Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife begrüßt den Vorstoß der kenianische Regierung, jeglichen Handel mit Elfenbein dauerhaft und weltweit zu verbieten.
Diese Initiative kündigte eine Vertreterin des Umweltministeriums im Vorfeld eines Gipfeltreffens zum Schutz von Elefanten in Nairobi an. Als Zeichen gegen Wilderei und Elfenbeinhandel verbrennt Kenia am 30. April 105 Tonnen beschlagnahmtes Elfenbein sowie 1,3 Tonnen Horn von Nashörnern. Die Entscheidung über ein weltweites Handelsverbot soll bei der kommenden Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) im Herbst in Johannesburg fallen. Der 27. April ist der Stichtag, bis zu dem Regierungen Anträge einreichen können.
Größte Elfenbein-Verbrennung
Zu dem Elefanten-Gipfel des „Giants Club“ am 29. und 30. April sind Regierungschefs und internationale Prominenz eingeladen, darunter der Schauspieler Leonardo di Caprio und der Sänger Elton John. Kenia lässt in einem feierlichen Akt die Stoßzähne von etwa 5.000 Elefanten in Flammen aufgehen – die größte Menge an Elfenbein, die jemals auf einmal vernichtet wurde.
Würden die Elefanten noch leben, ergäben die Tiere hintereinander aufgereiht eine Reihe von 25 Kilometern. Kenia nutzt das Großereignis auch als Startschuss für seine internationale Kampagne, jeglichen Elfenbeinhandel weltweit zu verbieten. “Stoppt den Handel und damit die Wilderei – das ist die klare Botschaft, die Kenias Präsident an die Welt aussendet“, so Daniela Freyer von Pro Wildlife. „Nur wenn die Nachfrage eingedämmt wird und Elfenbein seinen monetären Wert verliert, können wir diese großartigen Tiere retten“.
Lebende Elefanten sind mehr wert als tote
Den internationales Handel mit Elfenbein regelt das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (englisch: CITES). Seit CITES 2008 den Verkauf von Elfenbein aus Afrika nach China und Japan erlaubt hat, haben illegaler Elfenbeinhandel und Wilderei in ganz Afrika drastisch zugenommen. Zehntausende Elefanten pro Jahr fallen seither der Wilderei zum Opfer. Alleine in Tansania starben in nur fünf Jahren über 60.000 Elefanten. „Wenn es in Zukunft noch Elefanten in freier Wildbahn geben soll, dann muss jeglicher Markt für Elfenbein geschlossen werden. Bisherige Experimente, einen legalen und kontrollierten Elfenbeinhandel zu etablieren, sind gescheitert: Zehntausende Elefanten haben die Lockerung des Handelsverbotes mit ihrem Leben bezahlt. Die legalen Schlupflöcher hatten zur Folge, dass gewildertes Elfenbein in den legalen Verkauf eingeschleust wurde. Denn einem Stoßzahn ist nicht anzusehen, woran der Elefant gestorben ist”, so Freyer.
Artenschutzkonferenz entscheidet über Elfenbeinhandel
Derzeit gilt bei CITES kein absolutes Handelsverbot für Elfenbein, sondern lediglich ein befristetes Moratorium, das 2017 ausläuft. Kenia hat angekündigt, sich gemeinsam mit anderen afrikanischen Regierungen dafür einzusetzen, den Elfenbeinhandel weltweit dauerhaft zu verbieten. Auch weitere Schlupflöcher sollen geschlossen werden. Die 182 CITES-Vertragsstaaten sollen auf einer Konferenz vom 24. September bis 5. Oktober über die Zukunft der Elefanten entscheiden. „Der Vorstoß Kenias bietet die Chance, dem Elfenbeinhandel ein für allemal eine Absage zu erteilen – und die Elefanten Afrikas vor dem Aussterben zu bewahren“, so Freyer.
