Kunterbunt

Aargau: Jagdpräsident fordert Waldpolizei

Rainer Klöti will eigentlich mehr diplomierte Wildhüter. Der Kanton Aargau hat jedoch nur Einen.
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Der Druck auf den Lebensraum Wald war eines der zentralen Themen an der Generalversammlung von Hobby-Jagd Aargau.

Rainer Klöti, Präsident der Hobby-Jägerinnen und Jäger im Kanton, fordert eine Organisation mit polizeilichen Kompetenzen, um die Regeln im Wald durchzusetzen.

«Wir brauchen einen Naturschutzverband, der gezielt – vor allem durch Aufklärung, aber wenn nötig auch mit polizeilichen Kompetenzen ausgestattet – dem Waldgesetz zum Durchbruch verhilft», betonte Rainer Klöti, Präsident von Hobby-Jagd Aargau, an der Generalversammlung des Aargauischen Hobby-Jägerverbandes in Wegenstetten. «Mit schönen Worten, unkoordinierten Lenkungsmassnahmen, fehlender Aufsicht und gutgläubiger Duldung allein ist dem Freizeitwahn im Wald nicht beizukommen.»

Als Beispiel dafür, wie Wunsch und Wirklichkeit manchmal auseinanderklaffen, nannte er die neue Wildtierunterführung zwischen Brugg und Schinznach Bad. Deren Randbereich werde laut Auswertung des Fotomonitorings «hauptsächlich von der Spezies Homo sapiens als Freizeitpark genutzt».

Dass die Unterführung trotz Verbot von Fussgängern und Velofahrern genutzt wird, sagte Bruno Schelbert, Projektleiter bei der kantonalen Abteilung Natur und Landschaft, bereits Ende Oktober 2022 gegenüber der Aargauer Zeitung. Auf den Bildern der Überwachungskameras seien – trotz grossräumiger Absperrungen – zahlreiche Personen, zum Teil mit Fahrrädern, zu sehen.

«Nachts um 23 Uhr war auf der Villnacher Seite sogar jemand in Badehose und mit Taschenlampe unterwegs.» Für die Wildtiere ist der Mensch eine Störung. Schon der Geruch von Menschen führe dazu, dass die Tiere den Übergang meiden, was nicht Ziel des Bauprojekts sei. Schelbert appellierte an alle Radfahrer, Spaziergänger, Reiter und Hundehalter, sich an die vor Ort aufgestellten Regeln zu halten.

Die Wildunterführung ist laut Jägerpräsident Klöti kein Einzelfall. Auch am Villiger Geissberg, wo die Ursachen für den Rückgang des regionalen Gämsbestandes untersucht werden, seien deutlich mehr Fotos von Menschen – «oft auf zwei Rädern, mit Hilfsmotor und Scheinwerfern» – als von Gämsen gemacht worden.

Regionalpolizei ist überlastet, und Ranger dürfen nicht büssen

In einem Interview vor einem Jahr sagte Klöti: «Wenn der Wald noch mehr zum unkoordinierten Tummelplatz wird, wenn wir ihn noch mehr nach dem Lustprinzip und der Willkür nutzen, statt unser Handeln zu lenken, dann geht es bald nicht mehr ohne Polizei im Wald.» Heute sagt er auf Nachfrage, dass die Regionalpolizei keine Kapazitäten habe, um im Wald präsent zu sein und Verstöße zu ahnden.

«Und die Ranger am Hallwilersee, die Aufseher am Flachsee, die Forstverantwortlichen oder wir Jäger haben keine Kompetenzen, fehlbare Personen in Naturschutzgebieten oder im Wald zu büssen», sagt Klöti. Information und Sensibilisierung der Menschen, die sich in der Natur bewegen, sind aus Sicht des Jägerpräsidenten wichtig. Mit dem zunehmenden Erholungsdruck auf den Wald reiche dies aber nicht mehr aus.

Klöti will die Hobby-Jägerinnen und Jäger, die heute nur Hundehalter, die ihre Tiere nicht an der Leine führen, verzeigen können, nicht als Waldpolizei sehen. Vielmehr wünscht er sich eine kleine Gruppe von Fachleuten, die mobil im Kanton unterwegs sind und an neuralgischen Punkten eingesetzt werden. «Sie sollten eine Jagd- und Försterausbildung haben und fehlbare Personen büssen oder wegweisen können», sagt er.

Vorstösse im Grossen Rat denkbar – aber noch kein Zeitplan

Die zunehmende Beeinträchtigung des Lebensraums Wald, aber auch die Stärkung der Jagdaufsicht und die Verbesserung des Wildtierschutzes sind einige der Thesen des Projekts «Vision Jagd 2025» von Jagd Aargau. Aus diesen Thesen werden nun, so Rainer Klöti, Massnahmenvorschläge formuliert, die alle Ebenen erreichen sollen. Um eine neue Organisation mit polizeilichen Kompetenzen zu ermöglichen, wäre eine Gesetzesänderung nötig, das weiß auch Klöti.

«Wir haben unsere Idee bereits mehreren Natur- und Umweltschutzorganisationen vorgestellt und sind mit Grossräten im Gespräch», sagt der Jägerpräsident. Es sei denkbar, dass im Kantonsparlament künftig Vorstösse eingereicht werden, um eine bessere Überwachung des Waldes und die Bestrafung von Fehlbaren zu ermöglichen. «Spruchreif ist aber noch nichts, und es ist mir klar, dass eine solche Neuregelung einige Zeit in Anspruch nehmen würde», sagt Klöti gegenüber der Aargauer Zeitung.

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.