Jagd

Hobby-Jäger sollen Wildschweine brutal getötet haben

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Am späten Abend des 25. März werden Anwohner der Kleingartenanlage „Neue Welt“ bei Frankfurt (Oder) von Schüssen aufgeschreckt. 

Einem Zeitungsbericht zufolge wurden drei Muttertiere und 21 Frischlinge in der Nähe der Kliestower Strasse in einen Gitterkäfig gelockt und darin nacheinander von Hobby-Jägern erschossen. Anwohner berichteten demnach über Schüsse sowie Schreie und Quieken der Wildschweine über einen Zeitraum von 45 Minuten. PETA sieht in dem Abschuss einen Verstoss gegen das Tierschutzgesetz und fordert einen grundsätzlichen Bejagungsstopp für Wildschweine. PETA hat Mitte April Strafanzeige gegen unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) erstattet.

Wildschweine in Käfigfallen zu töten, ist Tierquälerei. Während eines nach dem anderen erschossen wird, rennen die anderen in Todesangst umher und verletzen sich und ihre Artgenossen dabei häufig. Da sich das Massaker laut Augenzeugen über 45 Minuten hingezogen hat und die Tiere offenbar erheblich gelitten haben, dürfte es sich auch in diesem Fall um einen gravierenden Verstoß gegen das Tierschutzgesetz handeln. Die Wildschweinjagd ist zudem völlig sinnlos. Bei Tötungen wegen der Afrikanischen Schweinepest geht es einzig und allein darum, die Profite der Landwirte zu schützen, die gezüchtete Schweine ausbeuten und eine Übertragung in ihre Stallanlagen fürchten. Auf Menschen ist die Krankheit dagegen nicht übertragbar.

Peter Höffken, Fachreferent bei PETA
Hobby-Jäger sollen Wildschweine brutal getötet haben

Ausserhalb der Falle wurde am nächsten Tag ausserdem eine weitere tote Bache und der abgetrennte Kopf eines Frischlings gefunden. Das Abtrennen von Köpfen ist verboten.

Wildschweintötungen sollen Profite schützen

Nachdem die Afrikanische Schweinepest (ASP) bereits mehrfach in Polen aufgetreten war, wurde der Erreger 2020 erstmals bei toten Wildschweinen in Brandenburg nachgewiesen. Das Virus befällt ausschliesslich Haus- und Wildschweine. Es verursacht Fieber, Atemprobleme sowie Schwäche und führt in der Regel innerhalb von sieben bis zehn Tagen zum Tod. Für Menschen ist es ungefährlich. Weil der Deutsche Bauernverband finanzielle Einbussen fürchtete, forderte er, Wildschweine verstärkt zu bejagen – als angeblich notwendige Präventionsmaßnahme. In der Folge stieg die Anzahl der getöteten Tiere im Jagdjahr 2019/2020 gegenüber 2016/2017 bundesweit um rund 50 Prozent auf 882.231 Tiere an. Eine verstärkte Bejagung ist jedoch nicht zielführend: Die Seuche wird hauptsächlich durch kontaminierte Speise- und Schlachtabfälle, also durch den Menschen, übertragen und verbreitet. In Tierhaltungsanlagen würde das Virus, wenn überhaupt, durch Landwirte – die oftmals selbst Hobby-Jäger sind – und Arbeiter übertragen. Daher wären Präventionsmassnahmen, zum Beispiel strengere Hygienekonzepte, nur hier sinnvoll.

Der hohe Jagddruck ist zudem kontraproduktiv, da er zum Wachstum der Gesamtpopulation führt. Studien zufolge reagieren Wildschweine mit einer erhöhten Fortpflanzungsrate auf eine intensive Bejagung. Aus diesem Grund steigt die Population seit Jahren an. Wildtierbestände regulieren sich selbst über Nahrungsverfügbarkeit, Klima und Krankheiten. Wissenschaftler konnten beweisen, dass die Geschlechtsreife weiblicher Tiere in bejagten Wildschweinpopulationen früher eintritt und die Geburtenrate steigt.

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