Soll der Import von Stopfleber verboten werden oder nicht?
Die Parlamentarier waren sich uneinig, wie sich an ihren Stimmen zeigt: 18 waren dafür, 18 dagegen. Also kam es zum Stichentscheid. Ratspräsidentin Brigitte Häberli-Koller (64) hatte das letzte Wort und kippte das Verbot.
Ursprünglich hatte der SVP Parlamentarier Martin Haab (61) im Nationalrat ein Verbot gefordert. Doch bis auf den Nationalrat wollte niemand den Vorstoss unterstützen. Sowohl die zuständige Kommission im Ständerat, als auch der Bundesrat befand: Ein Importverbot geht zu weit. Denn: Ein Einfuhrverbot für Stopfleber komme einem Konsumverbot gleich. Und gleichwertige Alternativen zur Einfuhr gebe es nicht.
Dies stimmt so jedoch nicht ganz. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es mindestens 40 alternative Produkte, von denen 19 bereits in der Schweiz erhältlich sind. Mehrere Spitzenköche haben preisgekrönte Rezepte entwickelt, um festliche und ethisch vertretbare Stopfleber-Alternativen anbieten zu können. Der Schweizer Sternekoch Tobias Buholzer ist das beste Beispiel dafür. Seine Terrine mit dem Namen «Noix gras» begeistert seit einigen Jahren die Gourmets. Buholzers Beweggründe sind klar: «Es gibt für mich keinen einzigen Grund, weshalb man Tiere quälen muss – auch nicht für die Produktion von gastronomischen Luxusprodukten. Ich lehne das konsequent ab und serviere darum in meinem Gourmet-Restaurant keine Stopfleber. Mit «Noix gras» habe ich aber selber eine vegetarische und vegane Alternative zu Foie gras entwickelt. Damit überrasche und verwöhne ich unsere Gäste mit dem besten Gewissen.»
Insbesondere in der Westschweiz würde ein Importverbot eine gesellschaftlich stark verankerte kulinarische Tradition beeinträchtigen, argumentierte die Kommission. Ein Verbot würde wahrscheinlich zu Gesetzesumgehungen via Frankreich führen und missachte zudem internationale Verträge.
«Zwangsfütterung mit einem Metallstück»
Deshalb änderte Ratspräsidentin Häberli-Koller den Vorstoss von Haab in dem Sinn ab, dass der Bundesrat eine Deklarationspflicht für Enten- und Gänsestopfleber erlassen solle. Bereits Ende April hatte der Bundesrat bekannt gegeben, dass er dies für Stopfleber und auch für Froschschenkel tun will.
Eine Minderheit der Kommission des Ständerats spricht von einer tierquälerischen Mast. Das sei ein Rechtfertigungsgrund für eine Abweichung von internationalen Verpflichtungen. «Zwangsfütterung mit einem Metallstück in den Hals ist sicher nicht WTO-konform», sagte Thomas Minder (62). Die WTO ist die Welthandelsorganisation.
Die geänderte Motion geht nun zurück in den Erstrat. Der Nationalrat hatte den Vorstoss in der Originalfassung im Februar 2022 angenommen.
In der Schweiz werden derzeit Unterschriften gesammelt für eine Volksinitiative für ein Stopfleber-Importverbot.