Die Tragödie ereignete sich im Gebiet um die Gemeinde Apricale in Ligurien. Ermittler untersuchen aktuell noch den Vorfall, doch nach ersten Erkenntnissen verwechselte der Hobby-Jäger den 19-Jährigen mit einem Wildschwein.
Ein 19-jähriger Nathan Labolani aus Ventimiglia war – so die erste Vermutung – mit seinen Hunden spazieren, als er an einem Schuss in den Bauch, der von einem Hobby-Jäger bei einer Wildschweinjagd auf dem Gebiet von Apricale abgefeuert wurde, verstarb. Demnach verwechselte der Hobby-Jäger den jungen Mann mit seiner Beute und feuerte einen Schuss mit seinem Karabiner aus 20 Meter Entfernung ab. Die Kugel bohrte sich durch seinen Arm und blieb im Bauch stecken, was schwere innere Verletzungen und eine Blutung zur Folge hatte, die sich als tödlich herausstellte.
Die Tragödie ereignete sich gegen 8:00 Uhr Sonntagmorgen.
Der Hobby-Jäger befindet sich momentan auf einem Polizeiposten, wo er von den Carabinieri über den Vorfall befragt wird.

Carabinieri, Feuerwehr, Alpenrettung, medizinische Personal und das Blaue Kreuz wurden aufgeboten. Ein Notfallhubschrauber wurde ebenfalls von Cuneo alarmiert, der das medizinische Team direkt an den sehr unzugänglichen Ort brachte, aber ohne Erfolg: Der junge Mann starb kurz nach ihrer Ankunft.
Was folgten, waren Schreie, Tränen und Szenen unendlicher Verzweiflung. Sanitäter und Feuerwehrleute mussten in Apricale den weinenden Vater des 19-Jährigen vom verzweifelten Todesschützen, der mit einer Anklage wegen fahrlässiger Tötung rechnen muss, trennen.
Die Jagdsaison 2018/2019 soll aus Gründen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit sofort eingestellt werden. Dies fordert die National Animal Protection Agency (ENPA) nach der Tötung des Spaziergängers bei der Regierung.
„Es ist jetzt unbestritten, dass es in unserem Land einen Sicherheitsnotstand gibt, dass dieser Notfall mit der Ausübung der Jagd zu tun hat. Der Tod des 19-Jährigen, zu dessen Familie wir unsere Solidarität bekunden, ist nur die Spitze des Eisbergs einer Praxis, die jährlich Millionen von Tieropfern und Dutzende von menschlichen Opfern verursacht, selbst unter den Jägern selbst. Die Situation ist ausser Kontrolle geraten „.
Die Jagd ist auch die einzige Sportart, welche Menschen verletzt und tötet. Wie jedes Jahr, hat der Verband der Jagdopfer in Italien, welcher seit dem Jahr 2007 aktiv ist, am Ende der Jagdsaison (31. Januar) ein Dossier mit den Jagdwaffen-Opfern zusammengestellt.
Nachstehend die Daten der Jagdsaison (2017/2018)
- Zivile Nichtjäger: 34, davon 24 verletzt und 10 Tote
- Jäger: 81, davon 60 verletzt und 20 Tote
- Total 85 Verletzte und 30 Tote.
- 3 Opfer waren minderjährig, davon 2 verletzt und 1 getötet.

Am meisten Jagdunfälle sind in der Region Kampanien im Südwesten von Italien mit 15 Opfern zu verbuchen. Gefolgt von der Toskana, Lazio und Puglia. Nicht bekannt ist die Anzahl der getöteten Haustiere und geschützten Wildtiere; darunter Wölfe, Bären und Greifvögel. Hinzu kommen gefährliche Schussabgaben unweit bewohnter Siedlungsgebiete und Tonnen von Bleirückstände der Jagdmunition auf dem Lande oder Hobby-Jäger, welche auf Tiere schiessen, die vor Waldbränden flüchten.
In den vergangenen 10 Jahren sind bei Jagdunfällen Total 218 Menschen ums Leben gekommen, 807 weitere wurden verletzt.
Die italienische Regierung will nun an Sonntagen die Jagd verbieten. Damit will sie die zunehmende Zahl von Jagdunfällen bekämpfen, die allein in diesem Jahr schon 22 Todesopfer und 77 Verletzte gekostet haben.
Die Ex-Tourismusministerin und Forza Italia-Parlamentarierin, Michela Brambilla, urgierte die Verabschiedung eines Gesetzesentwurfs zum totalen Jagdverbot, das im Parlament bereits vorliegt (Wild beim Wild informierte).
Trotz der vielen Opfer ist die Zahl der Jäger seit 2000 von 801.000 auf 570.000 gesunken. Das liege vor allem an den immer teureren Jagdlizenzen, berichteten Experten laut Medienangaben.
Update 3.10.2018
Neben dem tödlich getroffenen Nathan Labolani stellten die Carabinieri ein Gewehr und 50 Stück Munition sicher. Laut einer Rekonstruktion war der 19-Jährige, der selbst keinen Waffenschein und Jagdausweis besitzt, am Sonntagmorgen als Wilderer auf der Jagd gewesen und hatte sich gleich wie seine „amtlichen Jagdkollegen“ auf der Suche nach Wildschweinen ebenfalls auf die Lauer gelegt. Aus Angst vor Entdeckung hatte Nathan Labolani nicht auf die Zurufe geantwortet und war hinter einem Busch geblieben, als der tödliche Schuss abgefeuert wurde. Letzteres Detail würde zum Fundort von Labolani – die Rettungskräfte fanden den 19-Jährigen versteckt hinter Buschwerk – passen. Die Carabinieri und der zuständige Staatsanwaltschaft ermitteln weiterhin, um alle Hintergründe und den genauen Ablauf der Tat aufzuklären.