Im April 2021 starten Forschende von Agroscope und der Universität Zürich ein schweizweites bürgerwissenschaftliches Projekt.
Dabei soll die Gesundheit des Bodens systematisch erfasst werden. In der Schweiz ist es bislang das grösste Projekt seiner Art. Zwischen Genf und dem Engadin werden total 2000 Proben entnommen und Messungen gemacht.
Je zersetzter die Unterhose, desto gesünder der Boden
Dabei greift das Projekt mit dem Titel «Beweisstück Unterhose» auf eine etwas ungewöhnliche Messmethode zurück. Die ersten 1000 Anmeldungen bekommen ein Paket mit zwei Paar Baumwollunterhosen zugeschickt. Für alle weiteren Interessierten wird eine Anleitung zur Verfügung gestellt, wie man die Untersuchungen selbstständig durchführen kann. Die Unterhosen werden auf dem Acker, der Wiese oder im Garten vergraben. Nach zwei Monaten werden sie wieder ausgebuddelt. Je schneller die Baumwollunterhosen abgebaut werden, desto mehr Lebewesen sind im Boden aktiv und desto gesünder ist der Boden – das ist jedenfalls die Erwartung, die im Projekt geprüft wird. Dank des Projekts lassen sich viel mehr Daten erheben, als wenn die Wissenschaftler das alles alleine machen müssten.
Teebeutel mit Unterhosen vergleichen
Unterhosen werden bereits seit einigen Jahren in Kanada von Landwirtinnen und Landwirten als einfacher Zeiger für die Bodengesundheit eingesetzt. «Doch bislang wurde nicht überprüft, ob diese Methode auch wissenschaftliche Standards erfüllt. Niemand weiss, wie genau sie ist und ob es tatsächlich eine klare Beziehung zwischen der Abbaurate der Unterhosen und der Bodenqualität gibt», sagt Projektvorsitzender Marcel van der Heijden, Ökologe bei Agroscope und der Universität Zürich. Um das herauszufinden, vergraben die Teilnehmenden zusätzlich verschiedene Teebeutel. «Diese sind in der Bodenforschung gut etabliert. Man weiss, wie lange es geht, bis sich verschiedene Teesorten zersetzen. Das können wir dann mit der Baumwolle der Unterhosen vergleichen», sagt Franz Bender, Leiter des Projekts. Dazu werden die verrotteten Unterhosen fotografiert und digital ausgewertet. «Dadurch lässt sich der Zersetzungsgrad präzise feststellen», sagt Bender. Die freiwilligen BürgerforscherInnen entnehmen zudem eine Bodenprobe, welche dann zusätzliche Informationen über die Bodenqualität liefern kann.
Die wertvollste Ressource der Welt ist bedroht
Ohne den Boden wäre für uns Menschen das Leben auf der Erde nicht möglich. Boden ist die Grundlage für Nahrungsmittelproduktion und Rohstoffe, filtert Wasser und schützt vor Naturgefahren. Zudem ist er die Heimat von Billionen kleinster Lebewesen. Sie machen ein Viertel der weltweiten Artenvielfalt aus. Ihre Fülle und Produktivität zeichnen gesunde Böden aus. Diese wertvollste aller Ressourcen ist jedoch weltweit stark gefährdet – auch in der Schweiz. Erosion, zu hoher Einsatz von Agrochemikalien und Überbauung verringern die produktive Bodenfläche jeden Tag. Weltweit wird jedes Jahr eine Fläche zweieinhalb Mal so gross wie die Schweiz so stark degradiert, dass auf ihr keine Landwirtschaft mehr betrieben werden kann.