Wer seltener mäht, lockt Wildbienen und Schmetterlinge an. Millionen Gartenbesitzer können sich entspannt zurücklehnen und den Rasenmäher häufiger im Schuppen lassen. Wer weniger oft mäht, hilft damit Insekten.
“Dass grüner Faconschnitt out ist, zeigt die neueste wissenschaftliche Studie des USDA Forest Service in Washington“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. Das amerikanische Forschungsinstitut belegt, was viele Artenschützer schon lange beklagen: Akkurater Rasen schwächt die Artenvielfalt im Garten. Sagen Sie also ihrem Englischen Rasen bye-bye!
[toggle title=”Studie USDA Forest Service in Washington” load=”hide”]To mow or to mow less: Lawn mowing frequency affects bee abundance and diversity in suburban yards[/toggle]
Es gibt weniger Schmetterlinge in unserer Landschaft, weniger Bienen, Hummeln und andere Insekten – ihr Schwund ist Besorgnis erregend. Viele Menschen haben diesen Eindruck schon länger. Sie wundern sich, warum auch bei langen Autofahrten die Windschutzscheiben sauber bleiben und warum auf Wiesen kaum ein gaukelnder Falter zu sehen ist.
Gärten könnten kleine Zufluchten für Wildtiere sein: für Insekten, Vögel, Igel. Viele Besitzer bevorzugen jedoch kurz getrimmte Rasen, exotisches Begleitgrün oder pflanzen gleich gar nichts, sondern verwandeln Beete in Steinwüsten. Dabei könnten schon kleine Massnahmen die Vielfalt und Anzahl beispielsweise von Wildbienen dramatisch erhöhen.
“Wenn der Rasen wachsen darf, zieht die Fläche innerhalb kurzer Zeit Wildbienen und Schmetterlinge geradezu magisch an”, so Goris. Pflanzen wie Hornklee oder Löwenzahn sind beispielsweise eine lebenswichtige Nahrungsquelle für Bestäuber. “Ist die Insektenvielfalt durch das Rasenwachstum erst gestiegen, stellen sich schnell weitere nützliche Gäste ein. Neben Vögeln, die sich von Larven, Käfern und Würmern ernähren, kommen Wildtiere wie Igel und Marienkäfer in den Garten.“
Ein Tipp on top: Wer sein Grün optisch aufwerten und Bestäubern das ganze Jahr über eine schmackhafte Nahrungsquelle liefern möchte, kann eine Wildblumenwiese anlegen. Wer dann in den Garten kommt, erfahren Sie im Wildbienenratgeber.
Insektensterben
Die Honigbiene ist nur ein Indikator für ein weltweites Phänomen: das Insektensterben. “Für unsere Fluginsekten ist es längst nicht mehr fünf vor zwölf, sondern zwölf”, sagt Michael Strauch, Leiter der Artenschutzprojekte der Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich.
Es muss den Leuten einmal klar gemacht werden, dass ein Englischer Rasen für eine Biene so nahrhaft ist, wie eine Betonfläche!
Das zeigt der Verlust an “Biomasse”. Der fällt jedem auf, der heute im Auto übers Land fährt. Anders als noch vor 20 Jahren, findet man auch nach längerer Fahrt kaum “zerdetschte” Insekten auf der Windschutzscheibe. Den Schwund der Biomasse belegt ein Beispiel aus Krefeld (Nordrhein-Westfalen). Insektenkundler hatten dort 1989 auf einer Wiese eine Insektenfalle aufgestellt. Darin fingen sie Insekten mit einer Gesamtmasse von 1400 Gramm. Als sie 2013 den Versuch wiederholten, waren es nur noch 300 Gramm.
Viele Wildbienenarten sind ebenso wie andere Insekten in den letzten Jahren im Bestand stark zurückgegangen. Neben intensivierter Landwirtschaft, Pestizide, Stickstoffbelastung, Lebensraumveränderung und Lichtverschmutzung gelten verschwindende Futterquellen in Gärten als potenzielle Ursache.
“In den vergangenen 20 Jahren ist die Gesamtmenge der Fluginsekten um 80 Prozent zurückgegangen“, sagt Arno Aschauer, Artenschutzreferent des WWF Österreich.
Doch 80 Prozent unserer 3000 Wild- und Nutzpflanzen werden von Bienen und anderen Fluginsekten bestäubt. “Wenn sie verschwinden, bekommen wir im Obstbau Verhältnisse wie in China, wo man die Kulturen mittlerweile von Hand bestäuben muss”, warnt Gerald Neubacher von der Landes-Naturschutzabteilung.