Jagd

Hobby-Jäger schiesst auf Erntearbeiter

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Bei der Jagd nach Wildschweinen in Brand-Erbisdorf im Landkreis Mittelsachsen wurde am vergangenen Wochenende ein Mann von einem Hobby-Jäger versehentlich angeschossen.

Trotz verpflichtender „Jagdausbildung“ werden im deutschsprachigen Raum jedes Jahr zahlreiche Menschen durch Hobby-Jäger getötet oder verletzt. Immer wieder bringen die Weidmänner Passanten in Gefahr und gefährden durch fahrlässiges Handeln die öffentliche Sicherheit. Diese traurige Bilanz ist ein Beleg dafür, dass bei der Jagd Gefahr für jedes Lebewesen besteht – ganz gleich, ob Mensch oder Tier.

Mutmasslich schoss ein 65-jähriger Hobby-Jäger im Zuge der Maisernte auf ein Wildschwein und traf mit dem Geschoss einen Erntehelfer. Das 22-jährige Opfer erlitt Verletzungen am Bein und wird derzeit im Krankenhaus behandelt. Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung. PETA weist darauf hin, dass jedes Jahr Hunderttausenden Tieren erhebliches Leid durch Fehlschüsse zugefügt wird und Hobbyjäger mehrere Dutzend Menschen töten und verletzen. Die Tierrechtsorganisation fordert ein Verbot der sogenannten Hobbyjagd in Deutschland.

Wie viele Lebewesen müssen noch verletzt werden oder sterben, bevor die Hobbyjagd endlich verboten wird? Jahr für Jahr ereignen sich zahlreiche Tragödien, weil schiesswütige Spassjäger verantwortungslos in der Gegend herumballern. Ein Eingreifen des Gesetzgebers ist längst überfällig.

Biologin Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin bei PETA

Hintergrundinformationen

In den vergangenen Jahren sorgten bereits zahlreiche schwere Jagdunfälle für Empörung. Erst im Juli wurde in Mecklenburg-Vorpommern ein Jäger durch einen Schuss von einem anderen Hobby-Jäger lebensgefährlich verletzt. Im Oktober letzten Jahres schoss ein Jäger in Lützkampen ein Pferd an, das er mit einem Wildschwein verwechselt haben soll. Ein Jagdpächter erlitt im August 2019 eine schwere Knieverletzung, nachdem sich versehentlich ein Schuss aus der Waffe seines Begleiters löste. Im Januar 2019 wurde eine 19-Jährige in Ettlingen getötet, als sich ein Schuss aus der Waffe ihres Vaters löste, der zur Jagd aufbrechen wollte. Im November 2018 wurde eine 86-Jährige in Dalberg in ihrem eigenen Garten durch einen verirrten Schuss eines Jägers tödlich getroffen. Im Juli 2018 wurde eine Sechsjährige im thüringischen Saara beim Spielen im Garten durch den Schuss eines Jägers schwer verletzt. Zwei Tage danach starb ein Mann bei einem Jagdunfall im nordrhein-westfälischen Ochtrup; weitere zwei Tage später kam ein Jäger durch einen Schuss bei der Vertreibung von Wildtieren auf einem Feld in Unterwellenborn in Thüringen ums Leben.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Jagd nicht geeignet ist, um Wildpopulationen dauerhaft zu regulieren. Wissenschaftler wiesen nach, dass die Geschlechtsreife der weiblichen Tiere beispielsweise in bejagten Wildschweinpopulationen früher eintritt, wodurch sich die Geburtenrate erhöht. Demnach bedingt ein hoher Jagddruck, dass in dem Gebiet die Population der betreffenden Wildtiere ansteigt. Auch Prof. Dr. Josef Reichholf, ein namhafter Biologe der TU München, sieht aus wildbiologischer Sicht keine Notwendigkeit in der Jagd: Die nahezu ausgerotteten Wölfe müssen nicht durch menschliche Jäger ersetzt werden, da eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet.

Den mehr als 380.000 Hobbyjägern in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber. Eine im Auftrag von PETA im vergangenen Jahr durchgeführte repräsentative ForsaUmfrage bestätigt, dass mit 49 Prozent die Mehrheit der Bundesbürger die Hobbyjagd ebenfalls ablehnt.

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Weitere Informationen:
PETA.de/Jagdunfaelle
PETA.de/Themen/Jagd