Tierrechte

Stellungnahme Wildtierschutz Schweiz zur Teilrevision des kantonalen Jagdgesetzes in Graubünden

Wir sehen uns gezwungen, zu der heutigen Medienmitteilung von Dr. Cavigelli (Regierungsrat) und Herr Dr. Brosi (Amt für Jagd und Fischerei) u. a. bezüglich unserer Initiative „Für eine naturverträgliche und ethische Jagd“, Stellung zu nehmen.

Die Legislative versucht mit den üblichen „Buabatrickli“ die Initiative des Wildtierschutzes Schweiz auszutricksen.

Es ist das Resultat einer ausgeklügelten und für Laien gut getarnten sogenannten Teilrevision des kantonalen Jagdgesetzes, die in fast allen Teilen weiterhin einer reinen Protektion der Jagd dient. Ein schamloser Versuch, die Pfründe zu sichern mit der Unterstützung eines Regierungsrates, der sich ausschliesslich vom Amt für Jagd und Fischerei leiten lässt.

Aus diesem Grund verlangen wir in unserer Initiative unter Punkt 5, dass im Amt für Jagd und Fischerei, sowie in der Jagdkommission Tierschützer/Jäger sowie Nichtjäger paritätisch vertreten sein müssen. Genau um unter anderem solche Tricksereien und Mauscheleien innerhalb der Kommissionen und im Amt für Jagd und Fischerei zu vermeiden sowie dem Tierschutz die nötige Unterstützung zu geben. Um einen konsensfähigen Kompromiss zu finden, ist dies die Voraussetzung.

Dazu müssen wir folgendes festhalten. Dem Tierschutz wird nach wie vor keine Beachtung geschenkt – im Gegenteil. Von einem direkten Gegenvorschlag kann keine Rede sein und zwar aus folgenden Gründen:

Die Fallenjagd soll verboten werden, zugleich werden JägerInnen weiter ermächtigt, die Kastenfalle zu verwenden. Das heisst im Klartext, dass JägerInnen die die Fallenjagd bis jetzt betrieben haben, dies auch weiterhin tun dürfen. Die fadenscheinige Begründung war und ist dieselbe geblieben, es ginge um „Verhütung von Wildschäden im Siedlungsraum, sowie bei Landwirtschaftsbetrieben in Dorfnähe und einzelne Gebäude“. Wir sind somit beim Status quo – es hat sich nichts geändert!

Der Verein Wildtierschutz Schweiz fordert in diesem Zusammenhang, dass ausschliesslich die Wildhut Fallen stellen darf (keine Bauern und keine Jäger) und das nur in Situationen wo keine andere Möglichkeit besteht, die Falle zum Einsatz kommt. Die Tiere dürfen nicht erschossen werden, sondern müssen in entfernteren Gebieten wieder frei gelassen werden. Das sollte, nebst unserer Forderung in der Initiative (Fallen zum Töten und das Anfüttern von Tieren sind zu verbieten), mit Tierquälerei auf der Jagd nichts mehr zu tun haben, sondern betrifft Einzelfälle.

Die bleifreie Munition wird von den Wildhütern seit einigen Jahren angewandt und hat sich offensichtlich bewährt. Die Wildhüter schiessen genau wie die Jäger – also kein Grund abzuwarten. Es geht nicht um den vorgeschobenen Tierschutz, sondern vielmehr darum, dass nicht alle Jagdwaffen bleifreimunitionstauglich sind! Und bei einer Patentkostenerhöhung ein schlechter Zeitpunkt so etwas einzuführen.

Schiessfertigkeit ist eine Farce, da nicht mit der vorgeschriebenen Munition von 10,2 mm plus – aus „Kostengründen“ sondern mit kleinerer Munition auf eine Distanz von nur 100 m und auf ein unbewegliches Motiv geschossen wird – ein komplett anderer Rückstoss und Flugbahn bei 150-200 m und Bedingungen als in der Wildbahn – so kann jeder Laie inert Kürze den Test fehlerfrei bestehen. Das ist keine effiziente Prüfung, sondern eine Alibiübung.

