse Beutegreifer ein Reisender in den Schweizer Wäldern. Vor allem in den Grenzgebieten zwischen Italien, Österreich und Deutschland.
Ein Fall, wie er sich im Val di Sole ereignet hat, wäre in der Schweiz kaum denkbar, denn hier werden potenziell gefährliche Exemplare streng überwacht und – wenn nötig – sogar präventiv gekeult. In diesem Zusammenhang ist auch der umstrittene Fall des Bären M13 zu erwähnen, der 2013 im Valposchiavo getötet wurde.
Aber abgesehen von der Psychose, gibt es eine reale Möglichkeit, von einem Bären angegriffen und getötet zu werden?
Die Statistik ist in dieser Hinsicht recht eindeutig: Nach Angaben des WWF gab es in 15 Jahren (2000 bis 2015) 291 Angriffe von Braunbären auf Menschen in Europa. 19 davon sollen tödlich verlaufen sein.
Kurz gesagt, wie der Schweizer Bärenexperte David Bittner erklärte, ist der Beutegreifer für den Menschen nicht gefährlich, und eine Begegnung mit einem Bären muss nicht unbedingt zu einem Angriff führen. Das liegt daran, dass Bären den Menschen grundsätzlich nicht als Beute oder Bedrohung sehen: “Wenn so etwas passiert, hat sich der Mensch, der dem Bären begegnet ist, oft falsch verhalten.”
Aber was ist mit der Begegnung mit dem Bären?
Auch hier handelt es sich um eine Seltenheit, da die Tiere sehr scheu sind: “Einem Bären im Wald zu begegnen, bleibt etwas Aussergewöhnliches und Besonderes, selbst in Gegenden, in denen es viele gibt, wie im Trentino. Ein vorbildliches Beispiel? Slowenien, wo das Management der Bären weitsichtig und optimal ist. Trotzdem wird vom Joggen in diesen Gebieten dringend abgeraten”, so Bittner.
OK, ich habe ‘Glück’ gehabt und treffe im Wald einen Bären, was soll ich tun?
“In Gebieten, in denen man weiss, dass es Bären gibt, ist es wichtig, sich bemerkbar zu machen, laut zu sprechen, mit den Füssen zu stampfen und mit den Händen zu klatschen. Es ist gefährlich, einen Bären zu überraschen, und es ist viel sicherer, ihn wissen zu lassen, wo wir sind und in welche Richtung wir uns bewegen”, so der Experte weiter.
Bei direkten Begegnungen bleibt das Schlüsselwort “ruhig und besonnen”: “Wenn der Bär nervös reagiert, muss man sich ruhig und bestimmt zurückziehen. Niemals sollte man weglaufen, Steine oder Stöcke werfen oder versuchen, ihn mit Drohgebärden oder plötzlichen Gesten zu erschrecken”.
Im Falle eines Angriffs empfiehlt der WWF, sich auf den Boden zu werfen und die Hände über den Hinterkopf zu halten. Auf diese Weise wird dem Bären klar, dass Sie keine Bedrohung darstellen.