Kunterbunt

Luchs bricht aus Tiergarten und stirbt nach Narkose

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Am Morgen des 2. Juni 2021, ist im Tiergarten Nürnberg ein Europäischer Luchs aus seinem Gehege entkommen.

Er hat im benachbarten Gehege drei erwachsene Hirschziegenantilopen getötet und ein Jungtier verletzt. Der Luchs konnte vor Öffnung des Tiergartens betäubt und zurück zu seinem Stall gebracht werden. Nach dem Aufwachen aus der Narkose verstarb er plötzlich und unerwartet. Die Narkose selber sowie der Aufwachvorgang aus der Narkose verliefen zuerst unauffällig. Möglicherweise war die Stressbelastung durch den Ausbruch und die darauffolgende Tötung der Antilopen in Kombination mit der Narkose zu viel.

Die pathologische Untersuchung hat Hinweise auf ein akutes Herz-Kreislaufversagen ergeben. Ursache für den Ausbruch war eine Unterbrechung des Stromkreislaufs des Elektrodrahts, der den Aussenzaun sichert. Der Defekt konnte sofort nach Entdeckung behoben werden, so dass das zurückgebliebene weibliche Tier gesichert ist.

Das Luchspärchen gehört zum EEP (EAZA Ex situ Programm = Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) für Europäische Luchse und war erst im letzten Jahr verpaart worden. Beide stammen aus Tschechien. Der verstorbene Kater wurde 2017 in Liberec geboren und lebte seit 2018 in Nürnberg. Das 2018 in Hluboka geborene Weibchen kam im vergangenen Jahr nach Nürnberg.

Die Tierrechtsorganisation PETA fordert nun von der Zoodirektion, die Haltung von Beutegreifern, insbesondere Gross- und Kleinkatzen, im Tiergarten Nürnberg durch ein Nachzucht- und Importstopp auslaufen zu lassen.

Insbesondere sogenannte Raubkatzen leiden immens unter der Gefangenschaft in einem Zoogehege, egal ob gross oder klein. Die beiden Gepardenausbrüche von 2012 in Nürnberg sowie zahlreiche weitere Fluchtversuche in deutschen Zoos zeigen, dass die intelligenten Tiere bei jeder Gelegenheit versuchen, zu entkommen. Einen Nutzen hat das Einsperren der Tiere ohnehin nicht – kein Luchs oder Löwe, der es gewohnt ist, täglich Nahrung zu bekommen, kann jemals ausgewildert werden. Die Katzen werden also nur zu Unterhaltungszwecken eingesperrt. Das Nachzüchten von Beutegreifern wie Gross- und Kleinkatzen, Bären und Wölfen muss umgehend beendet werden. Mit den eingesparten Geldern könnte der natürliche Lebensraum der Tiere langfristig geschützt und ihr Aussterben so effektiv verhindert werden.

Peter Höffken, Fachreferent bei PETA.

Unfälle und Ausbrüche bei Grosskatzen keine Seltenheit

PETA fordert zum Schutz des Zoopersonals und der Tiere das Ende der Beutegreiferhaltung in zoologischen Einrichtungen. Die Tierrechtsorganisation verweist auf über ein Dutzend Fälle in den vergangenen Jahren im deutschsprachigen Raum, bei denen Grosskatzen Zoopersonal teils tödlich verletzten oder aus ihren Gehegen ausbrachen:

  • Im Februar dieses Jahres ist eine Wärterin im Osnabrücker Zoo von einem Löwen angegriffen und schwer verletzt worden, als sie das Gehege reinigte.
  • Im Juli 2020 tötete eine Tigerin eine Tierpflegerin im Zoo Zürich.
  • Im Oktober 2018 wurde ein 19-jähriger Pfleger des Köthener Tierparks von zwei Tigern schwer verletzt, da er bei der Fütterung zu nahe am Gehege war. Im September 2017 biss eine Leopardin einen Pfleger im Chemnitzer Tierpark ins Gesicht. Ein Schieber zum Außengehege hatte aufgestanden.
  • 2013 tötete ein Tiger einen Tierpfleger im Allwetterzoo Münster.
  • Im Jahr zuvor war eine Wärterin im Kölner Zoo ebenfalls von einem Tiger getötet worden.

Seit Anfang 2012 entkamen zudem in verschiedenen Einrichtungen in mindestens sieben Fällen Grosskatzen und ein Luchs aus ihren Gehegen:

  • Zuletzt entlief 2017 ein Luchs aus der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen.
  • Im Jahr zuvor brachen sowohl im Zoo Leipzig als auch im Wildpark Johannismühle jeweils zwei Löwen aus. In Leipzig wurde eines der Tiere bei seinem Fluchtversuch erschossen.
  • Auch ein Schneeleopard im Wuppertaler Zoo konnte im selben Jahr aus seinem Gehege flüchten.
  • 2012 und 2014 sind im Salzburger Zoo insgesamt dreimal Geparden entkommen.

Ausbrüche oder Angriffe von Grossbären, Menschenaffen und Elefanten haben in den vergangenen Jahren ebenfalls zu verschiedenen Tragödien geführt.