Eine der ersten wilden Wölfin, die in Dänemark seit 200 Jahren frei herumlief, wurde kürzlich erschossen und bedroht das Überleben der Spezies im Land.

Zwei Naturforscher, die die Wölfin beobachteten, nahmen den Moment auf, in dem das Tier vor laufender Kamera erschossen wurde. Der Film hat grosse Empörung ausgelöst, insbesondere auch, weil der Schuss so stülperhaft – in Hobby-Jäger-Manier-, angetragen wurde.

Das Filmmaterial zeigt ein Weibchen, welches von jemandem aus einem geparkten Auto heraus erschossen wurde. Der Wolf war keine Bedrohung oder aggressiv.

Guillaume Chapron, Professor an der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften, sagte, das Töten sei «völlig inakzeptabel«, da der Wolf vor der Erschiessung kein aggressives Verhalten zeigte, sondern «eher eine Mischung aus Vorsicht und Neugier».

«Von der Videoaufnahme des Tierverhaltens gab es absolut keine Bedrohung für den Menschen und es gab auch keinerlei Anzeichen dafür, dass dieses Tier zur Bedrohung werden könnte.»

Er sagte, es sei schwierig, einen Grund für die Schiesserei zu finden «ausser einfachem Wolfshass und dem Glauben, dass Menschen Raubtiere in der Landschaft nicht tolerieren«.

«Ich glaube nicht, dass wir hier einen Problemwolf haben, aber wir haben sicherlich einen ‹Problemjäger› und solche Leute müssen gestoppt werden.»

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[accordion title=»Die 10 hobby-jägerreichsten Länder Europas» load=»hide»]

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[li] 1. Frankreich 1’331’000[/li]
[li] 2. Spanien 980’000[/li]
[li] 3. England 800’000[/li]
[li] 4. Italien 750’000[/li]
[li] 5. Deutschland 351’000[/li]
[li] 6. Irland 350’000[/li]
[li] 7. Finnland 308’000[/li]
[li] 8. Türkei 300’000[/li]
[li] 9. Schweden 290’000[/li]
[li]10. Griechenland 235’000[/li]
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Die Polizei hat einen 66-jährigen Mann aus dem Gebiet, in dem der Wolf getötet wurde, wegen «Verstoss gegen die Jagdgesetzgebung» angeklagt.

Ein Sprecher der dänischen Polizei sagt:

«Er bestreitet, den Wolf getötet zu haben, will aber der Polizei keine weiteren Informationen über den Fall mehr geben. Wir haben das Auto des Mannes beschlagnahmt, von dem er angeblich seine Waffe abgefeuert hat und eine Anzahl von Jagdwaffen beim Wohnsitz des Mannes.»

Wilde Wölfe wurden in Dänemark seit 1813 nicht mehr gesehen, bis 2012 einzelne Männchen auf dem Land gesehen wurden. Im vergangenen Jahr reiste eine junge Wölfin 500 km aus Deutschland zu den männlichen Wölfen, um Dänemarks erstes funktionierendes Wolfsrudel seit 200 Jahre zu gründen.

Die Ergebnisse der forensischen Tests am Ort der Schiesserei und eine Suche auf dem Grundstück sowie dem Auto des Mannes werden in den nächsten Wochen erwartet.

Die Wölfe, von denen man annimmt, dass sie nur eine Handvoll sind, haben sich in einer gut bewirtschafteten Gegend von Heide und kleinen Kiefernplantagen mit reichlich Beute in Form von Rot- und Rehwild in Westjütland niedergelassen. Experten sagen, der Tod eines einzigen Tieres könnte die Lebensfähigkeit des Bestands gefährden.

Es wurde berichtet, dass im Winter mehrere Schafe in der Gegend getötet wurden, aber die dänische Regierung hat einen Wolfsverwaltungsplan mit Entschädigungen für Landwirte und Finanzierung aufgestellt, damit Viehzüchter wolfsfeste Zäune errichten können.

Wolfsrudel haben sich in den letzten Jahrzehnten in ganz Europa neu etabliert und in diesem Winter kehrte das mystische Wildtier schliesslich auch nach Belgien zurück, dem letzten Festland Europas, das bis dahin ohne Wölfe war.

Experten sagen, dass es mehr als 12’000 Wölfe in Kontinentaleuropa gibt (ausser Russland, der Ukraine und Weißrussland) und der Wolf eine geschützte Art im Rahmen der Habitat-Richtlinie der EU ist.

Laut Chapron sind südeuropäische Länder oft besser in der Lage, neue Wolfspopulationen zu akzeptieren, als in Nordeuropa. Einige Länder mit relativ kleinen Wolfspopulationen, darunter Finnland und Norwegen, praktizieren nach wie vor jährlich umstrittene und illegale Tötungen der Tiere.

Und obwohl ihre Rückkehr von Naturschützern und einigen Mitgliedern der Öffentlichkeit begrüsst wurde, hat sie Gegner und Bauern wütend gemacht, die sagen, dass sie eine Bedrohung für Menschen und Vieh darstellen. Dabei sind es genau die Viehbauern, welche Jahr um Jahr Millionen von Schafe, Schweine, Kühe usw. töten lassen.

Chapron sagte abschliessend, es sei an der Zeit, sich über das «Rotkäppchen» -Bild des Wolfes hinaus zu bewegen.

«Wir müssen unser Denken ändern. Andere Arten, wie Wildschweine, sind – im Gegensatz zum Wolf – regelmässig Bedrohungen für den Menschen, werden aber toleriert. «

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