Umwelt

Hessen: Landtagswahlprogramm der Parteien zur Jagd

Wenn die Politiker und insbesondere die Grünen sich von den Hobby-Jägern und von ihren brutalen Methoden nicht ausreichend distanzieren, wird Deutschland immer mehr – um die Ziele für die Meisterung der Klimakrise mit dem Wald – der Brutalität und Skrupellosigkeit der Jägerschaft ausgeliefert sein und sich damit abfinden müssen.

Während die Wahl-Programme zur Jagd von CDU, SPD, FDP, Die Linke und AfD für die LTW Hessen 2023 längst vorliegen, ist das Programm von Bündnis 90/Die Grünen Hessen zuletzt erschienen.

Für den Bereich Jagd ist das CDU-Programm noch schlimmer als zu erwarten war. Eigentlich könnte man vermuten, dass dieses Programm direkt vom Landesjagdverband Hessen aufgestellt worden wäre.

FDP

Das Jagdrecht soll weiterhin Vertrauen in die Sachkunde und das selbst bestimmte Handeln von Jägerinnen und Jägern setzen sowie das Recht am Grundeigentum achten. Neben den berechtigten Interessen einer naturnahen Waldbewirtschaftung und der dafür notwendigen Regulierung der Wildbestände wollen wir auch zum Schutz gesunder Populationen räuberische und invasive Arten kontrollieren. Jägerinnen und Jäger leisten eine wertvolle Arbeit für die Gesellschaft. Wir lehnen es folglich ab, durch bürokratische Hürden, praxisfremde Verordnungen, unsachgerechte Abschusspläne oder Generalverdachte die Ausübung des Jagdhandwerkes zu erschweren. Gleichzeitig erkennen wir ausdrücklich an, dass Jägerinnen und Jäger nach einer umfangreichen und fundierten Ausbildung und einer staatlich vorgeschriebenen und anspruchsvollen Prüfung staatlich anerkannte Naturschützer sind. Jägerinnen und Jäger haben eine Fürsorgepflicht für ihr Revier, sie investieren private Mittel sowie Zeit in den Artenschutz, in Biotoppflege und die Erhaltung eines gesunden Wald- und Wildbestandes. Wir bekennen uns ausdrücklich zum Revierjagdsystem, das eine nachhaltige Form der Jagdausübung erst ermöglicht.

Um der genetischen Verarmung des Rotwildes entgegenzuwirken, sprechen wir uns gegen die Isolation in Rotwildgebieten und für regional übergreifende und zusammenhängende Rotwildregionen aus, z. B. durch Grünbrücken, die eine gesunde Population ermöglichen.

Das Jagdrecht ist in seiner heutigen Form als Ausfluss von freiheitlichen Bestrebungen seit 1848 an das Grundeigentum gebunden. Für uns Liberale ist das Recht am Eigentum einer der Kernwerte unserer Gesinnung und genießt in Deutschland grundgesetzlichen Schutz. Die Jagdpolitik muss sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren und darf nicht ideologischem oder populistischem Aktionismus geopfert werden.

Das unkontrollierte Wachstum der Wolfspopulation in Hessen ist nicht mit der Weidetierhaltung vereinbar. Mit Blick auf die Wildtiere und ihre natürlichen Wanderwege ist es nicht wünschenswert, immer höhere Zäune zu bauen. Der günstige Erhaltungszustand des Wolfs ist aus unserer Sicht in Hessen längst erreicht. Wir setzen uns für ein aktives Bestandsmanagement des Wolfs in Hessen ein, sobald der Bund die rechtliche Möglichkeit, wie bereits angekündigt, geschaffen hat. Dazu ist es zunächst notwendig, ein realistisches Bild über die in Hessen sesshaften Wölfe zu erhalten. Wir wollen das Wolfsmonitoring in Hessen professionalisieren und eine Populationsstudie in Auftrag geben. Problemwölfe müssen als solche benannt werden. Ihre Entnahme ist rechtlich bereits jetzt möglich.

Wir begrüßen, dass inzwischen wieder Biber in Hessen leben. Da, wo es zu Konflikten zwischen Biber sowie Landwirtschaft und Fischzucht kommt, wollen wir Präventivmaßnahmen fördern und Ausgleichszahlungen ermöglichen. Eine Entnahme von Bibern bei hohen Schäden muss zukünftig möglich sein.

Saatkrähen verursachen mittlerweile ernstzunehmende Schäden an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Im Gegensatz zu Rabenkrähen ist eine reguläre Bejagung aufgrund des europarechtlichen Schutzes der Saatkrähe nicht möglich. Bei akuten wirtschaftlichen Schäden durch Saatkrähen wollen wir Ausnahmegenehmigungen zum Abschuss unbürokratisch ermöglichen. Darüber hinaus setzen wir uns für Ausgleichszahlungen für betroffene Landwirte ein, die wirtschaftliche Schäden durch Saatkrähen in Kauf nehmen mussten.