Elfenbeinhandelsverbot und höchster Schutzstatus für Elefanten
Von 1989 bis 1997 galt ein internationales Handelsverbot für Elfenbein – mit dem Effekt, dass die Absatzmärkte einbrachen und sich die Elefantenbestände deutlich erholten. Doch 1997 und 1999 stimmten die CITES-Vertragsstaaten zu, den Schutzstatus von Elefanten in Botswana, Namibia, Simbabwe und Südafrika zu lockern. Sie sind seither nur im Anhang II von CITES aufgeführt, während die übrigen Elefantenbestände dem Handelsverbot des Anhang I unterliegen. Anschließend genehmigte CITES 1999 den Abverkauf von Elfenbein-Lagerbeständen – zunächst nur nach Japan und 2008 nach Japan und China. Seitdem der Markt in China mit seiner unersättlichen Nachfrage angekurbelt wurde, ist der illegale Elfenbeinhandel dramatisch angestiegen. Dies belegen statistische Daten von Elfenbeinaufgriffen, die für CITES erfasst werden. Entsprechend hat die Wilderei zugenommen und die Bestände sind dramatisch zurück gegangen. Gleichzeitig dauern bei CITES – trotz der Wildereikrise – die Diskussionen über eine zukünftige Freigabe des Elfenbeinhandels und einen so genannten „Decision Making Mechanism for future ivory trade“ an. Um alle Elefanten effektiv zu schützen und den Elfenbeinhandel dauerhaft zu verbieten, müsste die CITES-Konferenz alle Bestände wieder in Anhang I von CITES hochstufen. Hierzu ist eine Zustimmung von zwei Dritteln der anwesenden Vertragsstaaten erforderlich.
Nationale Absatzmärkte schließen
Auch wenn für den internationalen Elfenbeinhandel derzeit ein Moratorium gilt: In vielen Ländern ist der Verkauf auf dem Binnenmarkt legal. Dies ermöglicht, dass Elfenbein gewilderter Elefanten im großen Stil eingeschleust und als legal deklariert wird. Der größte Absatzmarkt für legales sowie illegales Elfenbein ist China, weitere große Märkte sind USA und Thailand. Auch in der EU wird Elfenbein noch immer verkauft. Die CITES-Konferenz könnte alle Staaten auffordern, ihre nationalen Elfenbeinmärkte zu schließen. Pro Wildlife und andere Artenschützer fordern dies seit langem, um den regen Schwarzmarkt zu beenden. Zwischenzeitlich gibt es entsprechende Ankündigungen von China den USA und der EU – doch bisher mangelt es an der Umsetzung.
Elfenbein-Lagerbestände zerstören
Einige Länder lagern große Mengen Elfenbein, das von Schmugglern beschlagnahmt wurde oder von Elefanten stammt, die auf natürliche Weise gestorben sind. Hohe Schwarzmarktpreise und die rege Nachfrage in Asien wecken Begehrlichkeiten, diese Lagerbestände auf dem internationalen Markt zu verkaufen. Dem Druck einiger weniger handelsorientierter Länder haben die CITES-Vertragsstaaten bereits zweimal nachgegeben. Sie haben und damit den Teufelskreis des riesigen grauen Marktes für Elfenbein am Leben gehalten und die Wilderei auf Rekordniveau getrieben. Immer mehr Staaten erkennen heute allerdings an, welche Risiken das Horten von Elfenbein für lebende Elefanten bedeutet: Es befeuert Spekulation, Schwarzmarktpreise und Korruption, bedingt das regelmäßig Elfenbein aus Lagerbeständen den Weg auf den Schwarzmarkt findet, hält die Nachfrage der Konsumenten am Leben und dominiert Verhandlungen über den Elefantenschutz bei CITES. Kurzum: Elfenbein-Lagerbestände sind eine schwere Hypozhek und befeuern die Abwärtsspirale für Elefanten. Immer mehr Staaten setzen deshalb mit der Zerstörung von Elfenbein ein klares Zeichen gegen den Elfenbeinhandel: Seit 2011 gab es 24 öffentliche Events dieser Art in 19 Ländern, zuletzt in Italien und Malaysia.