Als Spitzenprädatoren spielen grosse Beutegreifer wie Löwen oder Wölfe eine entscheidende Rolle in ihren Ökosystemen.
Ihre Zahl ist jedoch in den letzten Jahrzehnten erheblich zurückgegangen, was zu Bemühungen geführt hat, mehrere Arten umzusiedeln – einschliesslich der Wiederansiedlung von Arten in Gebieten, in denen sie ausgerottet waren, oder der Verstärkung einer bestehenden Population, um ihre Lebensfähigkeit zu erhöhen, um ihre Erhaltung zu unterstützen. Bisher gab es jedoch nur wenige Informationen darüber, welche Faktoren ausschlaggebend dafür sind, ob solche Wiederansiedlungsprogramme erfolgreich sind oder nicht.
Nun hat ein Forscherteam unter der Leitung der Universität Oxford die Daten von fast 300 Tierumsiedlungen analysiert, die zwischen 2007 und 2021 in 22 Ländern auf fünf Kontinenten stattfanden und 18 verschiedene Beutegreifer wie Wölfe, Bären, Hyänen, Wildhunde und Grosskatzen betrafen.
Die Analyse ergab, dass zwei Drittel (66 %) der Umsiedlungen erfolgreich waren und dass die Erfolgsquoten bei der Umsiedlung von Beutegreifern seit 2007 erheblich gestiegen sind. Nach Angaben der Experten stiegen die Erfolgsquoten bei wildlebenden Beutegreifern von 53 Prozent (vor 2007) auf 70 Prozent, und bei in Gefangenschaft geborenen Tieren verdoppelten sich die Erfolgsquoten von 32 Prozent auf 64 Prozent. Die Arten mit den höchsten Erfolgsquoten waren Mähnenwölfe, Pumas und Ozelots (100 Prozent Erfolgsquote), während die Arten mit der niedrigsten Erfolgsquote (etwa 50 Prozent) afrikanische Löwen, Geparden, braune Hyänen, iberische Luchse und Wölfe waren.
Soft-release“-Methoden, bei denen die Tiere an die neue Umgebung gewöhnt werden, bevor sie vollständig freigelassen werden, scheinen am erfolgreichsten zu sein. Gleichzeitig erhöhte das Aussetzen von Jungtieren (im Alter von ein oder zwei Jahren) die Erfolgsquote, da sie sich aufgrund ihres plastischen Verhaltens besser an die neue Umgebung anpassen können. Im Vergleich zu den in freier Wildbahn geborenen Tieren sank die Erfolgsquote der aus der Gefangenschaft entlassenen Tiere um das 1,5-fache. Leider gelang es nur etwas mehr als einem Drittel (37 %) der umgesiedelten Tiere, in ihrem neuen Lebensraum eine Partnerin zu finden und/oder ein Jungtier aufzuziehen.
Obwohl die Tatsache, dass die meisten umgesiedelten Tiere überlebten, sehr ermutigend ist, zeigt ihr geringer Paarungserfolg die anhaltenden Herausforderungen, denen sich die Bemühungen zur Wiederansiedlung stellen, und unterstreicht die Bedeutung des Schutzes bereits bestehender Lebensräume.
„In den letzten 15 Jahren sind wir bei der Umsiedlung und Wiederansiedlung grosser Fleischfresser erfolgreicher geworden. Dies lässt uns optimistisch in die Zukunft des Wiederaufbaus geschädigter Ökosysteme auf der ganzen Welt blicken, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es immer wichtiger ist, Grossraubtierpopulationen dort zu schützen, wo sie jetzt sind, bevor wir sie verlieren. Auch wenn wir immer erfolgreicher werden, scheitern 34 Prozent der einzelnen Umsiedlungen, und sie können nicht als Ersatz für sofortige Schutzmassnahmen zur Rettung dieser Populationen angesehen werden“, so der Hauptautor Seth Thomas, Biologe in Oxford.