Während in Graubünden nach wie vor nur einheimische Jäger auf die Jagd nach dem Steinbock gehen dürfen, ist dies im Wallis auch Ausländern erlaubt – dies, obwohl die Europäische Umweltagentur den Status der Population in diesen Gebieten als ungenügend eingeschätzt hat.
Das Wallis ist der einzige Kanton, der eine Bejagung durch ausländische Trophäenjäger auf den Steinbock zulässt.
Der Bergkanton erlaubt Trophäenjägern aus aller Welt gegen Geld Steinböcke abzuschiessen – begleitet von einem Walliser Wildhüter. Was für die ausländischen Hobby-Jägerinnen und Jäger ein Abenteuer darstellt, ist für die Reisebüros und den Kanton Wallis ein lukratives Geschäft: Die Steinbockjagd spült jährlich 650’000 Franken in die Staatskasse. Der Kanton Wallis verwendet diese Einnahmen unter anderem, um anschliessend den Wolf zu bekämpfen.
Im Kanton Wallis können Einzel-Abschussbewilligungen erworben werden. Bei Hobby-Jägern beliebt sind vor allem Steinböcke, die Hörner gelten als beliebte Jagdtrophäen. Dabei gilt je grösser, desto besser.
Diese Trophäenjagd wird schon seit Anfang der 1990er-Jahre praktiziert, war aber weitestgehend unbekannt in der Öffentlichkeit. Das hat sich seit letzten Sonntag zumindest in der West-Schweiz geändert. Die RTS-Sendung „Mise au point“ zeigte eine Reportage, in der diese Praxis beim Publikum gar nicht gut ankam. Schlechte Abschüsse, leidende Tiere, reiche Menschen aus der ganzen Welt, denen es nur darum geht, die längstmöglichen Hörner eines Steinbocks zu Hause aufzuhängen; bestenfalls neben einem Löwenkopf oder Büffelhörnern. Eine Petition wurde lanciert, die bereits tausendfach unterschrieben worden ist, und die Unterwalliser Grünen haben bereits angekündigt, in der kommenden Grossratssession zu intervenieren.
Auch Staatsrat Jacques Melly hat auf die Sendung reagiert. Gegenüber RTS sagt der für die Jagd zuständige Staatsrat, dass man bereits seit April darüber nachdenke, diese Art der Steinbock-Jagd für Ausländer zu verbieten. „Sie entspricht nicht mehr dem heutigen Zeitgeist.“
Gleich mehrere Aspekte dieser Steinbock-Safaris sind denn auch zu hinterfragen. So kooperiert etwa die zuständige Dienststelle aktiv mit entsprechenden Agenturen, die das ganze Erlebnis bewerben und organisieren, inklusive Heli-Flüge ins Hochgebirge. In manchen Fällen hätten hiesige Wildhüter, die die Gastjäger bis zum Tier begleiten, zudem hohe Summen Trinkgeld bezogen. Was Staatsangestellten untersagt ist.
Jagdlizenzen für Steinböcke
Dies führt dazu, dass jährlich rund 350 Steinböcke in der Region geschossen werden. Im Kanton Graubünden sind es rund 500 Tiere. Es wird geschätzt, dass insgesamt 18’000 Steinböcke in den Schweizer Alpen leben.
Wer in der Schweiz einen Steinbock schiessen will, der muss aber tief in die Tasche greifen. Ein deutscher Jagdreisevermittler bietet eine 3-tägige Steinbockjagd für rund 3000 Euro an. Dazu kommen noch die Hotel- und Verpflegungskosten.
Die Lizenz, um im Wallis einen männlichen Steinbock zu jagen, der ein Meter lange Hörner hat, kostet 13’000 Franken. Jeder zusätzliche Zentimeter kostet 500 Franken. Dazu kommen die Kosten der Betreuung, des Hotels und der Begleitperson. Diese belaufen sich auf rund 3000 bis 4000 Franken. Eine Touristin, die aus den USA für die Jagd angereist ist, gibt an, 20’000 Franken für einen dreitägigen Trip bezahlt zu haben.
Der Walliser Jagdinspektor Peter Scheiberl erklärt gegenüber der «Rundschau», dass es sich dabei nicht um Trophäenjagd, sondern um eine Regulierung der Bestände handle. Es sei absolut vertretbar, auch wenn die Trophäen dann ins Ausland gelangten. Durch diese Jagd sei nach wie vor die Nachhaltigkeit gewährleistet.
Demnach ist das Ziel der Jagd die Stabilisation des Bestandes. Laut der eidgenössischen Jagdstatistik ist der Steinwildbestand im Kanton Wallis seit dem Jahr 2008 bei rund 5000 Tieren stabil.
Jean-Michel Gaillard, ein Forschungsdirektor an der Universität Lyon gibt an, dass rund 36 Prozent aller Steinböcke, die älter als 11 Jahre sind, abgeschossen werden. Das sei ein sehr grosser Anteil. Da sich vor allem ältere Steinböcke fortpflanzten, bedrohe die Jagd das Gleichgewicht der Herden. Die Jagdbehörden im Wallis sehen allerdings kein Risiko.
Das Beispiel der pervertierten Jagdverwaltungen Wallis, Graubünden oder Zürich (Stoppt das Fuchs- und Dachsmassaker im Kanton Zürich) zeigt, man darf den Kantonen vom Bund auf keinen Fall mehr Macht abtreten. Im Gegenteil!