Vegan

Die Menschen verlieren den Geschmack an Fleischersatz

In den letzten Jahren hat sich zunehmend das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines nachhaltigeren und ethischeren Umgangs mit Lebensmitteln entwickelt. Viele Menschen haben die Idee angenommen, ihren Verzehr von tierischen Produkten zu reduzieren, um die Umweltauswirkungen der industriellen Landwirtschaft zu verringern. Vegane Optionen, einschliesslich künstlicher Fleischersatzprodukte, wurden als vielversprechende Lösung für dieses globale Problem angesehen.

Einst als Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels angepriesen, haben Eiweissalternativen jetzt zu kämpfen.

Der Pionier der pflanzlichen Ernährung, Beyond Meat, meldete im zweiten Quartal dieses Jahres Nettoumsatzverluste von fast 31 %.

Klimawissenschaftler schlagen schon seit Jahrzehnten Alarm, weil die Lebensmittelproduktion zur Erderwärmung beiträgt. Der Verzicht auf Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch ist ein wichtiger Bestandteil des Kampfes gegen die Klimaerwärmung und hat eine Marktlücke für Fleischalternativen geschaffen. Doch laut der US-amerikanischen Wohltätigkeitsorganisation Center for Food Safety ist der Ersatz konventioneller tierischer Produkte durch hochgradig verarbeitete, schlecht untersuchte und unzureichend regulierte gentechnisch veränderte Produkte nicht die Lösung für unsere Krise der Massentierhaltung und des Klimas.

Es ist noch nicht lange her, da waren wir begeistert von all den Versprechungen, die uns die veganen Alternativen machten, als eine Möglichkeit, unseren Beitrag zu leisten, ohne unsere fleischlichen Instinkte zu opfern. Aber die ernährungsphysiologischen und ökologischen Fallstricke von verarbeitetem Eiweiss wurden langsam deutlich. Der Austausch von Fleisch gegen Beyond Meat führte einer Studie zufolge zu einigen beeindruckenden gesundheitlichen Ergebnissen, darunter ein geringerer LDL-Cholesterinspiegel (oder „schlechtes“ Cholesterin) und ein geringeres Körpergewicht. Doch auch wenn diese pflanzlichen Produkte nicht per se gesundheitsschädlich zu sein scheinen, so sind sie doch unbestreitbar ultra-verarbeitet. Langfristig sind die Auswirkungen des massenhaften Konsums von industriell hergestellten veganen Produkten unklar.

Sind vegane Burger, die bluten, wirklich die Antwort auf unsere Fleischkonsumprobleme?

Nicht nur bei Beyond Meat sind die Umsätze eingebrochen; im Juni stellte der britische Vegan-Produzent Meatless Farm seinen Betrieb ein, bevor er vor der Insolvenz gerettet werden konnte, und der Wursthersteller Heck reduzierte sein veganes Sortiment mit der Begründung, dass die Nachfrage der Verbraucher zu gering sei. In den USA musste das vegane Hähnchen-Nugget-Startup Nowadays vor kurzem aufgeben, weil es nicht in der Lage war, auf diesem Markt Risikokapital zu beschaffen – eine bedrohliche Prognose für die Branche.

Die Krise bei den Lebenshaltungskosten wird als einer der Hauptgründe für die sinkenden Verkaufszahlen von veganen Fleischprodukten angeführt. Und es stimmt, dass diese Alternativen teuer sein können. Eine Packung mit zwei veganen Burgern von Beyond Meat kostet bei Coop 5.95 Franken, während eine Packung Burger Prix Garantie Rind 3.50 Franken kostet. Beyond Meat senkt jetzt seine Preise und baut Stellen ab, um das zu retten, was manche als „sinkendes Schiff“ bezeichnen. Man kann sich fragen, ob die rückläufigen Verkaufszahlen nicht eher mit einer Veränderung unserer kollektiven Einstellung zu diesen Produkten zusammenhängen.

Tatsache ist, dass viele dieser Lebensmittel nicht sonderlich gut schmecken, insbesondere der Käse. Beyond Meat ist nach wie vor der schärfste Konkurrent von echtem Fleisch, wenn es um Geschmack und Konsistenz geht, die meisten anderen Marken haben ernsthafte Defizite. Zum jetzigen Zeitpunkt kann einem praktisch niemand davon überzeugen, dass fleischlose Proteinstreusel schmackhafter oder ansprechender sind als Beluga-Linsen. Und wenn sie nicht schmackhafter sind, warum machen wir uns dann die Mühe?

