Mit ihrem neuesten Ranking der Lebensmittelindustrie hat die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN einige der weltweit grössten Schokoladenhersteller untersucht, um deren Bemühungen zur Reduzierung von Kuhmilch zu bewerten.
Dabei erreichen im internationalen Vergleich die Eigenmarken der zwei Schweizer Detailhändler Coop und Migros ein lediglich durchschnittliches Ergebnis. Noch schlechtere Bewertungen erhielten Lindt & Sprüngli sowie Nestlé.
Die internationale Bilanz der Schokoladen-Challenge ist ernüchternd: Während die zwei Schweizer Unternehmen Migros und Coop es knapp in die Kategorie «Durchschnittlich» schafften*, liegen vier Unternehmen in der Kategorie «Schwach» (darunter Lindt & Sprüngli sowie Nestlé). Zwölf Teilnehmer wie z.B. Ferrero und Ritter fallen in die Kategorie «Sehr schwach»*. Dabei ist für VIER PFOTEN klar: «Obwohl Migros und Coop mit ihren Eigenmarken die Rangliste anführen, müssen auch sie ihre Hausaufgaben machen. Mittelmass in unserem traditionsreichen Schoggi-Land Schweiz reicht nicht!», sagt Julia Fischer, Kampagnen-Managerin bei VIER PFOTEN Schweiz.
Viele der Unternehmen haben zwar vegane «Milch»-Schokolade im Sortiment, aber keiner der Hersteller hat eine konkrete Strategie zur Reduktion von Kuhmilch im Programm, obwohl bekannt ist, dass Kuhmilch Tierschutzprobleme mit sich bringt und negative Auswirkungen auf die Umwelt hat. VIER PFOTEN fordert die Industrie deshalb auf, klare Ziele zur Reduktion tierischer Inhaltsstoffe und höhere Tierschutzstandards umzusetzen.
Schokolade ist ein Symbol für Genuss und gehört zu vielen Feiertagen wie beispielsweise Ostern, Weihnachten oder auch den bevorstehenden Muttertag dazu. Von diesem Genuss bekommen die Milchkühe im Regelfall aber nichts zu spüren. Im Vorfeld des Muttertags empfiehlt VIER PFOTEN deshalb allen, die überlegen, Milchschokolade als Geschenk für ihre Liebsten zu kaufen, stattdessen eine pflanzliche Variante zu wählen. Die negativen Auswirkungen des derzeitigen weltweiten Überkonsums von Milchprodukten auf die Tiere und die Umwelt liegen auf der Hand.
Milchreduktion keine Priorität bei Schokoladenherstellern
Obwohl die Mehrheit (11 von 18) der in der Rangliste aufgeführten Unternehmen bereits mindestens eine milchfreie «Milch»-Schokolade anbietet, bei der Milch durch pflanzliche Alternativen wie Hafermilch, Nussbutter oder Reissirup ersetzt wird, plant keiner der Hersteller, dieses Angebot zu erhöhen. Ein Blick in die jeweiligen CSR-Berichte zeigt weiter, dass keines der Unternehmen Strategien zur Reduktion von Milchprodukten verfolgt oder eine Tierschutzpolitik vorweisen kann, die den Mindestanforderungen von VIER PFOTEN entspricht.
Milchprodukte haben einige Mankos, sowohl aus Sicht des Tierschutzes als auch in Hinblick auf unsere Umwelt und die Klimakrise. Kühe geben nur Milch, wenn sie ein Kalb haben und müssen deshalb jährlich ein Kalb zur Welt bringen. In den meisten Milchviehbetrieben wird das Kalb kurz nach der Geburt von der Mutter getrennt, in den ersten Wochen enthornt und häufig in sogenannten Kälberiglus isoliert gehalten. Viele weibliche Kälber erwartet das gleiche Schicksal als Milchkuh, während die männlichen Kälber in der Regel in die Mast kommen und mit ca. 5 Monaten geschlachtet werden. 42% der Schweizer Milchkühe müssen zudem ihr Leben in Anbindehaltung fristen. Die Schokoladenhersteller müssen die Messlatte für den Tierschutz in ihren Produkten definitiv höher legen.
Julia Fischer, Kampagnen-Managerin bei VIER PFOTEN Schweiz
Überproduktion von Milchprodukten birgt viele Klimarisiken
Über 80 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche wird für die Tierhaltung genutzt. Das anhaltende Produktionswachstum von tierischen Produkten geht auf Kosten von Wäldern und anderen Ökosystemen. Der Flächenverbrauch für die Herstellung von Kuhmilch ist mehr als zehnmal so hoch wie für Pflanzenmilch. Es müssen Massnahmen ergriffen werden, um die Auswirkungen auf die Umwelt abzumildern. Sogenannte Nutztiere sind für zirka 1/6 aller vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich, wovon ein Drittel allein auf die Milchproduktion entfällt. Kuhmilch verursacht zwei- bis viermal mehr Treibhausgasemissionen als pflanzliche Milch.