Hannes Jenny vom Amt für Jagd und Lügen in Graubünden wünscht sich, dass die Bündner Bevölkerung das ganze Jahr über das “Superprodukt” Aas isst.
“Da ist ein Fleischprodukt auf dem Markt, das man mit bestem Wissen und Gewissen essen kann,” fabuliert er in dem Audio-Beitrag.
Sonderjagd
Es ist Tradition, dass die Hobby-Jägerinnen und Jäger die vorgegebenen Abschusszahlen in Graubünden während der Hochjagd nicht erreichen. Die Wildtiere werden später tierquälerisch während der unwaidmännischen Sonderjagd teils im Schnee brutal erlegt. Die Sonderjagd ist immer auch ein unethisches und barbarisches Massaker an Wildtieren. Trächtige, führende Hirschkühe sowie Rehgeissen und ihre Jungen, ganze Sozialstrukturen werden wie in einem Blutrausch ohne Erbarmen zusammengeschossen. Die Bündner Jagd ist schlichtweg kriminell. Nur ist unser Rechtssystem noch nicht soweit, das im Strafrecht zu berücksichtigen.
Sonderjagd ist, wie der Name schon sagt, eine Nachbesserung. Wird eine Nachbesserung zum Regelfall, dann stimmt etwas nicht mit der Wissenschaft, Wildbiologie, Planung sowie Ausführung und dies ist in Graubünden beim Amt für Jagd und Lügen seit 30 Jahren der Fall.
Bestände werden seit Jahrzehnten nicht wirklich reguliert, sondern dezimiert und die Geburtenrate stimuliert. Folge der jetzigen Methoden ist, dass zum Beispiel Rehe und Hirsche noch scheuer werden und ihre tageszeitlichen Aktivitäten vollends in die Nacht verlegen. Dies führt zu vielen Verkehrsunfällen.
Wildtiere stehen in erster Linie den Beutegreifern zu, nicht den Hobby-Jägern, aber Wolf, Luchs und Co. will man ja nicht so richtig. Fallwild will man nicht, den Fuchs auch nicht, der dies beseitigen würde. Füchse werden sinnfrei und planlos wie in einem Wahn abgeschossen. Die Regulierung der Wildbestände erfolgt nicht nach natürlichen wildbiologischen Gegebenheiten, sondern Jägerlatein. Geschützte Arten, wie der Feldhase, Birkhuhn, Schneehuhn und die Waldschnepfe, haben auf der Liste der jagdbaren Arten auch nichts verloren. Jede jagdliche Aktivität ist eine Störung für die gesamte Wildtierpopulation.
Wenige Metzger
Nun gibt es vermehrt das Problem, dass Jagdgruppen während der Sonderjagd nur mit Müh und Not einen Metzger finden, der ihre Tiere kurz vor Weihnachten verwertet, schreibt srf.ch.
Es fehlt an Personal in den Metzgereien. Nicht nur wegen des Weihnachtsgeschäfts, aber auch. Dies hat zur Folge, dass die Sonderjagd abgebrochen werden muss.
Und sonst müssen sie das Tier halt auf dem Küchentisch zerschneiden oder nicht mehr zur Sonderjagd gehen.
Orlando Strub, Präsident Bündner Fleischfachverband und Metzger
Behörden und Studien warnen vor Wildfleisch
Bei Wildliebhabern, wie zum Beispiel Hobby-Jägern und ihren Familien zeigen Studien aus der Schweiz, dass in diesen Haushalten bis zu 90 Portionen Wildfleisch im Jahr verzehrt werden.
Viele wissen gar nicht, dass mehrere Behörden jedoch vor Wildfleisch warnen. Verarbeitetes Wildfleisch sei wie Zigaretten, Asbest, Plutonium oder Arsen krebserregend, erklärt zum Beispiel die WHO.
Bei Wildfleisch besteht zudem eine erhöhte Gefahr an Toxoplasmose, Trichinellose, Sarkosporidiose, Zystizerkose, Taeniose, Echinokokkose oder an larvale Alariose zu erkranken, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung.
Wildfleisch ist weniger lang haltbar, als Fleisch von geschlachteten Nutztieren. Mehrere Faktoren verursachen den schnelleren Verderb: das fehlende Ausbluten, der verzögerte Eintritt in die Kühlkette und ungünstige hygienische Bedingungen.
In Kanada ist es in der Regel verboten, Wildfleisch vom Hobby-Jäger in Restaurants oder Geschäften zu verkaufen, weil es eher als Gift bewertet wird als ein Nahrungsmittel.
Das Wort Aas bezeichnet ursprünglich auch den toten Körper eines Tieres, dass nicht durch rituelle Schlachtung getötet wurde. Nach dem Tod beginnt unmittelbar in verschiedenen Stufen der Verwesungsprozess.
Nur, weil der Mensch alles essen bzw. fressen kann, heisst dies nicht, dass er ein Mülleimer ist, der alles in sich aufnehmen soll. Das Essen des Homo sapiens ist laut Studien seit je hauptsächlich pflanzlich geprägt. Fleisch wurde eher nur in Notzeiten zum Überleben verarbeitet. Der Fleischanteil unserer Vorfahren war bei rund 5 %. Darauf deuten viele anatomische und physiologische Merkmale im heutigen Menschen hin.
Für die IG Wild beim Wild ist Tierschutz immer auch Menschenschutz.
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