Psychologie

Psychopathie: Hobby-Jäger besser verstehen

Was für ein Mensch kann sich daran erfreuen, einem anderen Lebewesen das Leben zu nehmen? Hobby-Jäger als typische Soziopathen hassen Lebewesen, die schöner, klüger und sozialer als sie sind.
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Auf den ersten Blick wirkt es vielleicht unwahrscheinlich, aber was wäre, wenn die gleiche verzerrte Psychopathie, die einen Hobby-Jäger dazu bringt, einem Fuchs nachzujagen und ihn zu erschiessen, einen Mann auch dazu bringen könnte, in ein Haus einzudringen und den Menschen darin ein Messer in den Körper zu rammen?

Diese Menschen sind unter uns. Sie sind Militärbeamte, Tierärzte, Gynäkologen, Zahnärzte oder leiten Pfadfindergruppen. Eine ganze Reihe von Faktoren wie Gene, Familienverhältnisse, Erziehung, Intelligenz und Chancen formen einen Psychopathen.

Serienmorde und Tierjagden sind sich erschreckend ähnlich. Der Wildtierforscher und Autor Gareth Patterson weist darauf hin, dass sich beide Täter gerne in gewaltverherrlichenden Bildposen zeigen. Jagdzeitschriften sollen Jäger angenehm erregen und gewaltsame Fantasien der Jagd und Tötung der Beute hervorrufen. Sie sind voll von Bildern von Jägern, die triumphierend über den Tieren stehen, die sie abgeschlachtet haben. Die Botschaft dahinter ist offensichtlich: Töte etwas – oder doch eher jemanden – und auch du kannst wahre Grösse erreichen.

Auf ganz ähnliche Weise holen sich Serienmörder ihre Inspiration oft aus dem Bereich der Bondage-Pornografie. Dennis Rader war besessen von Gewaltdarstellungen von Männern, die Frauen dominieren. Er befeuerte damit seine Fantasien, Frauen zu fesseln und sie anschliessend zu töten. Die Fantasie wich schliesslich dem wahren Leben.

Patterson meint, dass es beide Arten von Mördern noch mehr geniessen, ihre Tötungen zu planen und die Vorfreude dadurch aufzubauen, das Opfer zu verfolgen, als den Tötungsakt an sich. Und wie oft haben Sie schon einen Jäger sagen hören: „Es geht mir mehr um die Jagd als um das Töten”? Sie beschreiben ihre Liebe zur Natur, den Moment, wenn sie die Beute zum ersten Mal sehen, wie sie das Tier aufspüren, in die Enge drängen und es dann erlegen. Vielleicht sind auch sie, wie viele Serienmörder, im Grunde süchtig nach dem Adrenalinrausch, den sie bekommen, weil sie das Schicksal ihrer Opfer in den Händen halten.

In der Schweiz sagt zum Beispiel:

“Das macht einem ganz besonders Freude, wenn man ein Tier schiessen kann, das man kennt.”

Georg Brosi – Ex-Amtsleiter für Jagd und Blödsinn in Graubünden

oder

“Für mich ist jagen, als würde ich einen Apfel pflücken.”

Karl Lüönd, Redaktor aus Zürich

und

“Nötig ist die Niederjagd nicht, aber berechtigt. So könne man sich auch fragen, ob es sinnvoll sei, Beeren und Pilze im Wald zu sammeln.”

Robert Brunold, Präsident des Jagdverbandes Graubünden

oder

Wenn wir Tiere nicht mehr töten dürfen, sind wir wirklich weit weg von dem, was uns ausmacht.”

Reinhard Schnidrig, oberster Hobby-Jäger der Schweiz

Die Sprache hat für einen Psychopathen keine tiefere Bedeutung. Sie ist für ihn nicht emotional besetzt. Wenn ein Psychopath zum Beispiel sagt: “Ich liebe dich”, dann hat das für ihn nicht viel mehr Bedeutung als der Satz “Ich hätte gern eine Tasse Kaffee“. Das ist einer der Gründe dafür, warum Psychopathen bei extremer Gefahr so kühl, ruhig und gefasst bleiben und warum sie so belohnungsgesteuert sind und Risiken eingehen. Ihr Gehirn ist buchstäblich weniger “eingeschaltet” als das Gehirn von normalen Menschen.

John Douglas war einer der ersten Kriminal-Profiler beim FBI. Ihm zufolge nehmen Serienmörder „Erinnerungsstücke” ihrer Opfer mit, um ihre gewalttätigen Fantasien zeitlich zu verlängern. Einige nehmen Schmuck mit oder Haarsträhnen, andere Fotos oder Körperteile. Jäger präsentieren stolz den abgetrennten Kopf ihrer Beute an der Wand und teilen Bilder von sich in den sozialen Medien – grinsend neben einem Kadaver.

Genau wie Serienmörder müssen sich Hobby-Jäger ihren Status als Person beweisen, die die Macht über Leben und Tod besitzt. Zwischen den Jagden erinnern sich beide durch ihre Souvenirs an die Macht, die sie einst über ein anderes Lebewesen hatten.

Keiner der Mörder zeigt Reue für seine Tat – sie entschuldigen ihr Verhalten eher noch als die Erfüllung eines vagen spirituellen Bedürfnisses. Bei der Auswahl ihrer Opfer beschreiben manche Jäger eine Art „Zittern”, das sie empfinden, wenn sie das „richtige” Tier sehen. Sie interpretieren dies gern als Botschaft der Natur, die ihnen sagt, sie sollten genau dieses Tier töten.

