Kunterbunt

Griechenland: Esel und Maultiere weiterhin gequält

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

Ein heute von PETA veröffentlichtes Video zeigt, dass Esel und Maultiere auf der griechischen Urlaubsinsel Santorin nach wie vor als „Esel-Taxis“ missbraucht werden. Obwohl das griechische Ministerium für ländliche Entwicklung die Ritte nach PETAs Appell im vergangenen Jahr für Touristen mit einem Gewicht von über 100 Kilogramm untersagte, müssen die Equiden noch immer teils schwergewichtige Menschen tragen.

Auf den Aufnahmen vom September dieses Jahres ist zu sehen, dass einige Tiere – von den Eselführern teils mit Stockschlägen angetrieben – stolpern und so auch für Spaziergänger zur Gefahr werden; zum Teil flüchteten Touristen auf Mauervorsprünge, um ihnen auszuweichen. Die Tierrechtsorganisation fordert die zuständigen griechischen Politiker nun auch mit einer Onlinepetition auf, das touristische Eselreiten gänzlich zu verbieten.

„Nach wie vor werden in Firá erschöpfte Esel und Maultiere mit blutigen Wunden von früh bis spät die steilen, rutschigen Stufen rauf und runter getrieben. Doch auch für Menschen ist die vermeintliche Touristenattraktion gefährlich: Immer wieder wurden Spaziergänger zur Seite gedrängt, und auch PETAs Augenzeugen mussten den teils unbeaufsichtigten Tieren mehrmals ausweichen, um nicht verletzt zu werden. Wir appellieren an den Gesetzgeber, verantwortungsbewusst zu handeln und diese Ritte endgültig zu verbieten“.

Sylvie Bunz, Special Project Manager bei PETA.

Hintergrundinformation

Die Tierrechtsorganisation deckte bereits 2018 die Missstände der vermeintlichen Touristenattraktion auf. Obwohl der Aufstieg per Seilbahn möglich ist, müssen auch etwa ein Jahr später noch circa hundert Esel und Maultiere mit Touristen auf ihren Rücken mehrmals täglich die mehr als 500 Stufen zur Stadt Firá bezwingen. Zwar legte das griechische Ministerium eine Gewichtsgrenze fest, doch PETAs neue Recherche zeigt, dass sich die Eselführer nicht an die Regelung halten und keine Kontrollen stattfinden. Zudem sind viele Touristen sichtlich mit den Tieren überfordert: Sie rammen ihnen die Fersen in die Flanken, um sie zum Gehen zu bewegen, oder ziehen sie die Stufen runter.

Durch schlecht sitzende und abgenutzte Sättel leiden einige Tiere an schmerzhaften Abschürfungen und Wunden im Bauchbereich. Auch das Zaumzeug ist ungeeignet: Einige Esel und Maultiere haben mit Fliegen übersäte Wunden an den Köpfen. Während die Tiere in der Mittelmeersonne ausharren und auf die nächste Tour warten müssen, verwehren die Halter ihnen selbst essenzielle Dinge wie Wasser, Schatten oder Witterungsschutz. Der europaweit renommierte Pferdeexperte und Sachbuchautor Ingolf Bender verfasste für PETA eine „Tierschutzfachliche Stellungnahme“ zu der Problematik; er kritisiert die durchweg mangelhafte Ausrüstung und betrachtet es als „krass tierschutzwidrig“, die Tiere über mehrere Stunden ohne Futter und Wasser einzusetzen. „Wir appellieren an alle Reisenden, Abstand von vermeintlichen Attraktionen mit Tieren zu nehmen und ihre Reise tierfreundlich zu gestalten“, so Bunz.

Im Gegensatz zu Pferden sind Anzeichen für Schmerz, Angst oder Krankheit bei Eseln nur schwer erkennbar. Sehen sie sich einer potenziellen Gefahr ausgesetzt, verwurzeln sie ihre Füsse am Boden, um die Situation zu analysieren. Häufig wird dieses Verhalten als „Sturheit“ betrachtet, obwohl Esel in solchen Momenten aller Wahrscheinlichkeit nach schlichtweg Angst empfinden.

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.

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