In Frankreich werden nicht nur Rebhühner, Enten oder Wildschweine für die Jagd gezüchtet und ausgesetzt, sondern auch Feldhasen.
Einer Hasenzuchtfarm für die Hobby-Jagd, die sich in Labarthe-Rivière in der Haute-Garonne befindet, wird anhand eines veröffentlichten Videos nun Tierquälerei vorgeworfen. Tierschützer möchten mit der Veröffentlichung diese grausame Zuchtpraxis verbieten.
“Es ist wichtig, diese Praxis so schnell wie möglich zu verbieten“, sagt Pierre Rigaux, der Umweltaktivist und unabhängiger Naturforscher.
In diesem mehr als 2 Minuten langen Videoclip sehen wir Hasen, die in zahlreiche sehr enge Käfige gepfercht sind.
Dank eines Hinweises konnte der Verein Nos viventia Aufnahmen aus dem Inneren des Hofes im vergangenen Mai produzieren.
Wir waren schockiert über die Art und Weise, wie diese Hasen aufgezogen werden. Sie bleiben 3 – 4 Jahre lang in diesen Käfigen, die sehr klein sind. Ihre Beine ruhen ständig auf einem Drahtgitter. Hasen sind Tiere, die viel Platz brauchen und sehr empfindlich auf Stress reagieren. Ihre Lebensbedingungen sind absolut grausam.
Pierre Rigaux
Die Bedingungen in Gefangenschaft sind mit der Lebensweise von Hasen unvereinbar: “Das sind Tiere, die für schnelles Laufen gebaut sind. Sie sind in der Lage, bis zu 6 Meter weit zu springen. Hier können sie nicht einmal einen richtigen Schritt machen, weil der Käfig so klein ist“, erklärt der Aktivist in seinem Video.
Die in Gefangenschaft geborenen Hasen behalten noch einen wilden Charakter. Diese extreme Form der Inhaftierung führt zu abnormen und pathologischen Verhaltensweisen, die als Stereotypie bezeichnet werden, ähnlich wie sie bei Löwen oder Elefanten in Käfigen in Zirkussen beobachtet werden. Sie drehen sich im Kreis und/oder schwingen endlos. Dies ist ein Zeichen für extremes Unbehagen. Diese Tiere werden völlig verrückt.
Nach Angaben des Tierschutzvereins leben auf dieser Farm 300 Hasen. “Sie leben in Zwangspaaren, was zu Verletzungen bei den angegriffenen Weibchen führt. Die Zuchthasen werden jahrelang in diesen Käfigen gehalten und dann ausgetauscht, bevor ihre Produktivität nachlässt. Die Nachkommen aus diesen Verpaarungen sind das “Produkt”, das verkauft wird. Unsere Bilder zeigen Leichen, die nicht alle aus den Käfigen entfernt werden“, so Pierre Rigaux weiter.
Vorwürfe durch den Züchter bestritten
Von France 3 kontaktiert, weist der Hasenzüchter aus Labarthe-Rivière die Vorwürfe der Tierquälerei zurück: “Alle Bauern machen das, es ist die Praxis, Hasen in Käfige zu stecken. Das ist keine Frage der Rentabilität. Er behauptet, dass die Tiere 3 – 4 Monate in den Käfigen bleiben und dann nach draussen kommen, bevor sie an Jagdunternehmen verkauft werden.”
Laut dem Umweltaktivisten werden “junge Hasen je nach Alter für 60 bis 100 Euro verkauft“. Die Kunden sind Jagdgesellschaften in mehreren Departements in Südfrankreich, in der Drôme oder Les Landes. Sie werden von Januar bis August freigelassen, um das zu tun, was Hobby-Jäger “Wiederbesiedlung” nennen: Theoretisch geht es darum, die Populationen zu stärken, indem man den freigelassenen Hasen erlaubt, sich in der Wildnis niederzulassen und sich manchmal zu vermehren. Hinter diesem als ökologisch dargestellten Thema steht das Ziel, sie zu jagen. Es ist nur ein spassiger Zeitvertreib.
Der Hasenzüchter sagt, dass “seine Kunden, die Jäger, ihm immer gesagt haben, dass die Hasen nur zur Regulierung verwendet werden”.
Der Verband des Departements Haute-Garonne erklärt, dass “es der Hasenpopulation sehr gut geht und jedes Jahr Quoten festgelegt werde“.
Auf diese Zuchtpraxis aufmerksam machen
Für Pierre Rigaux und seinen Verein ist das Ziel dieses Videos nicht, “den betreffenden Züchter ins Visier zu nehmen“, sondern die Menschen auf diese in der Öffentlichkeit wenig bekannte Zuchtpraxis aufmerksam zu machen: “Wir wollen so viele Menschen wie möglich darauf aufmerksam machen, den Menschen, die in dieser Gegend leben, sagen, dass diese Art der Zucht existiert”.
In Frankreich ist die Zucht von Hasen für die Jagd gesetzlich erlaubt. “Die Dienste der Präfektur können vor Ort kommen, aber oft passiert nichts. Wir wollen nun, dass sich das politisch ändert und diese Praxis verboten wird.” Pierre Rigaux versichert, dass er sich mit der LREM-Abgeordneten für den 3. Wahlkreis der Haute-Garonne, Corinne Vignon, in Verbindung gesetzt hat, die für den Gesetzentwurf gegen Tierquälerei zuständig ist. Von der Nationalversammlung im Januar bestätigt, muss es noch vom Senat genehmigt werden, damit das Verbot endgültig verabschiedet wird.