Umwelt

Wer ernährt die Welt wirklich?

Das Versagen der Agrarindustrie und die notwendige Wende zur Agrarökologie.
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Agrarökologie versus Agrarindustrie – Wer ernährt die Welt wirklich?

In dieser Abrechnung der Wissenschaftlerin und Aktivistin Vandana Shiva wird eindrucksvoll dargelegt, wie die Agrargrossindustrie mit Chemie und Gentechnik den Planeten plündert, die Lebenswelt zerstört und unsere Gesundheit untergräbt.

Und sie zeigt faktenreich und sachkundig auf, wer wirklich unsere Nahrungsgrundlage sicherstellt und wie wir den Hunger besiegen und unsere Nahrungssicherheit wieder herstellen können.

Einerseits stammen nur 30 % der von den Menschen verzehrten Lebensmittel aus industriellen Grossbetrieben, 70 % aus kleinen, biologisch vielfaltigen Betrieben. Andererseits werden 75 % der ökologischen Zerstörung unseres Bodens, unseres Wassers und unserer biologischen Vielfalt durch industrielle Anbaumethoden verursacht. Und 40 % der Klimaverwüstung, die wir heute erleben, ist auf die globalisierte industrielle Landwirtschaft zurückzuführen.

Das heisst: Die industrielle Landwirtschaft wird, bis sie auch nur 40 % unserer Nahrungsmittelversorgung bereitstellen kann, 100 % unserer ökologischen Lebensgrundlage zerstört haben. Dies ist ein Rezept fur unser Aussterben, nicht für die Ernährung der Welt.

Der biologische Anbau in landwirtschaftlichen Betrieben und Garten muss überall zur planetarischen Mission werden. Wir müssen fur ein Ernährungs- und Landwirtschaftssystem innovativ tätig werden, das die Erde, unsere Gemeinschaften, unsere Städte und unsere Gesundheit regeneriert. Das ist Agrarökologie.

Die Agrarindustrie braucht 10 Energieeinheiten, um 1 Energieeinheit Nahrung zu erzeugen. Die Agrarökologie braucht 1 Energieeinheit, um 10 Energieeinheiten Nahrung zu erzeugen. Fragt man da noch, was wirtschaftlich ist?

Die Ernährung der Weltbevölkerung wirft einige der grundlegendsten Fragen unserer Zeit auf. Die Ernährungsfrage wird zu einer ethischen Frage über unsere Beziehung zur Erde und zu anderen Arten; darüber, ob wir das Recht haben, andere Arten auszurotten oder grossen Teilen der Menschheitsfamilie sichere, gesunde und nahrhafte Lebensmittel vorzuenthalten. Sie wird zu einer Frage darüber, ob die Menschen als Mitglieder der Erdengemeinschaft leben werden oder sich selbst zum Aussterben verurteilen, indem sie die ökologischen Grundlagen der Landwirtschaft zerstören. Sie wird zu einer kulturellen Frage: über unsere Ernährungsweisen, unsere Identität und unser Heimat-und Verwurzelungsgefühl.

Die Ernährung der Menschen ist eine Frage der Erkenntnis: Wollen wir weiterhin ein destruktives, reduktionistisches, mechanistisches Paradigma pflegen und Saatgut und Boden als tote Materie und blosse Maschinen sehen, die manipuliert und vergiftet werden können? Oder wollen wir Saatgut und Boden als lebendige, sich selbst organisierende, sich selbst erneuernde Systeme betrachten, die uns ohne den Einsatz von Chemikalien und Giften Nahrung geben können?

Folgender Titel ist soeben im Neue Erde Verlag, Saarbrücken, erschienen und ab sofort im Buchhandel erhältlich:

Vandana Shiva Wer ernährt die Welt wirklich? – Das Versagen der Agrarindustrie und die notwendige Wende zur AgrarökologieKlappenbroschur, 256 Seiten – ISBN 978-3-89060-798-6

https://shop.neueerde.de/Neuerscheinungen/Wer-ernaehrt-die-Welt-wirklich.html

In diesem Buch zeigt die renommierte Autorin und Wissenschaftlerin Dr. Vandana Shiva, dass eine biologische, regenerative und langfristig nachhaltige Landwirtschaft möglich und notwendig ist und beleuchtet das Thema aus einem internationalen Kontext heraus, im Hinblick auf die weltweite Situation und auf eine globalisierte Agrarindustrie, die ohne Zweifel bereits Spuren auf unserem Planeten hinterlassen hat.

Das Buch ist ein radikales, fachlich fundiertes und leidenschaftliches Manifest für die Agrarökologie und ein hilfreiches Kompendium für alle Verfechter und Beschützer einer gesunden, biologischen und nachhaltigen Landwirtschafts- und Esskultur.

Einige Zahlen und Fakten aus dem Buch

  • Nur 10 % des weltweit angebauten Mais und Soja landen auf unseren Tellern, der Rest wird für Biokraftstoffe und Futter für die Massentierhaltung verwendet.
  • 75 % der weltweiten Ressourcen (Wasser, Böden, biologische Vielfalt) werden durch die Agrarindustrie verbraucht, die aber nur knapp 30 % der globalen Nahrungsmittel erzeugt.
  • 70 % der weltweit angebauten Nahrungsmittel werden hingegen immer noch von Kleinbauern und -bäuerinnen produziert.
  • 93 % der agrarisch genutzten Pflanzenvielfalt wurde durch die industrielle Landwirtschaft zum Aussterben gebracht.
  • Für die Herstellung von 1 kg synthetischem Dünger wird das Energieäquivalent von zwei Litern Diesel benötigt. Das entsprach im Jahr 2000 191 Milliarden Litern Diesel und wird Prognosen zufolge bis 2030 auf 277 Milliarden Liter steigen.
  • Die meisten der heute auf dem Markt verkauften Pestizide sind Nervengifte, wobei nur ein Prozent des versprühten Pestizids auf Zielorganismen wirkt, der Rest breitet sich im Ökosystem aus und wirkt auf alles.
  • Der Chemikalieneinsatz „Grüne Revolution“ hat in Indien dermassen viele Krebsopfer unter den Bauern verursacht, dass für sie eine ganze Zuglinie eingerichtet wurde, um sie von Punjab zur Behandlung in einen anderen Bundesstaat zu bringen.
  • Diese „Grüne Revolution“ wurde auch nach Afrika importiert, mit einer Finanzierung von 1 Milliarde Dollar, doch sie bewirkte genau das Gegenteil vom erklärten Ziel: Der Hunger in Afrika ist seitdem um ca. 30 % gestiegen.
  • Im Gegensatz zu oft wiederholten Behauptungen, dass die heutigen gentechnisch veränderten Nutzpflanzen den Einsatz von Pestiziden verringern, hat die Ausbreitung glyphosatresistenter Unkräuter in herbizidresistenten Unkrautbekämpfungssystemen zu einem erheblichen Anstieg der Anzahl und des Volumens der eingesetzten Herbizide geführt.
  • Heute gehen den weltweiten Agrarsystemen jedes Jahr 24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Böden verloren. Tatsächlich geht der Boden zehn- bis vierzigmal so schnell verloren, wie er auf natürliche Weise wieder aufgefüllt werden kann. Mit der Degradierung verlieren die Böden ihre Speicherfunktion für Kohlenstoff, was erhebliche Klimaschäden verursacht.