Ein weiterer Grund für den Rückgang des Absatzes dieser Produkte könnte darin liegen, dass die breite Öffentlichkeit eine differenziertere Haltung zu unseren derzeitigen Fleischproduktionsverfahren und zu den pflanzlichen Alternativen einnimmt.

Unabhängig davon, ob man Unternehmen, die Fleischimitate anbieten, als innovativ ansieht oder nicht, können diese Produkte für diejenigen, die Fleisch aus ihrer Ernährung streichen wollen, ein Sprungbrett zu einem pflanzlicheren Lebensstil sein. Veganer fühlen sich zweifellos zu Produkten hingezogen, die den Geschmack und die Beschaffenheit herkömmlicher tierischer Lebensmittel nachahmen.

Die Zukunft von künstlichem Fleisch ist ungewiss, aber das heisst nicht, dass es mit den Fortschritten in der Lebensmitteltechnologie für immer verschwinden wird.

Allerdings wird jetzt, da der anfängliche Hype um diese Produkte nachlässt, immer deutlicher, dass sie nicht die endgültige Antwort auf unsere Umwelt- und Gesundheitsbedenken sind. Der jüngste Rückgang der Verkäufe von veganen Fleischalternativen deutet darauf hin, dass Verbraucher bei ihren Lebensmittelentscheidungen immer wählerischer werden. Geschmack, Preis und ein tieferes Verständnis für die Komplexität der Probleme im Zusammenhang mit unseren derzeitigen Ernährungssystemen beeinflussen die Entscheidungen der Verbraucher.

Sie können mit Barmherzigkeit allen Tieren und unserem Planeten helfen. Wählen Sie Mitgefühl auf Ihrem Teller und in Ihrem Glas. Go Vegan.

6 Kommentare

  1. Allein die Inflation hat viele Preise steigen lassen und so die überteuerten Fleischersatzprodukte nochmal verteuert. Es muss endlich eine Mehrwertsteuerbefreiung auf vegane Produkte her oder aber ein deutlich niedriger Satz im Vergleich zu Tierkadavern.

  2. Es ist auch eine Frage des Preises, wenn die Leute vegane Sachen liegen lassen. Die anderen Hersteller sind auch mit viel Elan auf den WirMüssenJaWegenDerInflationErhöhen-Zug aufgesprungen. Ich finde den Beyond Burger nicht nur völlig überteuert sondern auch viel zu sehr ähnlich der Orig.-Leichenpampe…

  3. Alexander Stebler Antwort

    Ist denn Beyond Meat der Massstab einer ganzen Branche? Ist es nicht vielmehr die breiter werdende Konkurrenz, die den relativ teuren und gesundheitlich nich gerade überzeugenden Produkten den Markt abgräbt?

  4. Veronika Egli-Steinegger Antwort

    Gibt sehr gute Firmen, die wir stets unterstützen: kommt mir grad so in den Sinn z.B. Soyana, New roots, und gibt noch mehr usw. Ohne Chemie! Und sehr schmackhaft!

  5. Gute vegane Produkte sind nach wie vor gefragt!
    Und zwar Produkte der Hersteller, die von Anfang an dabei sind und NUR vegane Produkte herstellen!
    Wie z. B. Fantastic foods, Taifun oder Wheaty, um nur einige zu nennen.
    Die Produkte sind qualitativ sehr gut und schmecken wunderbar!
    Das Problem ist die Industrie – sind die Massentierhalter, die genau das erreichen wollen, worauf Sie offensichtlich auch reinfallen – sie unterbieten preismäßig mit qualitativ schlechten und ekelhaft schmeckenden Produkten die ehrlichen Hersteller – um so nicht nur zusätzlich Profit zu machen, sondern auch die vegane Ernährung zu verunglimpfen. Denn sie wollen ja weiterhin ihre Fleischprodukte verkaufen! Die Veganer, die diese Produkte kaufen, kann ich nur bedauern!
    Wiesenhof verkauft seine veganen „Produkte“ unter mehreren falschen Namen von Scheinfirmen, u. a. die vegane Penny-Marke (Food for Future) und „green legend“ von Edeka – nur mal hinten drauf schauen!
    Eine sehr gute und preiswerte Marke wie „Hobelz“ musste schon aufgeben, weil die Supermärkte nach und nach nur noch mit Billig-Vegan-Produkten der größten Massentierhalter bestückt sind (Rügenwalder Mühle, Meika usw.)! Und mit dem Kauf dieser Schrott-Ware wird die Massentierhaltung immer mehr unterstützt! Vielleicht sollte man darüber mehr aufklären – und diesen Müll nicht kaufen! Dann schmeckt es auch allen wieder!

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