Jagd

Schweizer Hobby-Jäger jagen in Afrika Primaten

Tiere für Trophäen zu töten, ist teilweise kriminell, aber immer falsch – eine Unkultur. In den einschlägigen Zeitschriften der Jägerschaft und auf Jagdmessen werben Hobby-Jäger und Reiseveranstalter mit dem «Thrill to kill» auf der Trophäenjagd im Ausland.

Die Trophäenjagd rund um den Globus, früher eine Domäne von Briten und Amerikanern, boomt auch in der Schweiz.

Rund 1500 Hobby-Jäger aus der Schweiz reisten pro Jahr vor Corona um den Globus, um Wildtiere zu erlegen und deren Trophäen mit nach Hause zu nehmen.

Sogar 507 Trophäen geschützter Arten importierten diese Hobby-Jäger zwischen 2010 und 2020; darunter unter anderem 56 Primaten, 31 Wölfe, 40 Braunbären, 24 Löwen, 24 Leoparden,  46 Elefanten, 2 Breitmaulnashörner, 7 Geparde und 1 Eisbär.  Das geht aus einer Antwort auf eine schriftliche Frage der IG Wild beim Wild beim EDI hervor.

Es ist üblich, dass im Ausland auch mit Waffen gejagt wird, die in der Schweiz richtigerweise verboten sind (Pfeil und Bogen, Speer, usw). Die IG und viele weitere Tier- und Naturschutzverbände fordern seit langem die Politik auf, die Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter und geschützter Arten zu verbieten, um das leidige Treiben der Hobby-Jäger zu unterbinden.

Wir erleben das dramatischste Artensterben seit der Dinosaurierzeit – es kann nicht angehen, dass Schweizer Hobby-Jäger sogar bedrohte und geschützte Arten allein der Trophäe wegen töten dürfen. Die Trophäenjagd auf bedrohte Arten sendet ein fatales Signal und unterminiert Bemühungen, genau dieselben Arten vor Wilderei und illegalem Handel zu schützen.

IG Wild beim Wild

TierartAnzahl UrsprungslandCITES-Anhang
Carnivore
Schwarzbär (Ursus americanus)78Kanada, USAII
Braunbär (Ursus arctos)40Russland, Rumänien, Kanada, Slowenien, KroatienII
Eisbär (Ursus maritimus)1KanadaII
Leopard (Panthera pardus)24Namibia, Tansania, Zimbabwe, SüdafrikaI
Afrikanischer Löwe (Panthera leo)24Südafrika, Sambia, Burkina Faso, BeninII
Puma (Felis concolor)7KanadaII
Kanadischer Luchs (Lynx canadensis)6KanadaII
Rotluchs (Lynx rufus)3KanadaII
Europäischer Luchs (Lynx lynx)3RusslandII
Afrikanische Zibetkatze (Civettictis civetta)6Zimbabwe, Südafrika, TansaniaIII
Karakal (Felis caracal)8Südafrika, Zimbabwe, NamibiaII
Gepard (Acinonyx jubatus)7NamibiaI
Serval (Leptailurus serval)1ZimbabweII
Honigdachs (Mellivora capensis)2Namibia, SüdafrikaIII
Wolf (Canis lupus)31Kanada, Russland, Rumänien, Kirgistan, NordmazedonienII
Walross (Odobenus rosmarus)3KanadaII
Herbivore
Mähnenspringer (Ammotragus lervia)6Südafrika; SpanienII
Hirschziegenantilope (Antilope cervicapra)4ArgentinienIII
Westkaukasischer Steinbock (Capra caucasica)2RusslandII
Sibirischer Steinbock (Capra sibirica)4Kirgistan, MongoleiIII
Schwarzückenducker (Cephalophus dorsalis)3SüdafrikaII
Blauducker (Philantomba monticola)2Südafrika, KamerunII
Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum)2SüdafrikaII
Bongo (Tragelaphus eurycerus)1KamerunIII
Flusspferd (Hippopotamus amphibius)26Zimbabwe, Tansania, SambiaII
Letschwe (Kobus leche)20Südafrika, SambiaII
Buntbock (Damaliscus pygargus)7SüdafrikaII
Hartmann’s Bergzebra (Equus hartmannae)46Namibia, SüdafrikaII
Argali (Ovis ammon)14Kirgistan, Tadschikistan, MongoleiII
Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana)28Kamerun, Mozambique, Tansania, SambiaI
Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana)18Zimbabwe, SüdafrikaII
Primaten
Südliche Meerkatze (Chlorocebus pygerythrus)1SüdafrikaII
Bärenpavian (Papio ursinus)53Namibia, ZimbabweII
Steppenpavian (Papio cynocephalus)2SüdafrikaII
Reptilien
Nilkrokodil (Crocodylus niloticus)22Sambia, Zimbabwe, TansaniaII
Alligator (Alligator mississippiensis)2USAII
Total507
pro Jahr46

Auf CITES-Anhang I gelistete Arten erfahren den höchsten Schutz. Hier sind Arten gelistet, die akut bedroht sind. In CITES-Anhang II sind Arten aufgeführt, die zwar noch nicht unmittelbar vom Aussterben bedroht sind, deren Bestand aber gefährdet ist.

