Das Forschungsverbundprojekt ZOWIAC untersucht, wie neonative Arten die biologische Vielfalt bedrohen und welche Krankheiten sie auf Menschen oder Tiere übertragen können.
Der Landesjagdverband Hessen e.V. und der Landesjagdverband Bayern – Bayerischer Jagdverband e.V. unterstützen unter anderem das Projekt ZOWIAC, unter der Leitung von Prof. Dr. Sven Klimpel, mit viel Geld. Geld von Wildtierkillern anzunehmen, ist natürlich immer ein Tanz auf der Rasierklinge, zeugt aber auch von einer geringen moralischen Hygiene.
Nun hat der Deutscher Jagdverband e. V. dazu eine Pressemeldung gestreut.
Waschbär hat gravierenden Einfluss auf Amphibien
Die Goethe-Universität Frankfurt forscht an gebietsfremden invasiven Arten. Das Projekt ZOWIAC umfasst Wildbiologie und Genetik gleichermaßen. Norbert Peter erläutert im DJV-Interview erste Ergebnisse.
Norbert Peter forscht an der Goethe-Universität Frankfurt und ist einer der Leiter des durch die Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten, bundesweiten Großprojektes ZOWIAC. Das steht für Zoonotische und Wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren. Im DJV-Interview erläutert Peter unter anderem, welche Auswirkungen gebietsfremde Arten haben, welche Rolle dabei der Waschbär spielt und wie Jäger das Forschungsprojekt unterstützen können.
DJV: Was ist das Ziel des Projektes ZOWIAC?
Norbert Peter: Das Ergebnis unserer Forschung sind aktuelle, fundierte und abgesicherte Daten auf Bundesebene. Wir untersuchen beispielsweise das Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung sowie für Nutz- und Haustiere, das zum Beispiel von Waschbär, Marderhund oder Goldschakal ausgeht. Wir können auch deren Auswirkungen auf heimische Arten und Ökosysteme besser abschätzen. Zugrunde liegt ein systematisches Monitoring assoziierter Krankheitserreger und Pathogene. Auch die räumliche Ausbreitung der Arten untersuchen wir und nutzen aktuelle Analysemethoden, wie Metabarcoding von Magen- und Kotproben, sowie Telemetrie zum Raum-Zeit-Verhalten der Raubsäuger.
Wie hat sich die Parasitenfracht verändert?
Ein gutes Beispiel ist der Waschbärspulwurm, eine mit dem Waschbären nach Europa eingeschleppte Parasitenart. Der Fadenwurm ist auf den Menschen übertragbar. Seine Eier werden über den Waschbärkot ausgeschieden und verbreitet. Gerade in Städten geht vom Waschbären so eine potentielle Gefahr für die menschliche Gesundheit aus. Für den Waschbärspulwurm konnten wir in unseren Proben hohe Befallshäufigkeiten (Prävalenzen) von über 90 Prozent feststellen. In der Literatur liegt dieser Wert bisher deutlich darunter. Waschbären sind auch Wirte für bestimmte Viren, die Tollwut und Staupe auslösen. Das Erregerspektrum des Marderhundes ähnelt dem des Waschbären, zusätzlich gilt er als Endwirt des Fuchsbandwurmes.
Welche Auswirkungen haben invasive Arten auf die Artenvielfalt – gibt es dazu schon Ergebnisse?
Wir haben lokal gravierende Auswirkungen des Waschbären auf Amphibien, wie die Erdkröte, nachgewiesen – diese sind sogar bestandsbedrohend. Das gilt ganz besonders für Regionen mit wenigen isolierten Laichgewässern, wie alten Steinbrüchen, und gleichzeitig hoher Waschbärdichte. Unsere konkreten wissenschaftlichen Ergebnisse werden wir demnächst veröffentlichen.
Wie genau kann der Waschbär zum Beispiel Erdkröten gefährlich werden, die sogar Giftdrüsen auf der Haut besitzen?
Im Rahmen von ZOWIAC konnten wir für bestimmte Amphibienlaichgewässer nachweisen, dass Waschbären sich regelrecht auf diese Nahrungsquelle spezialisieren: Sie nutzen geschickt ihre Vorderextremitäten und häuten die Erdkröten. Damit sind die Giftdrüsen unschädlich, und die Beute wird von hinten her aufgefressen. Wir konnten mit neuartigen DNA-Analysen des Mageninhalts auch erstmals nachweisen, dass der Waschbär die stark gefährdete und unter strengem Schutz stehende Gelbbauchunke als Nahrungsquelle regional nutzt.
