Jedes Jahr werden nach Ablauf der Jagdsaison Tausende spanische Windhunde ausgesetzt oder gar getötet.
Tierschützer fordern erneut ein Ende dieser grausamen Praxis.
In Sachen Tierschutz gilt Spanien, das Land der Stierkämpfe, bisher eher als europäisches Schlusslicht. Nun gibt es Hoffnung, dass die rechtliche Lage der Tiere im neuen Jahr in dem südeuropäischen Land etwas besser wird: Das nationale Parlament in Madrid brachte eine Gesetzesinitiative auf den Weg, um den Tierschutz zu stärken – erstaunlicherweise einstimmig. Wichtigster Punkt des Vorstosses: Tiere sollen im Bürgerlichen Gesetzbuch nicht länger als “Gegenstände” wie Möbelstücke, sondern als «Lebewesen» angesehen werden.
Die Tierquälerei ist in Spanien bis heute ein grosses Problem. Insbesondere innerhalb der Jägerschaft, die für Hunde und/oder Wildtiere keinen Respekt haben.
Viele Fälle von Tiermisshandlungen in Spanien betreffen die Jagdhunde: Es sei immer noch Brauch, dass ausgediente Jagdhunde fortgejagt oder erschossen würden, beklagen Hilfsorganisationen. Jedes Jahr werden nach Schätzungen der Tierschutzgruppe «SOS Galgos» zehntausende spanische Windhunde (Galgos) in Spanien ausgesetzt.
Die Galgos werden in Spanien vor allem zur Hasenjagd eingesetzt. Dabei werden diese Windhunde, die bis zu 70 Stundenkilometer schnell sind, im offenen Gelände auf Hasen angesetzt. Eine Hetzjagd, bei der die Beute meist vom Galgo geschnappt und erlegt wird – also ohne, dass ein Schuss fällt. Nicht selten wird diese Hasenjagd auch in Form von Wettbewerben praktiziert, bei denen der schnellste oder eleganteste spanische Windhund prämiert wird.
Wenn im Februar die Jagdsaison in Spanien zu Ende geht, haben Tierschützer besonders viel zu tun. Denn im Februar beginnt das Leiden für Tausende spanischer Windhunde. Jedes Jahr erleiden bis zu 200’000 dieser langbeinigen und sehr schnellen Hunde dieses Schicksal, schätzen Experten. Tierschutzorganisationen in ganz Europa protestieren gegen diese Misshandlungen. Sie fordern, die Jagd mit Galgos in Spanien zu verbieten. Mit der Zahl der Auffangstellen wächst auch der Anreiz, die Tiere auszusetzen. In einer Station können am Ende der Jagdsaison täglich bis 100 Hunde eintreffen. Die einzige Lösung für dieses Problem ist eine Veränderung der Kultur. Derzeit sehen Jäger, praktisch das Schlusslicht der gesellschaftlichen Entwicklung, Hunde usw. eben immer noch nicht als Individuen.
«Spanien ist das einzige EU-Land, in dem die Jagd mit Galgos noch erlaubt ist», kritisiert David Rubio, der Sprecher der nationalen Plattform «No a la Caza con Galgos – Nein zur Jagd mit Galgos» (NAC). «In anderen europäischen Staaten ist dies schon vor Jahrzehnten verboten worden.» Die spanischen Tierheime seien überfüllt – mit Galgos, aber auch mit anderen Hunderassen.
Äusserst brutale Tötungsmethoden
Bei der Rettung spanischer Galgos helfen viele internationale Organisationen mit: «Viele Hunde, die in Spanien kein neues Zuhause finden, müssen ins Ausland vermittelt werden», erzählt Tierschützer Rubio. In der Tat werden Tausende Galgos jedes Jahr von ausländischen Tierfreunden nach Deutschland, Österreich, in die Schweiz oder auch in andere Länder geholt. Oft sind es Urlauber, die im Flugzeug oder im Auto auf der Heimfahrt einen Galgo mitbringen. Doch nicht alle Galgos, die bei der Jagd ausgedient haben, können von Tierschützern gerettet werden. Nicht wenige werden von den Jägern getötet, berichtet die Plattform NAC. Mit einem Schuss. Oder zuweilen auf brutalere Weise: Etwa indem sie lebend in Brunnen geworfen werden, wo sie qualvoll verenden. Oder indem sie an Bäumen aufgehängt werden. Wie viele Jagdhunde auf diese barbarische Weise umkommen, weiss niemand genau. Die meisten Fälle werden nicht bekannt. Spaniens Umweltpolizei Seprona registriert zwar jedes Jahr Hunderte Fälle von Galgo-Misshandlungen aller Art – doch die Dunkelziffer dürfte hoch sein.