CDU

Wir stehen zur Jagd als Kulturgut und wichtigem Beitrag zu Umwelt-, Natur- und Artenschutz. Wir werden gemeinsam mit der Jägerschaft für die Bedeutung der Jagd werben.

Wir wollen die Zusammenarbeit mit der hessischen Jägerschaft intensivieren und die Selbstverwaltungsverantwortung des Landesjagdverbandes stärken. Um dem kooperativen Ansatz „Wald mit Wild“ gerecht zu werden, suchen wir den Ausgleich zwischen Interessen der Jägerschaft und der Waldeigentümer.

Die Ausbildung und das Prüfungswesen von Jägern werden wir in Selbstverantwortung der Jägerschaft belassen und die Nachwuchsgewinnung stärken. Dazu werden wir unter anderem die Erlangung des Jagdscheins und die Ausbildung zum Jagdaufseher im Rahmen des Anspruchs auf Bildungsurlaub ermöglichen.

Das Hessische Jagdgesetz hat sich bewährt und wird in seinen Grundsätzen nicht verändert.

Wir werden zum besseren Schutz von Bodenbrütern und Singvögeln die Schonzeiten für Fuchs und Waschbär unter Berücksichtigung des Elterntierschutzes aufheben, und angemessene Jagdzeiten für die Prädatoren (wie Baummarder, Iltis, Wiesel usw.) vorsehen.

Zum Schutz vor der Schweinepest und zur Prävention vor Schäden in der Landwirtschaft muss das Schwarzwild ganzjährig bejagbar sein. Für die Schwarzwildjagd werden wir zudem die Nutzung von Nachtsicht- und Nachtzieltechnik ermöglichen.

Die Schalenwildrichtlinie werden wir so weiterentwickeln, dass passgenaue und kooperative Lösungen der Hegegemeinschaften vor Ort für eine nachhaltige und waldverträgliche Bestandsregulierung möglich sind.

Grundsätzlich muss durch die Jagd die Wilddichte so gesteuert werden, dass eine Naturverjüngung stattfinden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es neben der Jagd aber auch begleitender Maßnahmen zur Schaffung von Rückzugsräumen und zur Vermeidung von unnötigen Beunruhigungen des Schalenwilds.

Wir werden mehr zum Erhalt der Rotwildbestände in Hessen tun. Insbesondere ist ein besserer Austausch zwischen den Rotwildgebieten erforderlich. Querungshilfen, Biotopvernetzung und jagdliche Maßnahmen müssen hier zusammen gedacht werden.

Wir werden zum Zweck der Schadensverhütung und Bestandsregulierung die Jagdzeiten für Federwild (Gänse, Rabenkrähe, Elster) erweitern.

Wir treten für die Beibehaltung des einheitlichen Reviersystems ein und werden alle Anstrengungen unternehmen, soweit grundrechtlich möglich, keine jagdrechtlich stillgelegten Gebiete zuzulassen. Die Jagdausübung in stillgelegten Waldflächen wird nicht eingeschränkt.

Wir erhalten die bewährte Struktur der Hegegemeinschaften und sorgen dafür, dass sie ihre Aufgaben in kooperativer Weise erfüllen können.

Der Wolf ist in Deutschland inzwischen angesiedelt und keine gefährdete Art mehr. Für eine Koexistenz und die Akzeptanz der Bevölkerung ist es erforderlich, Menschen und Weidetiere wirksam vor Übergriffen zu schützen.

Wir setzen uns dafür ein, dass die Bundesregierung dieser Tatsache Rechnung trägt und umgehend bei der EU beantragt, den Wolf in Anhang V der FFH-Richtlinie zu überführen.

Sobald der Bund die nötigen rechtlichen Grundlagen geschaffen hat, werden wir den Wolf in das Jagdrecht übernehmen und eine aktive Bestandsregulierung ermöglichen.

Die bisher durch das Naturschutzrecht eng begrenzten Möglichkeiten zur Entnahme einzelner Problemtiere werden wir nutzen, um Menschen und Weidetiere besser vor Übergriffen zu schützen. Die sonstigen Präventionsmaßnahmen und die Förderung von Weidetierhaltung werden wir weiter verstärken.

Um eine effiziente Steuerung der Bestände und eine praktikable Schadensprävention zu ermöglichen, müssen auch Biber und Kormoran in die Liste der jagdbaren Wildtierarten aufgenommen werden.

SPD

Wir erkennen die Jagd als nachhaltige Nutzungsform an und wollen sie weiterhin stärken. Wir freuen uns über die Rückkehr von einstmals ausgerotteten Tierarten und werden ihre Ausbreitung durch präventive Massnahmen und einen fairen Ausgleich von Schäden begleiten.