Wie können Jäger das Projekt ZOWIAC unterstützen?
Aktuell erforschen wir, ob Arten wie Waschbär und Marderhund auch als Reservoir für unterschiedliche Viren fungieren können. Hierzu benötigen wir tatkräftige Unterstützung von Jägern, um Blutproben von Marderhund und Waschbär für unsere Analysen zu erhalten. Weiterhin benötigen wir für das Projekt tiefgefrorene Marderhunde und Minke – ab etwa einem Dutzend Tiere holen wir diese auch ab.
Wie sieht es mit weiteren Projekten aus?
Wir sind dankbar für Hinweise, wenn sich negative Auswirkungen von invasiven auf sensible heimische Arten abzeichnen. Dann können wir gemeinsam mit den regionalen Jagd- und Naturschutzverbänden maßgeschneiderte Projekte erarbeiten. Wenn genügend Proben vor Ort genommen werden können, entwickeln wir gemeinsam eine Projektskizze und prüfen die Machbarkeit. Wissenschaftliche Daten aus möglichst vielen Gebieten sind enorm wichtig, um den Einfluss von Waschbär, Marderhund oder Mink auf die heimische Artenvielfalt zu belegen. Weitere Informationen zu unserem Forschungsprojekt gibt es ab Januar 2022 im Internet unter http://www.ZOWIAC.eu. Dann gibt es auch die ZOWIAC-App im Play-Store. Damit können Funde und Sichtungen der untersuchten Arten direkt an uns gemeldet werden.
Aus dem Umfeld des Prof. Dr. Sven Klimpel und Norbert Peter ist zu erwarten, dass diese Gruppe ihre Ergebnisse immer wieder öffentlichkeitswirksam vorstellen wird, weil sie sich weitere Aufträge und Finanzierung auch von den Jagdverbänden erhoffen.
Das Forschungsverbundprojekt ZOWIAC steht für „Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren“.
Das Budget des Projektes Zowiac beträgt bis anhin mindestens eine Dreiviertelmillion Euro. Es ist klar, dass Herr Klimpel und Co. den Hobby-Jägern die gewünschten Ergebnisse liefern muss. Somit ist auch die wissenschaftlich wichtige Neutralität seiner Forschungsaktivitäten kaum gewährleistet.
Massgebend für den Waschbären sind aktuell die verschiedenen, bereits veröffentlichten Studien im Rahmen von „Projekt Waschbär“. Aus den vielen Studien im Rahmen dieses Projektes sind 236 wissenschaftlichen Arbeiten, darunter 13 Doktor- und Diplomarbeiten über den Waschbären entstanden.
Waschbären sind in Deutschland längst eingebürgert. Die Jagd auf die Wildtiere ist tierschutzwidrig und hat bislang keinen Erfolg gezeigt, da frei werdende Reviere unmittelbar von anderen Waschbären besetzt werden. Eine tiergerechte und nachhaltige Lösung wäre dagegen die Kastration/Immunokontrazeption dieser Wildtiere: Ein kastrierter Waschbär besetzt weiter ein Revier und führt so zu einer tierschutzverträglichen Reduktion der Population.
Alles, was in der obigen Pressemitteilung des militanten Jagdverbandes über dem Waschbären erzählt wird, ist längst bekannt, insbesondere was Amphibien und Waschbärspulwurm anbetrifft.
Was jedoch gezielt verschwiegen wird, ist, dass ein Infektionsrisiko laut Experten und Fallstudien als äusserst gering eingeschätzt werden muss. Oder, dass die Waschbären in den meisten östlichen Bundesländern keine Spulwürmer haben! Die Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung sind in Deutschland unerheblich.
In Projekt Waschbär in Mecklenburg-Vorpommern sind diese Vergleiche doch bewusst vorgenommen worden und man hat bewiesen, dass die Ergebnisse auch auf andere Gebiete übertragbar waren. Außerdem sind alle jene Proben von Mitgliedern des Projektes Waschbär gesammelt worden (wissenschaftliche Fachkräfte), während bei den laufenden Projekten verlässt man sich auf die Hilfestellung der Jägerschaft (Hobby-Jäger!), was eigentlich ein „BIAS“ darstellt.