Trophäenjäger zielen in der Regel auf die stärksten Tiere ab, die für den Fortbestand ohnehin bedrohter Bestände besonders wichtig sind. Diese unnatürliche, menschengemachte Selektion schwächt und verändert die Alters- und Geschlechtszusammensetzung, die Fortpflanzungsrate sowie die genetische Gesundheit bejagter Bestände.

Schweizer Hobby-Jäger gehören nach Amerikanern und Spaniern zu den Spitzenreitern bei der perversen Trophäenjagd. Manche europäischen Länder haben die Einfuhr von Jagdtrophäen bestimmter Arten bereits verboten bzw. bereiten entsprechende Gesetze vor. Der Bundesrat hingegen hält weiter daran fest, die Einfuhr von Jagdtrophäen zu genehmigen und behauptet, diese würden zum Beispiel einen finanziellen Anreiz zum Erhalt bejagter Arten leisten oder er könne nicht alleine Handeln. Konkrete Belege hierfür bleibt er jedoch schuldig. 

Frankreich hat Importrestriktionen für Nashorn- und Löwentrophäen erlassen und die Niederlande den Import von Trophäen von rund 200 Tierarten verboten.

Armutsbekämpfung oder Greenwashing?

Hobby-Jäger stellen sich selbst gerne als Wohltäter dar und rechtfertigen ihr fragwürdiges Hobby als Beitrag zum Artenschutz und zur Armutsbekämpfung. Immerhin kostet eine Jagdreise inklusive Verpflegung und Unterbringung in der Luxuslodge, Begleitung durch einen Profijäger und Abschuss von Elefant, Löwe oder Eisbär zehntausende Franken. Glaubt man der Jagdlobby, dann sind diese Devisen eine lukrative Einnahmequelle für die einheimische Bevölkerung, die im Gegenzug dafür sorgen soll, dass Wildtiere und deren Lebensräume erhalten bleiben. Doch die Theorie hält dem Realitäts-Check nicht Stand: Von dem Millionengeschäft profitieren vor allem ausländische Jagdreiseveranstalter, die Bevölkerung vor Ort erhält laut einer Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) bestenfalls einen „Hungerlohn“: Der IUCN Bericht hat berechnet, dass die lokale Bevölkerung im Durchschnitt jährlich nur 0,3 US Dollar pro Person aus dem Jagdtourismus verdient, sofern sie überhaupt beteiligt wird. Häufig finden Jagden ohnehin auf privatem Farmland statt – hier profitiert weder die Staatskasse noch die arme Bevölkerung, die lediglich als Feigenblatt missbraucht wird, um die Trophäenjagd gesellschaftsfähig zu machen.

Wenn Hobby-Jäger wirklich daran interessiert wären, der lokalen Bevölkerung oder Artenerhaltung zu helfen, wären die hohen Geldbeträge, die sie für Jagdreisen ausgeben, besser und effektiver in vertrauenswürdige Entwicklungs- und Bildungsprojekte vor Ort investiert.

In Indien oder Sri Lanka gibt es ein landesweites Jagdverbot. Dort gibt es dieses Problem der dubiosen Entwicklungshilfe oder Artenerhaltung aus dem Hobby-Jägermilieu diesbezüglich nicht.

Immer wieder dokumentieren Berichte (z.B. aus Namibia, Sambia, Simbabwe und Tansania), dass versprochene Gelder aus der Jagd nicht bei der Bevölkerung ankommen, sondern von korrupten Beamten oder Eliten einbehalten werden. Zum Staatshaushalt trägt die Grosswildjagd laut IUCN-Bericht lächerliche 0,006 Prozent bei und kann damit keinen Beitrag zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Menschen vor Ort leisten. Ökonomische Analysen kommen zu dem Schluss, dass Einnahmen aus der Jagd nicht mit anderen Wirtschaftszweigen (wie der Landwirtschaft) konkurrieren können und damit keinen ausreichenden finanziellen Anreiz für die Menschen vor Ort bietet, Wildtiere und ihre Lebensräume zu erhalten. Entsprechend verwundert es nicht, dass die Wilderei auch in vielen Jagdgebieten weiterhin grassiert. Die Trophäenjagd ist meist Teil des Problems.

Auch das Totschlagargument Arbeitsplätze greift nicht: gerade mal 15.000 Teilzeit-Arbeitsplätze schafft die Jagd laut IUCN-Bericht in den acht wichtigsten afrikanischen Jagdländern – bei einer Gesamtbevölkerung von 140 Mio. Menschen. Der Fototourismus hingegen erwirtschaftet Milliardenbeträge und schafft ein Vielfaches an Arbeitsplätzen. Kenia hat die Jagd verboten und verdient jährlich 1 Milliarde US Dollar am Fototourismus – 30 Millionen US-Dollar würde die Trophäenjagd einbringen, wenn sie erlaubt wäre. Und in Botsuanas Okavango Delta schafft der Fototourismus 39 Mal mehr Jobs als die Grosswildjagd.

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2 Kommentare

  1. Angela Grillmeier Antwort

    das ist abartig …. meines Erachtens holen sich solche Leute dort ihre vermeintliche Bestätigung, die sie anderweitig nicht bekommen !

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