Die Linke

Jagd einschränken: Invasive Arten, wie der Waschbär, sollen nicht pauschal der Bejagung unterliegen. Arten, die bereits weit verbreitet sind und räumlich negative Auswirkungen auf das Ökosystem haben, sollen, wenn möglich, durch non-letale Massnahmen vergrämt werden. Die unsägliche Regelung im hessischen Jagdgesetz, die den Abschuss von Katzen und Hunden erlaubt, muss abgeschafft werden. Unabhängige Monitoring-Verfahren zur Erfassung der Bestandszahlen und Besatzdichten sowie zur Evaluierung jagdlicher Massnahmen wären ein Schritt in Richtung kritischer wissenschaftlicher Beobachtung der Jagd. Jagd als Freizeitvergnügen muss verboten werden. Die Ausbildung von Jagdhunden zur Baujagd in sogenannten Schliefanlagen (künstlich angelegter Fuchsbau) mit lebenden Füchsen muss verboten werden.

AFD

Jagd als ökologisches Handwerk wird als legitime Form der Naturnutzung gefördert und erhalten. Die AfD versteht Jagd als notwendiges Regulativ aufgrund wildbiologischer Erkenntnisse und land- bzw. forstwirtschaftlicher Erfordernisse im Sinne des gestaltenden Naturschutzes. Die Bindung des Jagd rechts an Grund und Boden wird nicht infrage gestellt.

Tierschutzpartei

Die Tierschutzpartei sieht im Töten wild lebender Tiere grundsätzlich keine geeignete Verfahrensweise, um ökologische Stabilität herzustellen oder aufrechtzuerhalten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Jagd unsere Restnatur dauerhaft in ihrem Bestand schädigt. Sie zerstört Tiergemeinschaften, destabilisiert natürliche Gleichgewichte, neurotisiert wild lebende Tiere und zwingt sie in artuntypische Verhaltensweisen (z.B. Nachtaktivität durch hohen Jagddruck, unnatürliche Tierkonzentration an Futterstellen). Jagd führt zu enormem individuellen Stress und missachtet vorsätzlich die grundlegendsten Bedürfnisse der betroffenen Wildtiere. Dass darüber hinaus der Jagd nicht jene ökologische Bedeutung zukommt, die ihr von Jägerseite aus immer wieder zugesprochen wird, ist für jede einzelne Tierart anhand wissenschaftlicher Untersuchungen belegbar.

Wir setzen uns für die vollständige Abschaffung der Jagd und des Jagdtourismus ein. Die Situation in langfristig jagdfreien Gebieten zeigt, dass ein Jagdverbot nicht nur für Natur und Tierwelt positive Folgen hat, sondern es außerdem den Menschen erleichtert, ein positives Verhältnis zur Mitwelt zu gewinnen. Ziel ist es daher, aus ethischen Gründen einerseits, aus ökologischen Überlegungen andererseits die Jagd generell zu verbieten, das Bundesjagdgesetz mitsamt den Landesjagdgesetzen abzuschaffen und die aus diesen Bereichen kommenden Fragestellungen in die Natur- und Tierschutzgesetzgebung einzugliedern.

Für die Vergabe von Mitteln zur Entwicklungshilfe ist die uneingeschränkte Beachtung und Durchsetzung internationaler Tierschutzabkommen seitens der unterstützten Länder zu einer notwendigen Voraussetzung zu machen. Jegliche Förderung mit Hilfe von Geldern für die wirtschaftliche Zusammenarbeit, die die Unterstützung oder Etablierung der Trophäenjagd in einem bestimmten Land vorsehen, ist abzulehnen und zu streichen.

Grüne

Wir brauchen ein modernes ökologisches Jagdgesetz. Dabei wollen wir dem Tierschutz, dem Klimaschutz und dem Umweltschutz in der Jagd ihre angemessene Bedeutung verschaffen. Wir wollen die Bejagung bestandsgefährdeter Tierarten beenden. Die Bejagung des Schalenwildes muss sich konsequent an der Tragfähigkeit der Lebensräume orientieren. Daher setzen wir auf ein konsequentes Monitoring der Schadenswirkung durch hohe Populationsdichten von Wild. Wir wollen die Abschusspläne für das Rehwild abschaffen und die Hegegemeinschaften in die Verantwortung für die natürliche Verjüngung des Waldes und die Entwicklung klimastabiler Wälder nehmen.

So viel zu den deutschen Politikern, die immer auch von einer mächtigen und einflussreichen Hobby-Jäger-Lobby konditioniert werden.

Sie können mit Barmherzigkeit allen Tieren und unserem Planeten helfen. Wählen Sie Mitgefühl auf Ihrem Teller und in Ihrem Glas. Go Vegan.

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