Wissenschaft

Hobby-Jagd fördert Krankheiten

Nur Zecken, die vorher infizierte Tiere gebissen haben, sind dafür verantwortlich, dass sich Menschen anstecken.
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Immer im August, schlüpfen die schwarzenbeinigen Borreliose übertragenden Zecken.

Die Anzahl der Menschen, die sich mit Borreliose und andere von Zecken übertragenen Krankheiten anstecken, ist in Europa und Nordamerika steigend. Auf Waldböden, urbanen Gegenden und in Parks warten die Zecken auf ihre erste Blutmalzeit. Auch von den in Europa und Nordamerika omnipräsenten weissen Mäusen und anderen kleine Säugetieren, welche die gefürchteten Krankheitserreger in und auf sich tragen, ernähren sich die kleinen schwarzen Parasiten.

Aber dem müsste nicht so sein. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass das Aussterben von Mäuse jagenden Beutegreifern, insbesondere der Fuchs, Ursache für die steigende Anzahl der von zeckenübertragenden Erkrankungen ist. Zeckenlarven werden ohne die für den Menschen gefährlichen Krankheitserregern geboren.

Abriss der Studie

Predators and competitors of vertebrates can in theory reduce the density of infected nymphs (DIN)—an often-used measure of tick-borne disease risk— by lowering the density of reservoir-competent hosts and/or the tick burden on reservoir-competent hosts. We investigated this possible indirect effect of predators by comparing data from 20 forest plots across the Netherlands that varied in predator abundance. In each plot, we measured the density of questing Ixodes ricinus nymphs (DON), DIN for three pathogens, rodent density, the tick burden on rodents and the activity of mammalian predators. We analysed whether rodent density and tick burden on rodents were correlated with predator activity, and how rodent density and tick burden predicted DON and DIN for the three pathogens. We found that larval burden on two rodent species decreased with activity of two predator species, while DON and DIN for all three pathogens increased with larval burden on rodents, as predicted. Path analyses supported an indirect negative correlation of activity of both predator species with DON and DIN. Our results suggest that predators can indeed lower the number of ticks feeding on reservoir-competent hosts, which implies that changes in predator abundance may have cascading effects on tick-borne disease risk.

Gäbe es weniger Nagetiere, würden sich die Zecken an anderen Säugern oder an Vögel verbeissen, welche nicht Träger der für den Menschen schädlichen Krankheitserreger sind. Oder die Zecken würden schlichtweg kein erstes Blutmahl erhalten. Und um sich zu vermehren, brauchen Zecken mindestens drei Blutmahlzeiten.

Für die Studie hat Tim R. Hofmeester, damals Absolvent der Wageningen Universität in Holland und dessen Studienleiter, Kameras an 20 Grundstücken in ganz Holland aufgestellt, um die Aktivitäten von Füchsen und Steinmardern aufzuzeichnen. Diese stehen in einer sehr engen Räuber-Beute-Beziehung mit der Maus. Einige der Kameras wurden in geschützten Gebieten aufgestellt. Die anderen in Gebieten, in denen der Fuchs stark bejagt wird.

In über zwei Jahren hat er hunderte von Mäuse und Wühlmäuse gefangen und zählte, von wie vielen Zecken sie befallen sind. Er testete die Zecken auf Borreliose und zwei andere bakterielle Infektionserreger. Um noch mehr Zecken zu sammeln, schleifte er grosse Blachen über den Boden.

In Gebieten, in welchen die Aktivität von Beutegreifern höher ist, fand er 10 bis 20 Prozent weniger neugeschlüpfte Zecken auf den Nagern. Dadurch werden auch weniger Zecken und deren Krankheitserreger an die nächste Generation von Mäusen weitergegeben. Die Studie zeigte auch, dass die „Nymphen“ – so werden heranwachsende Zecken genannt – zu 15 Prozent häufiger infiziert sind, wenn sie in einer Gegend mit geringer Aktivität von Fuchs und Steinmarter leben.

Und obwohl er immer seine Hosenbeine in die Socken gesteckt hatte und ein starkes Zeckenspray benutzte, musste er mehr als 100 Zecken von seinem Körper entfernen.

Interessanterweise ist die Population der Mäuse durch die stärkere Aktivität der Beutegreifer nicht gesunken. Jedoch jener der infizierten Zecken, wie die Studie von Dr. Hofmeister zeigt. In seiner Publikation in Proceedings of the Royal Society B, macht er die Vermutung, dass sich die Nager, in der Gegenwart von Fuchs und Steinmarder, in kleineren Radien bewegen.

Dies ist die ersten Publikation die zeigt, dass Beutegreifer gut für unsere Gesundheit sind. Sagt Dr. Taal Levi, ein Ökologe der Oregon State University, der an dieser Studie mitgearbeitet hat. „Wir hatten schon lange die Theorie aber diese Art von Feldarbeit ist sehr aufwendig, erfordert harte Arbeit und braucht Jahre“.

Lebensraumzerstückelung, die Jagd und die Vertreibung von grösseren Beutegreifern, wie passen in diese Theorie, sagt Dr. Levi und meint, wenn es noch mehr solche Studien geben würde und sich die Aussagen darin bestätigen, könnte das dazu führen, dass sich das öffentliche Gesundheitswesen dazu bewegt, Beutegreifer wie den Fuchs zu schützen. Zum Beispiel könnten die Lebensraumansprüche von bestimmen Beutegreifern in der Landnutzung berücksichtig werden. Denn weder die Ausrottung von Rotwild noch die Verwendung von Pestiziden hat bis jetzt gegen die von Zecken verursachten Ausbreitung der Krankheitserreger geholfen.

Die Quintessenz ist, dass wir die Rolle der Beutegreifer im Kampf gegen die Zecken nicht unterschätzen sollten“, sagt Richard S. Ostfeld, ein leitender Wissenschaftler am Cary Institut of Ecosystem Studies. Schon in einer Publikation aus dem Jahre 2004 machte er die Vermutung, dass kleine Beutetiere eine wichtige Rolle spielen. ”Wir sollten diese rätselhaften Wechselwirkungen nicht ignorieren, solange wir keine Kamerafallen in die Wälder stellen.“

Interessen-Gemeinschaft Wild beim Wild

Die IG Wild beim Wild ist eine gemeinnützige Interessen-Gemeinschaft, die sich für die nachhaltige und gewaltfreie Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung einsetzt, wobei die IG sich auch auf die rechtlichen Aspekte des Wildtierschutzes spezialisiert hat. Eines unser Hauptanliegen ist, in der Kulturlandschaft ein zeitgemässes und seriöses Wildtiermanagement nach dem Vorbild vom Kanton Genf einzuführen – ohne Hobby-Jäger aber mit integren Wildhütern, die den Namen auch verdienen und gemäss einem Ehrenkodex handeln. Das Gewaltmonopol gehört in die Hände des Staates. Die IG unterstützt wissenschaftliche Methoden der Immunokontrazeption für Wildtiere.

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