Kriminalität

Brieftaubensport: Erschöpfung, Hunger und tödliche Kollissionen

Keine andere Sportart in der Schweiz geht derart rücksichtslos mit Tieren um.

Brieftaubensport
Brieftaubensport

Fernab der Oeffentlichkeit, ohne behördliche Kontrolle, werden Brieftauben von Schweizer Züchtern an Sportanlässen im In- und Ausland zu Extremleistungen gezwungen. Eine Recherche des Schweizer Tierschutz STS zeigt: Viele Sporttauben werden tierschutzwidrig gehalten und am Ende einer Flugsaison sind bis zur Hälfte aller Tiere tot.

2015 waren beim Schweizerischen Brieftaubensport-Verband SBV 137 aktive Züchter gemeldet. Diese «produzieren» jährlich rund 25´000 Jungvögel. Einige Züchter halten mehrere Hundert Tauben in ihren Schlägen.

Junge Brieftauben
Junge Brieftauben Foto: Schweizer Tierschutz STS

Die Qualität der Tierhaltung ist dabei äusserst unterschiedlich. Aus Angst vor Greifvögeln oder Dieben halten etliche Taubensportler ihre Tiere den Winter über eingesperrt in dunklen, stickigen Verschlägen ohne die – gesetzlich vorgeschriebene – Aussenvoliere. In grossen Rennställen dürfte zudem nur ein Bruchteil der Vögel regelmässigen Freiflug geniessen, während Dutzende, wenn nicht Hunderte Tiere als blosse Reserve ihr Leben in engen Taubenschlägen fristen.

Bedenklich hohe Verlustraten

Während der Wettkampf-Saison machen sich Taubensportler die «Witwermethode» zunutze: Immer wieder trennen sie die in lebenslanger Einehe lebenden Taubenpaare und setzen einen der Partner in Wettflügen ein, damit er – oder sie – möglichst rasch wieder nach Hause fliegt. 12 bis 14 Mal wird eine Schweizer Brieftaube pro Saison in engen, überbelegten Transportern bis nach Ostdeutschland oder Tschechien verbracht. Bis zu 600 km betragen die Wettkampf-Distanzen, welche die überlebenden Tauben in nur sieben bis acht Stunden zurücklegen. Aber nur ein Bruchteil der Tauben erreicht jemals wieder den Heimatschlag: Je nach Witterung, Flugdistanz und individueller Kondition der Vögel muss mit einer Verlustrate von 10 bis 50% gerechnet werden! Manche der Sporttauben kehren nur verspätet heim – sie werden von Tierfreunden aufgefunden, von Tierheimen aufgepäppelt und dem Eigentümer zurückgebracht, sofern dieser an einer Rücknahme überhaupt noch interessiert ist. Andere kehren nie zurück. Sie sterben an Erschöpfung, Hunger, werden von Greifvögeln geschlagen oder kollidieren mit Stromleitungen. In jeder anderen Sportart mit Tieren würden Wettkämpfe mit derart hohen Verlustraten verboten. Der Taubensport fristet jedoch ein von behördlichen Kontrollen weitgehend ungestörtes Dasein.

Brieftaubensport
Brieftaubensport Foto: Schweizer Tierschutz STS

Inakzeptable Instrumentalisierung von Tieren Aus Sicht des Schweizer Tierschutz STS stellt die militärnostalgisch angehauchte Tradition des Brieftaubensports in seiner heutigen Form eine inakzeptable Instrumentalisierung und Überforderung von Tieren dar. Der STS kritisiert die laschen gesetzlichen Vorschriften bei der Taubenhaltung ebenso wie die fehlende behördliche Kontrolle im Taubensport.

Es gibt keine Rechtfertigung für diese Form der Tier-Ausnutzung. Die aktuelle Form der Brieftaubenzucht und des Brieftaubensports überfordern die natürliche Anpassungsfähigkeit der Tiere. Sie verstossen damit gegen die Grundsätze der Tierschutzgesetzgebung. Mittelfristig soll der Bund mit einer Studie klären, ob der Brieftaubensport überhaupt tierschutzkonform betrieben werden kann oder gänzlich zu verbieten ist.

Quelle: Medienmitteilung Schweizer Tierschutz STS

1 Kommentar

  1. Gertraud Fauner Antwort

    Die Brieftaubensportler sollen sich selbst bewegen und nicht die rechtlose Kreatur benutzen.

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