Ein seltener Greifvogel ist trotz vollem Magen verhungert.
Im Frühling fand man auf dem Gebiet der Gemeinde Sattel einen äusserst seltenen Mönchsgeier, der aber kurz darauf starb. Es war Anfang Mai, als ein Anwohner meldete, dass ein enorm grosser Vogel bei der Siedlung Egg, oberhalb Sattel, herumspaziere. Dieser stellte sich als Mönchsgeier heraus, einer der grössten Vertreter in der Geierfamilie und in der Zentralschweiz eine wahre Rarität. In diesem Jahr gab es bis jetzt nur drei Sichtungen dieser Art.
Der zuständige Wildhüter Markus Raschle fing den Mönchsgeier ein und brachte ihn zu Steven Diethelm in eine Greifvogel-Pflegestation in Siebnen. Der Vogel war in lebensbedrohlichem Zustand. Er wirkte apathisch und völlig abgemagert. Am nächsten Morgen fand man ihn tot in der Voliere.
Normalerweise werden Mönchsgeier zwölf Kilogramm schwer, doch dieser wog noch vier Kilogramm und bestand lediglich aus Haut und Knochen. Er wurde zur Untersuchung ans Amt für Jagd und Fischerei Graubünden in Chur übergeben.
Bei der Analyse fand man in seinem Magen lauter Plastikabfall. Offensichtlich war mit dieser Ladung Plastik im Magen die Verdauung blockiert, weshalb der Mönchsgeier elendiglich verhungerte. Dieser Kunststoff ist praktisch nicht abbaubar und kommt in grossen Mengen vor. Immer mehr Wildtiere fressen Plastik und sterben daran.
Warum das Tier Plastik gefressen hatte, ist unklar. Es zeigt uns aber, wie wichtig es ist, keinerlei Plastikmüll im Freien zu lassen und die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Wildtiere in unserem Umgang mit Abfall zu berücksichtigen.