Jagd

Friedhof: Aufschrei vor dem Reh-Massaker

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Auf dem grössten Friedhof der Schweiz mit 54 Hektaren sollen Rehe gejagt werden – nun formiert sich Widerstand. Tausende wehren sich im Internet für die Wildtiere auf dem Friedhof Hörnli in Riehen bei Basel.

Da der Friedhof ein Jagdbanngebiet ist, auf dem nicht geschossen werden darf, hat die Gemeinde Riehen ein Abschussgesuch beim Kanton eingereicht. Dieses liegt nun beim Basler Sicherheits- und Justizdepartement und dürfte demnächst beantwortet werden. Sollte das Basler Amt zustimmen, würden die Abschüsse wohl beim Eindunkeln und mit Schalldämpfern erfolgen.

Die Besucher scheuchen die Tiere nicht auf, sondern verhalten sich äusserst ruhig. «Die Rehe vermehren sich grandios», sagt Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei Basel. In den letzten Jahren sei der Bestand von rund 15 auf rund 25 Tiere angestiegen. Sie leben auf dem Friedhof, viele seien dort auch geboren. Der Rehbestand sei auf dem Friedhof somit dreimal grösser als im Wald auf einer entsprechenden Fläche.

So herzig die Rehe aussehen: Sie verursachen grosse Schäden. Einerseits müssten die Gräber jeweils in Stand gebracht werden, andererseits versuche man, die Rehe fernzuhalten, etwa mit Buttersäure, sagt Emanuel Trueb. Die Kosten für alle Abwehr- und Instandhaltungsmassnahmen würden sich mittlerweile auf 100’000 Franken pro Jahr belaufen.

Schon 1934 verzeichnete die Stadt auf dem Hörnli einen überschaubaren Rehbestand der bis anhin noch nie mit brachialer Waffengewalt dezimiert wurde. 2015 sollen sich gar 30 Rehe auf dem Friedhof aufgehalten und 50’000 Franken jährlich an Kosten verursacht haben. Ein Abschuss der Tiere komme laut der Friedhofsverwaltung nicht in Frage. Andere Rehe würden wieder einwandern, hiess es damals.

Schon 2015 löste das Thema Emotionen aus – und schaffte es bis ins Parlament. Es sei aber praktisch unmöglich den Wildtieren den Zugang zum Friedhof abzusperren, erklärte der Regierungsrat damals in der Antwort auf einen besorgten Vorstoss: Dies, da die Tiere eine Umzäunung mit Leichtigkeit überspringen können. Zum Schutz vor Schäden durch Rehwild setze die Friedhofsgärtnerei auf Vergrämung mittels organischer Präparate mit Buttermilch, Blut- und Hornmehl, womit nachweislich Vergrämungserfolge erreicht werden, erklärte der Regierungsrat.

Gänzlich unerwünscht ist es allerdings nicht, dass sich die Natur auf dem Friedhof gesund entwickeln kann: «Der im Grün der Landschaft eingebettete Friedhof soll im Gegensatz zu unseren heutigen, teilweise recht unerfreulichen Begräbnisstätten dem Besucher denjenigen Abstand vom Alltag bringen, der heute in Basel nirgends gefunden wird, den aber viele schwer vermissen», heisst es schon in den Wettbewerbsunterlagen zum Bau des Friedhof Hörnli, Jahrgang 1924: Diese Idee werde dazu einladen, «sich in vermehrter Weise der Pflege der Gräber anzunehmen und zugleich ein Ausflugsziel für Ruhebedürftige und eine Sehenswürdigkeit für Basel bedeuten.»

Der Basler Zoo kennt Geburtenkontrolle für Wildtiere. Wieso ist dies hier auf dem Friedhof nicht möglich?

Sonnthal Carl von der IG Wild beim Wild

Die Immunokontrazeption wird heute angewendet, um Tierbestände in freier Wildbahn oder in Zoos zu begrenzen. Die Immunokontrazeption hat im Gegensatz zu hormonellen Methoden praktisch keine Nebenwirkungen. Bisher sind die immunokontrazeptiven Anwendungen bei über 100 verschiedenen Tierarten erfolgreich getestet worden. Darunter bei wild lebenden Pferden, Hirsche, Wildschweine, Bisons, Eichhörnchen, Hunden, Katzen, afrikanischen Elefanten usw. Studien haben gezeigt, dass so behandelte Hirsche bis 5 Jahre unfruchtbar sind.

Eine Online-Petition, die am Freitag gestartet wurde und für die innert zwei Tagen über 3000 Unterschriften zusammenkamen, fordert: «Kein Reh-Massaker auf dem Basler Friedhof Hörnli», verlangen die Unterzeichnenden in dem Schreiben, das der «Tierschutzverein Hilfe für Tiere in Not» demnächst bei der Basler Staatskanzlei deponieren will.

Jetzt Petition unterschreiben!

Rehe finden auf dem Friedhof Hörnli viel Nahrung – der Bestand nimmt zu. Hier: Reh mit Rehkitz bei Rorbas.

1 Kommentar

  1. Guten Tag
    WIESO nicht ein Touristenmagnet aus der gegebenen Situation wie in NARA der Stadt in JAPAN machen. Da leben die Rehe in und mit den Bewohnern der Stadt. Eine Touristenattraktion!
    Mit freundlichen Grüssen