Die Abschaffung der Vogeljagd steht nicht zur Diskussion. Im Gegenteil, man hat die Dreistheit zu behaupten, „Vogeljagd hilft die Natur schützen“. Das Gegenteil ist der Fall. Der Birkhahn und vor allem das Schneehuhn ist in der Gesamtpopulation wegen dem Klimawandel stark gefährdet. Dass sich in Graubünden eine kleine Population im Moment halten kann, hat topografische Gründe. Es ist aber absehbar, dass auch hier die Bestände sinken. Die Jäger haben im Kanton Graubünden schon einmal ziemlich alles ausgerottet, was nicht nur an Vögel verfügbar war. Dies ist auch bei der Rede von den beiden oben genannten Herren angeklungen. Greifvögel haben nun alle Reviere im Kanton Graubünden besetzt – heisst im Klartext: Man schliesst nicht aus, den Adler, Mäusebussard usw. wieder zu bejagen! Dies sollte ein gut hörbares Warnsignal für alle Anwesenden gewesen sein!

Die 4 Tage Zusatzjagd im Oktober ist eine Ausdehnung der Jagd. Ursprünglich als Entlastung der Sonderjagd/Herbstjagd diskutiert, ist heute keine Rede mehr davon, dass es in irgendeiner Weise die Sonderjagd stoppt oder man eine annehmbare Lösung sucht. Man hat genommen – aber nichts gegeben.

Dazu kommt eine ganz fatale Entwicklung in Punkt „Weiterer Revisionsbedarf“.

Aufhebung Gruppenjagdverbot. Statt die Anzahl zusammenjagender Jäger auf 4 zu begrenzen, wird diese Regelung aufgehoben. Das heisst, dass nun neu die Treib- oder Drückjagd eingeführt wird. Eine überaus brutale und Tier-verachtende Methode der Jagd (wird im In- und Ausland bereits bekämpft). Treib- oder Drückjagd bedeutet, dass man in grossen Gruppen die Tiere direkt in die Arme der Scharfschützen treiben kann, welche auf die in Panik fliehenden Tiere mit einer Grosstiermunition von 10,2 mm und grösser ballern. In diesem Tumult der fliehenden Tiere können keine präzisen Schüsse abgegeben werden. Dies ist gar nicht möglich bei den Geschwindigkeiten die z. B. Hirsche auf der Flucht an den Tag legen können.

Jagd und Tierschutz läuft diametral auseinander. Die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt und gewandelt. Der Tierschutz, auch im Hinblick auf den Tourismus in unserem Kanton, hat einen anderen Stellenwert als noch vor einigen Jahren.

Es ist zu hoffen, dass der „Grosse Rat“ sich mit einer Botschaft von 84 Seiten nicht verwirren oder beeindrucken lässt und zwischen den Zeilen lesen kann.

1 Kommentar

  1. Es bleibt den wahren Tierschützern also keine andere Wahl sich gegen diese klebrig-vernetze Bonzen- Lobby durchzusetzen, als die eigentlichen Grundstückseigentümer aufzufordern, ihren eigenen Grund und Boden von der Jagd augenblicklich befrieden zu lassen. Nebenher muss endlich eine gesellschaftliche Ächtung dieser Klientel erfolgen! Dazu sollten sich auch endlich einmal mehr Prominente „outen“ Jagdgegner zu sein! Personen, die Spaß am Töten haben sind doch nicht nur eine Gefahr für eine friedliche moderne Gesellschaft, sondern auch für eine ökologisch intakte Umwelt. Die Natur braucht keine Jäger, das weiß mittlerweile jedes Kind! Es bleibt ein Kampf gegen eine unglaublich starke Lobby, die wider jedweder Vernunft an dem Geschäft mit dem Töten (genannt Jagd) festhält.

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