Sowohl der Serienmörder als auch der gewalttätige und durchtriebene Hobby-Jäger meint, an etwas Wichtigem teilzuhaben. Auffallend häufig werden bei Serienkillern Gehirnanomalien festgestellt. Gewalt hinterlässt nach kurzer Zeit Spuren im Gehirn.

Amygdala

Neuropsychologen bestätigen: Die Amygdala, das Gefühlsortierbüro im Gehirn, ist bei Gewalttätern und Psychopathen auffällig zurückgebildet oder gestört. Ist dieser zentrale Teil des Gehirns defekt, ist unter anderem das Ekelgefühl ausgeschaltet. Die Amygdala wird auch als Mandelkern bezeichnet.

Auch Affen, deren Amygdala nicht richtig funktioniert, tun sehr dumme Dinge. Sie versuchen zum Beispiel, Kobras vom Boden aufzuheben.

Einige Serienmörder sind der Meinung, eine höhere Macht würde sie dazu bringen, etwas zu töten. Der Kannibale Richard Chase drückte die Türklinken der Häuser von Fremden. War die Tür verschlossen, nahm er das als Zeichen, in diesem Haus nicht willkommen zu sein und ging. Eine unverschlossene Tür war hingegen eine Einladung: Er war dafür „bestimmt”, die in dem Haus befindliche Person zu töten.

Teils gehen Hobby-Jäger auch zum Mord am Menschen über. Robert Hanson – ein passionierter Jäger mit einem Wohnzimmer voller Tierköpfe, der sogar von einer Jagdzeitschrift vorgestellt wurde – kidnappte Frauen, flog sie in die Wildnis Alaskas, liess sie dort frei und jagte sie. Warum? Weil das Jagen nicht-menschlicher Lebewesen nicht mehr aufregend genug war.

Die Jagdwaffen führen zu Missbrauch in unser allem Sozialleben. Immer wieder kommt es zu Schusswaffensuizid, Drohungen und tödlichen Tragödien. Es gibt Studien, die zeigen, dass 90 % der Gewaltverbrecher als Tierquäler oder durchs Jagen angefangen haben. Jahr für Jahr werden unzählige Menschen durch Jäger und Jägerwaffen getötet und verletzt, teilweise so schwer, dass sie im Rollstuhl sitzen oder ihnen Glieder amputiert werden müssen.

„Menschen zu töten macht so viel Spass”, schrieb der Zodiac-Killer in einem seiner Briefe. „Es ist sogar noch besser als Wild im Wald zu töten, denn der Mensch ist das gefährlichste aller Tiere.”

Beide Arten von Mördern könnten ihre Fantasien als solche belassen. Hobby-Jäger könnten Fotos anstatt tödlicher Kugeln schiessen. Aber beide entscheiden sich – mit Enthusiasmus – dafür, ein Leben zu nehmen, um ihr eigenes egoistisches Verlangen zu befriedigen. Sie planen ihren Blutrausch sorgsam und töten dann immer und immer wieder, ohne Aussicht auf ein Ende.

Es ist an der Zeit, dass wir die Hobby-Jagd als das erkennen, was sie wirklich ist: Ein Zeitvertreib für Psychopathen mit einer gering ausgeprägten moralischen Hygiene.

IG Wild beim Wild
Psychopathie

Psychopathie bezeichnet eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht. Soziopathen wollen jeden Aspekt des anderen Lebens kontrollieren, während Narzissten immer die ganze Aufmerksamkeit wollen. Psychopathen sind auf den ersten Blick mitunter charmant, sympathisch und charismatisch. Dadurch werden wir von ihrem wahren Gesicht abgelenkt, sehen nicht, dass sich eine Anomalie dahinter versteckt, und fühlen uns von ihrer hypnotischen Präsenz angezogen. Sie verstehen es, oberflächliche Beziehungen herzustellen. Sie haben eine makellose Tarnung. Dabei können sie sehr manipulativ sein, um ihre Ziele zu erreichen. Oft mangelt es Psychopathen an langfristigen Zielen, sie sind impulsiv und verantwortungslos.

Die wichtigsten Symptome der Psychopathie nach R. D. Hare

Emotional/zwischenmenschlich

  • heuchlerisch und oberflächlich
  • egozentrisch und grandios
  • Mangel an Reue oder Schuldbewusstsein
  • Mangel an Einfühlungsvermögen
  • hinterlistig und manipulativ
  • flaches Gefühlsleben

Abweichendes Sozialverhalten

  • impulsiv
  • unbeherrscht
  • sucht Erregung
  • verantwortungslos
  • gestörtes Verhalten als Kind
  • abweichendes Sozialverhalten als Erwachsener

Psychopathy-Checkliste von R. D. Hare

Trickreich sprachgewandter Blender mit oberflächlichem Charme – erheblich übersteigertes Selbstwertgefühl – Stimulationsbedürfnis (Erlebnishunger) – ständiges Gefühl der Langeweile – pathologische Lügen (Pseudologie) – betrügerisch-manipulatives Verhalten – Mangel an Gewissensbissen oder Schuldbewusstsein – oberflächliche Gefühle – Gefühlskälte – Mangel an Empathie – parasitärer Lebensstil – unzureichende Verhaltenskontrolle –Promiskuität – frühe Verhaltensauffälligkeiten – Fehlen von realistischen, langfristigen Zielen – Impulsivität – Verantwortungslosigkeit – mangelnde Bereitschaft und Fähigkeit, Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen – viele kurzzeitige ehe(ähnliche) Beziehungen – Jugendkriminalität – Missachtung von Weisungen und Auflagen – polytrope Kriminalität.

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.