Der Feldhase wird in der Schweiz immer rarer. Seine Anzahl nimmt seit Jahrzehnten ab.
Der WWF sucht nun innovative Landwirte in den Kantonen Luzern und Zug, um dem Feldhasen auf die Sprünge zu helfen.
Ob aus Stoff, Schokolade oder Biskuitteig: Osterhasen sind derzeit omnipräsent. Das Original aber, der Feldhase, wird immer rarer. Seit den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, wo der Hase in landwirtschaftlich genutzten Gebieten paradiesische Lebensumstände antraf, nehmen seine Zahlen massiv ab. In den 90er Jahre lebten im Schnitt 4,5/100 ha, 2010 waren es noch 2,3. Das zeigen die im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt BAFU durchgeführten Zählungen im Frühjahr 2016. Erschreckend sind die Resultate aus der Zentralschweiz: In vier von sechs untersuchten Gebieten im Raum Luzern ist der Feldhase in den letzten Jahren praktisch verschwunden. Dennoch wird der Feldhase in Luzern immer noch bejagt. 22 Stück wurden z. B. im Jahr 2015 abgeschossen.
Rezepte für Feldhasenförderung
Zusammen mit Landwirten, Jägern, Wissenschaftlern und Behörden prüft der WWF nun Möglichkeiten, dem Feldhasen die Rückkehr zu ermöglichen. «Man weiss heute, wie dem Feldhasen zu helfen ist», sagt Kurt Eichenberger, Leitung Regionalstellen WWF Uri und Luzern. «Dieses Jahr suchen wir in einem ersten Schritt innovative Landwirte im Kanton Luzern und Zug, die ihr Getreide dünner aussähen oder bereit sind, Buntbrachen anders anzulegen.» In einem zweiten Schritt wird die Situation der Hasen im Voralpenraum untersucht.
Feldhasen unter Druck
Feldhasen sind eigentlich Steppenbewohner. Sie leben in der Schweiz überwiegend auf Äckern und Wiesen im Mittelland und graben im Gegensatz zu Kaninchen keinen Bau. Hasen ruhen in Mulden, den sogenannten Sassen. In Grünlandgebieten nahmen die Bestände besonders stark ab – sie liegen mit heute 1,3 Feldhasen/100 ha auf äusserst tiefem Niveau. Etwas besser sieht es in Ackerbaugebieten aus, wo der Schnitt bei 3,5 bis 5 Tieren liegt und ein leichter Aufwärtstendenz ersichtlich ist.
Die Gründe für den Rückgang des Feldhasen sind zahlreich. Die Jagd, mehr Siedlungen, Strassen und Wege zerstückeln und verkleinern die Lebensräume der Tiere. Verstecke und abwechslungsreiche Nahrungsquellen sind selten geworden, weil sich die Landwirtschaft stark intensiviert hat. Insbesondere auf Grünland wird heute früher und häufiger gemäht, was für Jungtiere oft tödlich ist. Der einst überall gegenwärtige Feldhase steht deshalb heute auf der Roten Liste der gefährdeten Säugetiere der Schweiz.
Vorbild Genf
Die höchste Dichte an Feldhasen wurde im Jahr 2016 mit 17,7/100 ha im jagdfreien Kanton Genf ermittelt. Dort wo professionelle Wildhüter sich um das Wildtiermanagement kümmern. Dies ist die erste Dichte über 17 Feldhasen/100 ha seit 2006 in der ganzen Schweiz.
Der Median aller gezählten Gebiete 2016 lag schweizweit bei 3,4 Feldhasen/100 ha, in 15 Gebieten wurde 1,0 Feldhase/100 ha oder weniger beobachtet.
Interessierte Landwirte und Freiwillige, die sich für den Feldhasen engagieren wollen, melden sich bei info@wwf-lu.ch oder info@wwf-zg.ch.
Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild
Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.