In der Tat, besonders bei Untersuchungen über mögliche Infektionskrankheiten, werden die Hobby-Jäger dazu neigen, Proben aus jenen erlegten Tieren zu verschicken, die besondere Auffälligkeiten (=Krankheiten) gezeigt haben. Also wahrscheinlich eine gezielte Vorselektion.
Allerdings schon jetzt (siehe Interview des DJV mit Norbert Peter-ZOWIAC) werden sehr vorläufige Ergebnisse, die sicher in einem räumlich abgegrenzten Gebiet gewonnen wurden, so vom DJV dargestellt als ob sie nun für das ganze Deutschland gelten würden.
Dieses ohne dass ein akkurater Vergleich mit einem anderen Gebiet in der Region durchgeführt worden wäre (Zowiac) oder wird (Schleswig-Holstein).
Deswegen erklärt sich höchst wahrscheinlich auch die von Norbert Peter an DJV angegebene Prävalenz von über 90% für den Waschbären-Spulwurm in den von ihnen untersuchten Proben, die höchst wahrscheinlich von Jägern nicht auf der wissenschaftlichen Basis des Zufallsprinzips gesammelt wurden.
In Feldstudien über das Nahrungsspektrum der Waschbären konnte belegt werden, dass die Nahrung des Waschbären zu fast 90 % aus folgenden Kategorien besteht: Pflanzen (32 %), Regenwürmern (23 %), Schnecken (16 %), Insekten (7 %), Fische (6 %) und Muschel (4 %). Vögel (1,6 %), deren Eier (1,4 %)= 3,0%, Amphibien (5,7 %) und Säugetiere (nur Mäuse 1,7 %) gehören selten zu der Nahrung der Waschbären.
Ich kenne keinen einzigen Wissenschaftler oder Jagdexperten, der ernsthaft glaubt, den Tieren mit jagdlichen Mitteln Einhalt gebieten zu können. Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass der Waschbär sich bei uns wohl fühlt und wir ihn nicht regulieren können. Insofern müssen wir uns mit ihm arrangieren.
Dr. Ulf Hohmann, Wildbiologe und Waschbär-Experte

Es ist längst wissenschaftlich erwiesen, dass die Waschbär-Jagd wie auch die Fuchs-Jagd die Reproduktion ankurbelt, dazu die Altersklassen und die Sozialstrukturen zerstört. Der Versuch, Waschbären durch Bejagung zurückzudrängen, gilt inzwischen auch in Deutschland als aussichtslos und grandios gescheitert.
Der Deutsche Jagdverband schreibt auf seiner Webseite:
„Mit dem Anstieg der Populationsdichten des Waschbären in Deutschland steigt auch das Risiko für die Verbreitung des Waschbärspulwurms.“
Hobby-Jäger bzw. Schwurbler tragen also nicht zu einer Entschärfung etwaiger Probleme bei, sondern sind immer auch die Ursache etwaiger Gefährdungen für die Bevölkerung, was nicht nur seit der Tollwut und deren Bekämpfung unlängst bekannt ist.

Insbesondere bei der Hobby-Jagd ist es elementar, dass man ganz genau hinschaut. Nirgendwo wird so viel mit Unwahrheiten und Fake-News manipuliert. Gewalt und Lügen gehören zur gleichen Münze.
2 Kommentare
https://www.puk.uni-frankfurt.de/75003601?search=waschb%C3%A4r+zoonose
Sie erwecken den Eindruck, dass die Forschung ausschließlich von Jägern finanziert wird. Auf der Website der Universität lese ich etwas anderes, dass das Projekt maßgeblich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell gefördert wird. Ist die DBU auch eine Jägerorganisation? Und wissen Sie, wer wie und mit wieviel Geld zur Forschung beiträgt?
dbu steuert 418’350 euro bei. es wird also enorm viel geld ausgegeben und doch nichts erreicht, da eh schon alles bekannt ist. der waschbär und die nutrias sind in deutschland etabliert, sie sind gar keine invasiven arten und eigentlich in deutschland längst „heimisch“. mittlerweilen ist es auch allen bekannt, dass die bejagung nichts bringt – im gegenteil!