Nach 100 Jahren Abwesenheit, hat der Wolf seinen Weg nachhause gefunden – nach Rom. Früher gefürchtet, gejagt und fast ausgerottet, kehren die Wölfe in das mit 2.8 Millionen einwohnerstarke Rom zurück. Wissenschaftlern ist es gelungen, zwei junge Wölfe im Naturreservat Castel di Guido zu fotografieren. Die beiden Jungwölfe sind der erste Nachwuchs von Numa und Aurelia, dem ersten stabilen Wolfsrudel in Rom. Numa, benannt nach dem zweiten König des antiken Roms, „wohnt“ bereits seit 2014 in Rom. 2016 fand er seine Partnerin Aurelia. So leben nun mindestens 4 Wölfe in einem Gebiet zwischen einem grossen Flughafen, einer Autobahn und der Mittelmeerküste. In nur wenigen Jahrzenten, hat sich die italienische Wolfpopulation von fast ausgerottet in eine stabile Spezies entwickelt. in jeder Region Italiens (ausgeschlossen Sizilien und Sardinien) gibt es schon mindestens ein Wolfsrudel.
„Diese unglaubliche Neuigkeit verbreitet sich rasch rund um die Welt“, sagt Alessia De Lorenzis.
Der Wolf in urbanen Gegenden: Rom und Mailand
2013 fanden Forscher den ersten Nachweis über die Gegenwart von Wölfen in Castel di Guido, eine Gemeinde Roms. Alessia De Lorenzis (Forscherin und verantwortliche für das Naturreservat Castel di Guido) und ihre Kollegen nannten das Wolfsmännchen Romulus (ital. Romolo). Der Name bezieht sich auf eine Sage Roms, in welcher eine Wölfin zwei Menschenjungen – Romulus und Remus – säugte. Diese haben – laut Mythologie – später Rom gegründet. Mit den beiden Jungwölfen von Romulus und seiner Partnerin gibt es nun ein Wolfsrudel in Rom.
Rom ist nicht die einzige italienische Grossstadt, die den Wolf willkommen heisst. Der Ticino Regional Park, in unmittelbarer Nähe von Mailand, ist der letzte natürliche Biokorridor zwischen den Alpen und den Apenninen. Dort ist ein Wolf in die Fotofalle gegangen.
Die Wölfe von Rom lieben Wildschwein
Gute Neuigkeiten für diejenigen, die Angst um Ihre Nutztierherden haben: Analysen haben gezeigt, dass sich Romolus ausschliesslich von Wildschweinfleisch ernährt. Dies ist ein vielversprechendes Zeichen. Wildschweine sind in dieser Region weit verbreitet und sie verursachen viele Konflikte wegen Schäden in der Landwirtschaft.
Nichtsdestotrotz, raten lokale Behörden den Besitzern von Nutztierherden angemessene Schutzmassnahmen, um Übergriffe von Wölfen auf Herdentiere zu verhindern. Damit können ein grosser Teil von Wolf-Mensch-Konflikten vermieden werden.
Kommunikation ist der Schlüssel zum Schutz des Wolfes
All das sind grossartige Neuigkeiten für den Schutz des Wolfes und für ein ausgewogenes Ökosystem. Es gibt jedoch grosse Herausforderungen bei der Kommunikation. Durch die Nähe des Wolfes zu bewohnten Gegenden, wird sich die Anzahl der Begegnungen von Mensch und Wolf vermehren.
Die Feststellung, dass der Wolf für den Menschen keine Gefahr darstellt ist zwar korrekt – jedoch nicht aussagekräftig genug. Polemik gegen den Wolf könnten sich von „Schäden an Nutztierherden“ und „gerissene Haustiere“ auf die „Sicherheit der Menschen“ entwickeln.
„Die Spezies Wolf ist sehr flexibel was den Lebensraum, die Beute und die Konnektivität betrifft. Auch in stark bevölkerten Gebieten. Das einzige Problem für den Wolf ist das menschliche Verhalten. Die Einstellung der Menschen zum Wolf ist die grosse Herausforderung. Daher wird die Kommunikation immer wichtiger im Schutz für den Wolf. Es braucht dringend eine neue Kommunikationsstrategien.“
Menschen müssen lernen mit dem Wolf zu leben
Wölfe kehren in bevölkerte Gegenden zurück. Die Ansässigen sind sich aber das Leben Seite-an-Seite mit dem Wolf nicht gewohnt. Es wird Geduld und Anpassung fordern. Wie das Zusammenleben und Begegnungen mit Mensch und Wolf aussehen, wird stark von den Entscheidungen der Menschen abhängen. Wie in vielen Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren zu sehen ist, ist es schwierig, die öffentliche Wahrnehmung zu steuern. Die primäre Herausforderung ist das Schaffen einer Willkommenskultur.

“2017 reden alle über den Wolf. Doch nur wenige haben auch nur die kleinste Kenntnis über diese Spezies, vor allem in Gegenden wo der Wolf seit Generationen fehlt.“, sagt Alessia De Lorenzis.
Die Situation in Italien ist ein wichtiges Signal für ganz Europa. Italien hat eine der höchsten Bevölkerungsdichte unter den Ländern in Europa (201 Einwohner per km2). Die Willkommenskultur der Bevölkerung Roms ist daher ein Beispiel eines vorbildlichen Verhaltens.
Die Anti-Wolf-Jägerlobby wird ein düsteres Bild malen und die guten Neuigkeiten aus Italien torpedieren. Sie wird Kinder und alte Menschen als Beute von Romolus und seines Rudels sehen. Ja, sicherlich gar das Ende der menschlichen Zivilisation. Lassen wir sie schreien und jammern! Feiern wir die italienische Warmherzigkeit und die Willkommenskultur des italienischen Volkes!
Übersetzung von: http://wilderness-society.org/the-wolves-return-to-the-city-of-rome/